Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sie zubeleidige / dessen ich so mannichen Beweiß mit meinen Augen angesehen /daß jederman sich uber solche Gelindigkeit zum höchsten verwundern muß. Ey so wünsche ich dem verwägenen Menschendiebe ein auffgeblasenes trotziges Herz / sagte sie / daß er nicht ungestrafft uñ mit dem Leben davon komme / er dürffte sonst dereins gelegenheit suchen / sein Schart wieder auszuwetzen /und möchte der lezte Betrug wol ärger werden als der erste. Ich wil nicht hoffen / antwortete er / daß wir uns dessen vor ihm werden zubefürchten haben / dann zum wenigsten wird man ihm die Finger dergestalt beschneiden / daß er des kratzens nicht mehr machen kan; nur möchte ich wol wissen / wie seines Sohns Tod ihm gefallen werde. Sehr lieb / sehr angenehm wird ihm derselbe seyn / antwortete sie; dann über einem Raub / der ihrer / dem Himmel sey Dank / keinem bescheret wahr / entstund eine solche unversöhnliche Feindschafft zwischen Vater und Sohn / daß wo meine Brüder und Freunde diese scheidung nicht gemacht hätten / würden sie ausser allem Zweifel sich unter einander auffgerieben haben / massen aus des Sohns Munde ich selbst gehöret / es müste ihm sein Vater in der Liebe / oder durch den Tod weichen /oder aber er wolte seinen Kopff dran strecken. Es verließ sich aber dieser auff der gemeinen Kriegsknechte und der Häuptleute Gunst und Beistand / welche er als einen Mann auff seine seite gebracht hatte; hingegen verfuhr der Vater mit Troz und Verwägenheit /welcher / nach meines Herr Vaters Meynung / den Sohn in kurzer frist mit eigener Faust erwürgen / oder durch einen Meuchelmörder es verrichten würde. Ich vernehme / sagte Arbianes / der Sohn sey schon einmal mit meinem Fräulein auff der Flucht gewesen /und wieder eingehohlet worden. Ja / antwortete sie; so bald er auff der Reise verstund / daß sein Vater selbst willens währe / mich zuheirahten / suchete er gelegenheit / mir solches zuoffenbahren / nebest dem Vorschlage / dafern ich sein Gemahl mit gutem Willen werden wolte / hätte er ein Mittel erdacht / mich davon zubringen; welches mein Vater mit einer zweifelhafften Zusage beantwortete / und von ihm die äidliche Verheissung nam / daß er mich / ehe wir ingesamt in völlige Freiheit gesetzet währen / nit berühren wolte. Worauff er zwar mit mir davon ging / des Vorsatzes / mich in der Römer Gebiet hinzuführen /aber er ward von seines Vaters Leuten zu fruh an ausgekundschaffet / und zurük gehohlet. Wir werden uns aber vor dißmahl in solchem Gespräch mässigen / uñ uns an die Speisen machen / weil es hohe Zeit ist / das Mittagsmahl einzunehmen. Er ließ sich darzu leicht bereden / legte dem Fräulein vor / und assen mit gutem Lust; Hernach setzeten sie allerhand Unterredungen fort / biß es zeit wahr / sich zu der Reise oder Wanderschaft fertig zumachen.
Unsere Fürstliche Geselschaft feirete desselben Tages auch nicht / dañ so bald der Tag anbrach / ward zu allererst durch das ganze Lager ausgeruffen / daß der GroßFürsten älterer Sohn / Fürst Herkules aus der Fremde wieder zu Lande geschlagen / und bey der Furstlichen Versamlung sich befünde / währe eben der ertichtete Persische Gesanter / Valikules / unter angenommener fremder Gestalt / welcher die Schlachtordnung gestellet / die Völker an den Feind geführet / und durch seine Tapferkeit die überwindung erhalten hätte; und ob dieser trefliche Held gleich vor diesem bey seinem Herr Vater währe angetragen / als ob er einen schändlichen Glauben angenommen / der Tugend abgesaget / und ein Feind aller Erbarkeit / des Vaterlandes / und der Teutschen Freyheit worden währe / so hätte doch sein H. Vater nunmehr das Wiederspiel gnugsam erfahren / und daher diesen seinen lieben Sohn gerne und willig zu Gnaden auff und angenommen / welcher hingegen sich gnug und übergnug verpflichtet / seine unverschuldete Verleumdung / als welche aus unwissenheit / und falschem Geschrey entstanden / an keinem einigen Menschen zurächen / ungeachtet ihm sehr wol bewust währe / daß ihrer gar wenig Ursach und Schuld daran trügen / denen doch ohn Nachfrage solte verzihen und vergeben seyn. Diesen Raht gab Herkules selbst /damit die anwesende Pfaffen / die sich bey dem Heer funden / keinen Auffstand seinetwegen erwecken und aus furcht der Straffe uneinigkeit machen solten. Das Heer / welches gleich umb erläubnis zur Plunderung anhielt / erfreuete sich dieser Zeitung sehr / insonderheit die gemeinen Knechte / als denen wol bekant wahr / was gestalt Herkules vor
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