Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
versessen. Demnach verzeihet mir / daß ich euch nicht gehorsamen kan. Als Krito hierauß merkete / daß seine ertichtete Demuht nicht helffen wolte / ließ er seinen Trotz hören und sagete; Was solte man einem Herschenden Fürsten des Henkers Schwert anbieten /und um einer Liebetaht Willen ihm den Tod ansagen /der bißher ein Furcht und Schrecken aller seiner Feinde / auch der Römer selbst gewesen ist? dahin müste es noch in langer Zeit nicht kommen / sondern zuvor dz oberste zu unterst gekehret werden / dürffte auch eine solche Rache drauff erfolgen / daß Kindes Kinder darüber zuklagen hätten; darum gehet hin / und warnet eure Herren / daß sie sich nicht selbst in das unvermeidliche verderben stürzen / welches auff meinen Tod nohtwendig erfolgen muß. O mein Herr dräuet ja nicht / sagte Prinsla / ihr habt gewißlich nicht mit Kindern und furchtsamen Memmen / sondern mit Fursten und Tapffermuhtigen Helden zutuhn / deren Muht und Macht unüberwindlich ist; bedenket demnach vielmehr wie ihr wol sterben möget / weil euch zuleben nicht mehr möglich ist. Wie nun zum Henker / antwortete Krito / nennestu Lecker mich nur schlecht hin einen Herrn / und weist daß ich der Großmächtige freie Beherscher des unüberwindlichen Volkes der Wenden bin? Er wolte in seinem Trotze fortfahren /aber Prinsla fiel ihm in die Rede und sagete: Du bist aber auch ein boßhafftiger Räuber und Menschendieb / und viel zu wenig in deinen Banden / daß du einen redlichen Ritter beschimpffen / und vor einen Lecker schelten soltest; hast dich auch zuversichern / daß wann du dem Henker nit schon zugesprochen währest / ich bey meinem allergnädigsten Könige leicht erhalten wolte / es mit dir durch eine ritterliche Kampf auszutragen / worzu ich dich aber nunmehr / nicht als einen gewesenen Fürsten / sondern als einen schmäh süchtigen schändlichen Räuber / der seiner übeltaht überwiesen ist / unwerd halte. Hiemit ging er von ihm hinweg / vol Zorn und Grimmes / daß er diesen Schimpff muste ungerochen über sich gehen lassen. So bald er den Fursten solches hinterbrachte / ward das Gericht gehäget / Siegward / Fabius / Leches und Neda zu Richter verordnet / uñ Gallus befohlen / mit dem Scharff Richter und seinen Steckenknechten hinzugehen / welcher die gesprochene Urtel an dem boßhafften Räuber ohn verweilen volstrecke / auch wañ er mit willen nicht nach der Richtstat gehen wolte /ihn durch sechs Kriegsknechte dahin schleppen lassen / und ihm den Schedel herunter schlagen solten. Der Scharff Richter / als er zu dem gefangenen in das Zelt trat / ward er von ihm ganz verwägen gefraget / was sein begehren währe. Worauff er antwortete: Der Furst würde ihm gnädig verzeihen / und sichs gefallen lassen / die Volstreckung der Urtel von seiner Hand gutwillig anzunehmen / weil es anders nicht seyn könte. Was? sagte Krito / woltestu ehrloser Schelm einen herschenden Fürsten berühren? geschwinde packe dich hinweg aus meinen Augen / und sage deinem GroßFürsten / ich lasse ihn wegen dieses unleidlichen Schimpffs zum Kampffe auff Leib und Leben ausfodern. Dessen habe ich keine Volmacht / sagete dieser / sondern ich frage nochmahls / ob der Furst willig mitgehen wolle / alsdann wil ich oder meine Diener keine Hand an ihn legen; wo nicht / ist mir aufferlegt / den Fürsten hinzuschleppen / und das Nachrichter Amt zuvolstrecken / da der Fürst wählen kan / was ihm beliebet / dann ich bin schuldig meines Gn. Herrn Befehl nachzukommen. Hier fing Krito an zuzittern und zu beben / drängete sich in einen Winkel / und rieff ohn unterlaß bald über Gewalt / bald umb Gnade. Gallus redet ihm etwas tröstlich zu / und ermahnete ihn / sich des mitgehens nicht zuwegern /es möchte leicht bey der Gerichtsstat durch bitte mehr Gnade / als hieselbst durch Widerspenstigkeit zuerhalte seyn. Also ließ der erschrockene Mensch sich bereden / und ging hin. Er ward aber auff Befehl des Weges hergeführet / woselbst Niklot am Spiesse steckete / und ein über alle masse grosses Elende betrieb /kennete ihn doch nicht / und fragete Gallus / was dieser arme Mensch so schwer verbrochen hätte / daß man so grausam mit ihm verführe. Mein Herr / antwortete er / es ist der verwägene Schelm / welcher meinen gnädigsten GroßFürsten durch falschen Schwuhr in die Gefängniß gebracht. Was? sagte er /ist das mein getråuer Niklot? So sol sein Nahme seyn / antwortete Gallus. Krito entsetzete sich über der harten Straffe / daß ihm alle Krafft entging / trat ihm
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