Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nicht wenig erschrak / aber durch Herkules Freihmutigkeit getröstet ward / der seine Geselschafft also anredete: Ihr redlichen Brüder / sehet wie eine Menge der Schelmen wir schon abgeschlachtet / und deren gleichwol noch so viel in der Höhle sich auffhalten; aber lasset euch vor denselben nicht grauen; die stärkeste sind erleget; ihre beyde Führer dürffe vor Häuptweh nichts mehr gebrauchen / die Gottes Allmacht durch meine schwache Hand abgestraffet hat. Freuet euch aber / daß wir der Höhle Meister sind /und sie ohn unsere Vergünstigung nicht heraus kriechen können. Wiewol ich willens bin / ihnen ein Loch zu machen / daß wir sie locken / und zur gebührlichen Straffe zihen; dann ich bin des gänzlichen vorsatzes /diesen Ort nicht zuverlassen / biß der herliche Sieg völlig wird erstritten seyn. Seine Leute rieffen / er möchte nach seiner Weißheit ordnen / sie wolten alles gerne bey ihm und bey ihrem Ritmeister auffsetzen. Darauff lies er sie Odem schöpffen / zählete sie / und befand / daß er bey diesem andern treffen vier gute Kerle zugesetzet hatte / und ihrer sechse zimlich verwundet wahren / welche er nach dem Frauenzimmer schickete / da man sie verbunden hatte / und die außgeruheten von dannen abfoderte / das sein Häufflein noch in dreissig bewehrten bestund / dieselben mitgerechnet / welche die Außgänge verwahren musten.
Es lieff aber ein Reuter herzu von der ersten Höhle / und schrey über laut / Waffen Waffen? Herkules ging ihm mit den seinen entgegen / und vernam daß seine beyde Gesellen mit pfeilen aus der Höhle verwundet / und dieser entrunnen wåhre / der Feinde außsteigen anzumelden; eilete deßwegen fort / und sahe / daß schon drey und zwanzig hervorgekrochen wahren / denen das Gewehr auß der Höhle zugerichtet ward. Er überfiel sie mit ganzer Macht / und wurgete mit den seinen immer vor sich weg / daß sie auff den Erschlagenen stehen und fechten musten. Der junge gefangene Räuber wolte sein Leben wieder verdienen / stritte gewaltig / und erlegte drey Feinde in kurzer Zeit; welches Herkules sehend / zu ihm sagete: Halte dich wol mein Kerl / du solt dessen geniessen / davor wil ich dir Bürge und Schuldmann seyn. Die gewapneten Reuter sahen dieses Tapfferkeit zu ihrer Erinnerung an / daß sie sich selbst auffmunterten / und eiferiger als vorhin fochten / daher sie in einer halben Stunde LII Råuber dieses Orts erlegeten / hingegen an ihrer Seite drey nider gehauen / und viere verwundet wurden; und kam den unsern sonderlich zu statten /daß Ladisla den Feind gar zeitig vom Loche trieb /und sie sich weiters nicht herauß wagen durften. Nun hielten sich doch nach des Räubers Anzeige / noch XLII darinnen auff / da hingegen ihrer nur zwey und zwanzig gesunde übrig / und zwar zimlich mat wahren / weil sie des Tages weder Speise noch Trank genossen hatten. Ladisla gab acht / daß die Außgänge fleissig besezt würden / und als er zimliche Sicherheit vernam / ging er zu dem Frauenzimmer / die vor Angst schier verschmachteten / weil sie hinter dem Gepüsche das klappern der Waffen / das schreihen der kämpfenden / und das Geheule der sterbenden höreten. Seine Ankunfft gab ihnen grossen Trost / insonderheit / weil sie vernahmen / daß er ohn wunden war. Sie fragten alle zugleich / ob der grausame Streit sich nicht schier geendiget / und die Räuber erschlagen währen. Denen er zur Antwort gab: wann sie ein anderthalb hundert todter Leichnam sehen / und die annoch übrigen Räuber erwürgen helffen wolten / müsten sie nicht lange seumen; tröstete sie in ihrem zagen / uñ machte sich wieder zu seiner Geselschaft /welche durch des jungen Räubers Anleitung einen lustigen Brunnen antraffen / und sich zimlich labeten /weil es ein heisser Tag wahr. Unsere Helden aber hielten Raht / wie es weiter anzugreiffen seyn würde; Sie wahren an Mannschafft schwach / und fast ermüdet; hingegen die in der Höhle frisch und in grosser menge; daher wolte der Stathalter / daß man auff die nähesten Dörffer schickete / und Bauren herzu ruffen liesse. Aber Herkules wendete dagegen ein / die Dörffer währen zimlich weit abgelegen / und würde ihre ohn das geringe Mannschafft dadurch geschwächet; wie bald könte sichs zutragen / daß die in der Höhle sich auß Verzweifelung ermanneten / und einen verwägenen Außfall hielten: Seine Meynung währe / daß man bey einander bliebe / und in Gottes Namen das Werk zum Ende brächte; setzete den Helm auff / und redete sein Häuflein also an: Wie wollen
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