Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
wahr ohn Waffen / und hatte nur sein leichtes Seiten-Gewehr bey sich / daher Ladisla ihn vermahnete / bey dem Frauenzimmer zu bleiben / biß man bessere Kundschafft eingezogen hätte. Welches er also beantwortete: Wie mein geliebter Herr Sohn / seyd ihr dann diesem Lande mehr schuldig als ich / daß ihr fechten /und ich in der Sicherheit verborgen liegen solte? fing hierauff an / die anwesende Reuter also anzureden: Nun lasset sehen / ihr meine Söhne / wie träulich ihrs mit dem Vaterlande meynet. Hier ist Ehre / Ruhm und Belohnung zu erstreiten / so daß euch das Glük mit beyden Händen zur Niessung ihrer Gaben herzuwinket; Lasset euch nur eine geringe Gefahr nicht abschrecken / noch eine kurtze Arbeit verdrießlich seyn; Ich verspreche euch bey meiner Redligkeit / höhere Vergeltung als ihr selbst nicht gedenken möget; tuht nur die Augen und Ohren auff / und folget euren Führern / welche / ungeachtet sie Fremdlinge sind / dannoch sich willig vor die Wolfahrt unsers Landes darbieten / in welchem sie nicht einen fußbreit eigenes haben. Dafern nun die feindselige Räuber sich werden hervormachen dürffen / so greiffet sie frisch und tapffer an / ich wil vor eines jeden Feindes Häupt hundert Kronen erlegen. Uber dieses erbieten wurden sie dergestalt beherzt gemacht / daß sie versprachen / ritterlich zu siegen oder ruhmlich zu sterben.
Herkules blieb inzwischen immer fleissig vor der Höhle stehen / und nach tiefsinniger Horchung merkete er / daß das Getümmel sich immer weiter hinein zohe / deßwegen er X Reuter wählete welche den Harnisch ablegen / und umbher gehe musten / zuvernehmen / ob die Hohle etwa mehr Eingänge hätte; besetzete dieses Loch mit drey Mann / und stellete die Völker in gute Ordnung / mit Befehl / wessen sie auff Begebenheit sich verhalten solten. Es stund nicht lange an / da kahmen die außgeschikten wieder herzu / und brachten Kundschafft ein / daß sie noch eines Loches gewahr worden / aus welchem sich gepanzerte Männer hervor tåhten / und zum Streit fertig macheten. Nun dann geschwinde auff / sagte Herkules; trat zwischen Ladisla und den jungen Fabius vorne an / und hies Klodius mit XIV Mann folgen; die übrigen aber unter Markus Befehl sich gefasset halten. Sie funden /daß sich schon XX Räuber aus der Höhle hervorgemacht / und das Loch ringsumher besetzet hatten /daher Herkules sagte; man müste allen Fleis anwenden / daß nur der Eingang erstritten / und die Feinde davon abgetrieben würden; tahten hiemit den Angriff / und funden wieder vermuhten starke Gegenwehr /weil jene den äussersten Fleiß anwendeten / des Lochs Meister zubleiben; dann also ward ihr Hauffe immer gemehret / so lange sie Freyheit hatten heraus zu steigen. Herkules lies Markus mit XII Mann zu sich fodern / gieng neben Ladisla mit ungläublicher Krafft auff die Räuber / und kunte doch ihrer keinen weichen machen / sondern auff dem Platze ihres ersten Standes liessen sie sich niederhauen; welchen Verlust die lebendigen nichts achteten / weil ihr Hauffe stets gemehret ward. Klodius merkete daß auff der andern Seite des Loches der Feind so festen Stand nicht fassen kunte / deßwegen er selbst sechse durch die Hecken brach / und nach kurzem Gefechte das Loch dieses Orts erstritte / dessen Herkules sich freuete / und seine Tapfferkeit rühmete / weil dem Feinde das Außsteigen hiedurch schon benommen wahr; muhtigte daher seine Leute auff / und das mit Abschneidung der Råuber-Köpffe sie sich nicht hindern solten / er wolte ihres wolverhaltens ihnen schon Zeugnis geben / und ihnen das versprochene Geld zehnfach verschaffen. Darauf ging das schlachten grausam fort / und wurden XXXVI Räuber hieselbst erschlagen / das nur ein einziger davon außreiß / welchen sie zwar leicht håtten nidermachen können / aber Herkules wehrete solches / und befahl / ihn lauffen zu lassen / jedoch zu verfolgen / daß man sähe / wohin er sich wendete / würde alsdann ohn zweifel ihnen an stat eines Spürhundes dienen können. Er aber besetzete dieses Loch mit drey Mann / und vernam nicht ohn schmertzen / daß er bey dieser Schlacht drey Reuter eingebusset hatte. Seine Völker musten alle zusammen treten / ohn die das Frauenzimmer und die beyden Löcher bewahreten / und befand / daß sie noch drey und dreissig Mann stark fechten kunten; hielt eine kurze Vermahnung / in welcher er ihre schon erzeigete Tapfferkeit rühmete / und zur Standhafftigkeit sie ermahnete / welches ihnen mit statlichen Schenkungen solte vergolten werden.
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