Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Verrichtung wol würde zuentschuldigen seyn. Zuentschuldigen? sagte König Baldrich; wolan / laß uns deine Entschuldigung besehen. Du wendest ein /deine Göttin Freia habe dichs geheissen. O mein Kerl; der boßhafftige Lügen Geist / der leidige Teuffel hat dich gereizet / du Erz-Bösewicht; derselbe hat gefallen an Unfrieden / Krieg und Blutstürzung / und ist ihm dannoch / dem allerhöchsten Gott sey Dank /nach seinem Willen nicht gelungen / dann er hatte euch allen viel ein grösseres Verderben zugeschnitten / wann nicht viel ein stärker es gnädigst abgewendet hätte; aber gesetzet / deine Freia habe es dir befohlen; hättestu dann nicht deiner weltlichen Herschafft es zuvor anzeigen sollen? Wie leicht hättestu mirs können sagen / als du umb Urlaub der Reise bey mir anhieltest / und das währe deine Schuldigkeit gewesen. Aber Gott Lob / daß es schon so weit kommen ist /und du erkennest / auch bekennen must / deine vermeinete Göttin habe dich hinter das Licht geführet /weil du augenscheinlich sihest / daß dein Vornehmen den glüklichen Fortgang nicht erreichet; so wirstu auch diese Stunde empfinden / ob sie dir wider des Henkers Schwert Schuz halten werde; meinest du aber / daß die wahre Gottheit wol könne mit Lügen umgehen / und ichtwas wider die Warheit vorbringen? Nein; die gesunde Vernunfft lehret dichs ja / daß Gottheit / das volkomenste Gut / mit dem schändlichen Laster der Lügen und Betriegerey durchaus keine Gemeinschafft haben könne. Dann was Gott oder göttlich ist / das leuget nicht / und wz da leuget und treuget / das muß oder kan ja kein Gott seyn. Nach dieser RedeEndigung muste der angemassete Feldherr Großpfaffe Seifart mit seinem Statverweser Großpfaffen Hardek / und andern Redlensführern hervortreten /und die ganze Zahl der recht schuldigen mit ihrem ja bekräftigen / deren annoch 22 lebendige Pfaffen und 16 Handwerker uñ Bauren wahren / denen ihr Verbrechen vorgehalten / die Urtel gesprochen / und alle durch des Henkers Schwert abgetahn wurden. Die übrigen Pfaffen wurden vorgefodert / und befraget / ob sie mit ihres GroßFürsten und seiner Söhne gnädigstem anerbieten und gegebener Erklärung friedlich /und wie der Adel und Gemeine gutwillig getahn / solches anzunehmen bedacht währen; welche alle einen demühtigen Fußfal leisteten / ihren Irtuhm uñ Missetaht bekenneten und beräueten / auch allen Gehorsam versprachen / bahten daneben untertähnigst /daß die Großfürstliche Zusage wegen des alten Glaubensfreyheit in ihrer Kraft verbleiben möchte. Der Adel und die Gemeine bahten sehr vor ihr Leben /und bekahmen darauff ohn fernere nachforschung ihres verbrechens vollige verzeihung / und nochmahlige versicherung ihrer Geist- und weltlichen Freyheit; daher ein solches Frolocken unter den Völkern entstund / daß auch die Pfaffen selbst es bereulich beklageten / daß sie wieder solche fromme gnädige Herrn sich auffgelehnet hätten. Als nun der GroßFürst sahe /daß die Untertahnen überal ein gutes Herz gegen ihn gefasset hatten / ritte er selbst / von wenigen seines Landadels begleitet / bey ihnen umbher / hieß sie diesen Abend ruhen / die Todten begraben / und folgenden Morgens mit alle ihrem Gewehr erscheinen / so daß die Teutsche alle miteinander allein / die Böhmen und Friesen aber zur seite halten solten; welches alles nach seinem willen ging / da er den Elefanten ausrüsten hieß / und vor das Teutsche Heer stellen / stieg mit seinen Söhnen und Ladisla hinauff / welche sich Schneeweiß uñ Königlich gekleidet hatten / und musten von den ädlen / Pfaffen und gemeinem Manne 300 in gleicher Anzahl umb den Elefanten hertreten; er aber fing diese Rede zu allen Anwesende an: Liebe geträue Untertahnen und Landsassen; ich und wir alle miteinander haben Gott hoch zu danken / daß er des bösen Feindes Vorhaben gesteuret / und das angestiftete Elend gnädig abgewendet hat / da die Obrigkeit und Untertahnen / Väter und Kinder / Brüder und Anverwanten einander grimmig auffreiben solten; nun aber / Gott lob / an stat dessen / eine löbliche Vertrauligkeit und fester Friede angerichtet und gestiftet ist / nachdem gleichwol / welches ich hoch beklage /über die 30000 meiner Untertahnen dz Leben einbüssen müssen. Euch allen ist wol bewust / und bedarfs keines weitläuftigen erzählens / was gestalt vor wenig Jahren ich meinen herzlieben älteren Sohn / Fürst Herkules / aus meinem Reiche verbannet habe / umb daß er nicht allein einen fremden / uns unbekanten
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