Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
die Leutlein keine Anzeige zutuhn / wohin sie sich wenden solten / deswegen sie über Nacht daselbst blieben / und sich sein ausruheten; aber als des folgenden Morgens sie fort wolten / und kein klein Geld bey sich hatten / die geringen Speisen zuzahlen /auch niemand die Gold Kronen kennete / ob sie gut währen oder nicht / muste Wolfgang an stat der bezahlung seine Schuch im stiche lassen / wie ungerne er auch wolte. Sie brachen doch wieder loß / und tanzete dieser auff den Söcken / dessen er dann nicht ungewohnet wahr / und dannoch das Fräulein groß Mitleiden mit ihm trug / beteurend / wann sie solches hätte wissen sollen / wolte sie ungessen blieben seyn; dessen er aber lachete / sie versichernd / wann er sich vor ihr nit gescheuhet / würde er des vorigen Tages seine Schuch lieber unter dem Arme / oder auff einem Stecken über der Schulter / als an seinen Füssen getragen haben; dann es ist mit einem Menschen / sagte er / als mit einem Pferde / welches wann es nicht von Jugend auff zu den Huefeisen gewehnen ist / gehet es unbeschlagen viel besser; also finden sich unter uns Bauren / die stölpern immerfort / wann sie in Schuhen gehen / da hingegen sie barfuß fest und geschwinde fort treten. Nun mein lieber Wolffgang / antwortete sie / last es geschehen / daß ihr meinet wegen einen Tag barfuß gehen müsset / uñ zweifelt nicht / daß / so bald mir mein Gott zu meinen lieben Eltern hilfft / es euch an Stiefeln und vergüldeten Sporn nicht mangeln sol. Behüte Gott / Frau / antworte er / wie solte ich darzu kommen / ich möchte sie dann meinem Herrn in der Hand oder unterm Arme nachtragen. Ihr solt sie keinem Herrn nachtragen / sagte sie / sondern selbst ein Herr seyn / und seyd dessen gewiß / daß ich noch einen Aedelman aus euch zumache gedenke. O gn. Fr. antwortete er; so würde gar nichts guts aus mir werde; dañ weiß sie nit dz bekante Sprichwort: Kein Schermesser so scharff je schiert / als wañ ein Baur zum Herrn wird. O nein / ich wil gern uñ lieber in meine nidrige Stande mich halten / wañ ich in demselben zimliche Lebensmittel habe / als hoch steigen / uñ ungewiß sitzen; dañ wer wolte mich doch vor einen Aedelman halte / da ich in einer groben uñ tölpischen Baurenhaut stecke. Wañ ich demnach wissen solte /dz meine gn. Frau ein solches aus Ernst redete / wolte ich keinen Schrit weiter gehe / ehe dieselbe mir gnädig versprochen hätte / mein mit solcher Ehre uñ Hocheit zuverschone. Gebt euch zufriede Wolfgang /sagte sie / ich verspreche euch hiemit / dz wieder euren willen euch nichts begegne sol / lasset uns nur Gott fleissig anruffen / daß er uns zu meinen Eltern bringe. Also verkürzete er dem Fräulein sonst des weges Ungelegenheit mit allerhand einfältiger Unterredung / da er ihr angeloben muste / daß in dieser Fremde er sich vor ihren Ehman ausgeben solte / welches zu ihrer Ehren rettung am dienstlichsten seyn würde. Sie gelangeten des späten Abends bey ihrer geringen Speise / welche sie zu sich gestecket hatten vor einem Flecken an / da das Fräulein vor mattigkeit keinen Fuß mehr von der Stete bringen kunte. Ihnen begegnete ein armer Betler / welcher sie umb eine Gabe ansprach / zu dem sie sagete: Ach ich solte euch ja wol billich etwas geben / aber ich habe nichts damit ich euch aushelffen kan; gehet aber mit mir in den Flecken / und zeiget mir eine Herberge / daselbst wil ich nach meinem geringen vermögen euch gerne mitteilen. Dieser wahr darzu willig führete sie zu einer Witwen / und empfing von ihr einen Groschen /nachdem die Wirtin ihr eine Krone gewechselt hatte /da sie zu dem Betler sagete: Ach ihr guter Mann / seid ihr doch noch elender als ich bin / aber vor dißmahl weiß ich euch weiters nicht zuhelffen; soltet ihr aber etwa nach Magdeburg kommen / und vor des GroßFursten Schlosse eine Almosen suchen / so fraget nach einer / nahmens Klara / alsdann wil ich euch ein mehres schenken. Dieser nahm den Groschen vorlieb /und gedachte / der Weg währe ihm viel zu weit / eine Verehrung daher zu hohlen. Das Fräulein ließ ihr gute Speise und Trank reichen / und wahr ihr ein grosses /daß ihr alles auff der Reise so wol schmeckete. Sonsten wahr Gottes Kraft in dieser Schwachen sehr mächtig / daß sie gar ein gutes Herz fassete / Gott wurde sie zwar wegen ihrer Sünde züchtigen / aber ihr gnädig wieder helffen; worüber sie oft vor Geistes-freude lachete / und in ihrem Herzen sagete: Ach du frommer Gott / ich bin ja durch meines lieben Fürsten unterweisung (welchen
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