Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
du dir in deinen gnädigen Schuz wollest lassen befohle seyn) dein Kind worden / und erfreue mich auch / daß du so zeitig anfangen wilt / meinen Glauben und Gehorsam durch deine väterliche Zucht-ruhte zubewehren; aber ach mein lieber Vater / handele mit mir schwachen nach deiner Gnade / und lege mirs doch nicht schwerer auff / als ichs ertragen kan / alsdann wil ich dir in Kindlicher Geduld gerne aushalten / wañ du nur mein Vater / uñ ich dein Kind bleibe; bey welchen Gedanke sie auch vordißmahl ihre Andachts-Trähnen vergoß / als die Wirtin sich zu ihr niedersetzete / und sie fragete / von wannen sie kähme / und wohin sie gedächte. O sagte sie / ich komme von der Isel / und mein weg ist nach der Elbe / wann ich ihn nur finden könte. Nach der Elbe? antwortete sie / das ist weit hin; doch zu zeiten kehren Karren und Wagen bey mir ein die des Weges hinreisen / mit welchen ihr füglich werdet überkommen; und wann ihr euch mit nähen behelffen köntet /wolte ich biß zu solcher Gelegenheit euch gerne bey mir behalten / dann mein Mañ ist mir leider vorm halben Jahre mit Tode abgangen / und hat mich schwanger hinter sich verlassen / daß ich nunmehr alle Tage der Entbindung gewärtig bin; wollet ihr mir nun etlich Kinderzeug verfertigen / wil ich euch dessen gebührlich lohnen / und eurem Manne auch im Hause Arbeit verschaffen / daß er die Kost haben sol. Dem frommen Fräulein gefiel dieser Vortrag sehr wol / weil ihr unmöglich wahr / auff ihren Füssen zu wandern; ließ sich mit ihr ein / und machete alles was sie begehrete / wolte aber kein Geld zu lohne haben / sondern baht /daß sie umb so viel besser gespeiset würde / weil ihr Magen die harten Speisen nicht wol verdaue könte; schmierete auch diese Zeit über ihre Füssefleissig /daß sie in kurzer Zeit ganz heile wurden / und bezeigete sich im Hause nit anders als eine Dienstmagd /welche von Jugend auff darzu gewähnet währe / daß Wolfgang sich dessen nicht gnug verwundern kunte. Ihre Frau aber gewann sie sehr lieb wegen ihrer träue und fleisses / daß sie sich erboht / sie so lange zubehalten / als es ihr selbst gefallen wurde. Einsmahls fragete sie Wolfgang / ob ihr das Herz nicht weh tähte / daß sie einer so geringen Frauen müste auffwärtig seyn; dem sie zur Antwort gab: Mein guter lieber Freund / warumb solte mir deswegen mein Herz wehe tuhn? Der Almächtige Gott / dem wir Menschen alle mit einander auff gleiche weise unterworffen sind / hat mir seinem Kinde solches aufferleget / solte ich dann demselben entgegen murren? Nein O nein! derselbe verfähret ja noch gnädig mit mir / giebet mir das tägliche Brod / und bewahret mich vor Unehr und Schande; davor bin ich schuldig ihm von herzen zudanken /und daneben nicht zuzweifeln / daß es ihm gar ein geringes und leichtes sey / mich in vorigen Stand wieder zusetzen. Diesem gingen wegen solcher Rede die Trähnen aus den Augen / und fing darauff also an: Ach Frau (anders muste er sie nit nennen) / ich bitte euch lauter umb Gottes willen / gönnet mir doch / daß ich allein nach euren Eltern reise / ihnen euren Zustand anzumelden / damit ihr diesem Elende möget entrissen werden; Ihr seyd ja nun an einem Orte / da ich euch zufinden weiß / und sollet meinem guten Raht nach / hieselbst verbleiben / biß euch gnugsame Begleitung zugeschicket werde; solte aber solches in dreyen Wochen nicht erfolgen / daß ich etwa auff meiner Reise in Unfal kähme / welches ich doch nicht hoffen wil / so gebet euch dieser Wirtin nur kühnlich kund / dieselbe wird alsdann alles ihr Vermögen (aus Hoffnung grosser Vergeltung) gerne daran wenden /daß euch gebührlich geholffen werde; Und dafern ihr in diesen meinen geträuen Raht nicht werdet einwilligen / wird mir entweder mein Herz aus Mitleiden zerspringen / oder ich werde wider euren Willen mich auff den Weg machen. Welche Rede er mit einem hefftigen weinen beschloß / und (weil sie allein wahren) durch einen Fußfal baht / ihren Willen in seine Reise zugeben. Das Fräulein kunte seiner grossen herzlichen Träue sich nicht gnug verwundern / umfing ihn als ihren Bruder / und sagte: Mein lieber und wahrer Freund / was hat doch mein Gott mir vor eine grosse Gnade und Woltaht erzeiget / daß er euch zu mir geführet hat. Zwar ich habe mir bißher steiff vorgenommen / euch keines weges von mir zulassen /sondern auff gelegene Fuhre zuwarten / und alsdañ mit euch zugleich auffzubrechen; aber weil ihrs anders vor gut ansehet / wil ich einwilligen / dz nach Verlauff dreyen
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