Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Quellen dieser auffsteigenden Flamenstralen. Umbher stunden die Worte mit grünen Buchstaben: Coelestis Medicina facile reparat quod per se periit. Das ist: Die himlische Arzney machet leicht wieder gut / was durch sich selbst verderbet ist. Ein sehr herlicher Spruch / sagte Valiska / wann er nur recht verstanden und erkläret wird; aber der Nahme oder die Buchstaben unten an den Strahlen müsten nicht die gesetzeten / sondern diese seyn: C.R.E.A.T.O.R. Das ist; der Schöpfer / oder der wahre Gott. Farabert fuhr in seiner Erzählung fort; es hätte Fürst Markomir oben auff dem Helme einen andern Strahl / welcher einen verwelketen Graßstengel wieder grünend machete und in die höhe richtete / und darunter dieses Wort: Desuper Auxilium.
Die Hülffe komt von oben herab. Das ist ein recht löbliches Wort / sagte Valiska / und möchte wünschen / daß des Fursten Brieff hiemit zustimmete; wie aber? wird der liebe Fürst meinem Gemahl und mir nicht die Ehre antuhn / uns zuzusprechen. Wir werden gewiß nit unterlassen / unsere Gnn. Eltern / euren König und Königin zubesuchen / weil wir nicht zweifeln / wilkommen zu seyn. Ja / Großmächtigste Königin / antwortete er / höhere Vergnügung würde meinem Könige nicht begegnen / werde auch keine angenehmere Zeitung nach hause bringen können als diese. Sie besahe nachgehends die überschicketen Sachen / deren sie sich verwunderte; dañ da wahren zwo Königliche Kronen und Reichsstäbe; Hals- und Armketten von dik gegossenem Golde / Pferdespangen und Puckeln aus gleichen Erz; und Steigbügel von hohem wert. Hernach die allerzarteste Linnewand / die Menschen Augen jemahls gesehen / uñ allerhand Bettegerähte /Tisch- und Tellertucher / und was zur uberflüssigen auszierung eines Königlichen Essesaals / Verhör-stuben / geheimen Zimmers / und Schlaffgemachs kan oder mag gefodert werden; welches sie hernach dem andern Frauenzimmer zeigete / welche bekenneten /deßgleichen nie gesehen zu haben. Es ward Farabert Königlich beschenket samt allen seinen Dienern / da die 46 so die Wetscher auffgetragen hatten / alle mit köstlichen neuen Kleidern versehen wurden / und jeder 300 Kronen Baarschaft / Farabert aber zu sechs Kleidern allerhand teurbahre Tücher / und 8000 Kronen / auch vor 6000 Kronen Kleinot bekam; seinen übrigen 204 Reutern wurden jedem 60 Kronen ausgezählet / und bey jeder Mahlzeit jedem eine Krone verehret. Farabert hielt zwar an / daß er des vierden Tages nach seiner Ankunft gnädigst möchte abgefertiget werden / aber sie vermochten ihn / daß er die Zeit der angesetzeten Krönung abzuwarten versprach; weil aber solche durch einen feindlichen Uberfal verhindert ward / ging er am Tage der unglüklichen Zeitung nach empfangenen Briefen eilig fort nach seinem Könige.
Das allerliebste Fräulein ward nunmehr als eine Erschlagene von ihren verwanten herzlich betrauret / so daß auch bey Herkules selbst wenig Hoffnung ihres lebens mehr übrig wahr / dessen er aber sich nicht merken ließ / damit der Eltern betrübnis nicht dadurch vermehret wurde; aber der grundgütige Gott wolte sie in ihrer elenden Magdschaft nicht lange stecken und verächtlich halten lassen / sondern sie den ihren nach seiner väterlichen Versehung wieder zuführen. Dann Wolfgang sinnete Tag und Nacht / wie er sie nach dem Elbstrom bringen möchte / ob er gleich sein Leben darüber einbüssen solte; aber das Fräulein wolte / daß er des sichersten spielen muste / damit sie Ehr und Leben behielte. Nun arbeitete er bey einem reichen Bürger / dessen erwachsener Sohn Richard /seines alters von 22 Jahren / hohes Sinnes / und über die masse ehrgeitzig / etliche Pferde auff der Sträu hielt / welche ihm Wolfgang neben seiner verdingeten Arbeit / fleissig wartete / daß er seine gute Gunst erhielt / und zuzeiten einen Trinkpfennig bekam. Es wahr dieser Kerl ein rechter Waghals durfte sich unterstehen / was ihm einfiel / und glückete ihm allenthalben wol / ungeachtet die Tugend sehr dünne bey ihm gesäet / und überdas der unkeuscheit sehr ergeben wahr. Als Wolfgang merkete / daß er eines Worts bey ihm mächtig wahr / sagte er einsmahls zu ihm; es währe schade und jammer / daß ein solcher frischer und tapferer Mensch im Bürgerstande sterben / und sein gutes Herz so zu reden / unter dem Koht vergraben solte; wann er nun wissen könte / wessen er sich zu ihm zuversehen oder zu trauen hätte / wolte er ihm Anleitung geben / und darzu behülflich seyn / daß er in wenig Tagen durch eine tapffere
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