Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
nähestes Meier-Gut nehme. Daß währe der sicherste Weg / sagete er; aber ich mus es 24 Stunden vorher wissen / weil es so schleunig nicht zu werke gerichtet werden kan. Wir wollen nach mögligkeit eilen / antwortete sie / dann meines bleibens ist ohndas nicht länger hie / inbetrachtung / ich nicht weis / wessen ich mich zu dem alten Ehebrecher / meinem jetzigen Herrn zuversehen habe / welcher von unzimlichen Sachen mit mir zu reden beginnet / und Geschenke ausbieten darff; ich ihn gleichwol aber das leztemahl der gestalt abgewiesen habe / und ihn mit der Dräuung /es seinem Weibe zu sagen / erschrecket / daß er verhoffentlich mich wol zufrieden lassen sol / und furchte ich mich nur des nachtes am meisten vor ihm / wann ihr nicht hie seid / wiewol ich alsdann die Tuhr und das Fenster so fest versperre und inwendig verbolwerke / dz niemand ohn Gewalt herauff brechen wird. Des folgenden Morgens / da das Fräulein mit der grösten Tochter die Nähe-arbeit trieb / fing sie an zu wünschen / daß sie einmahl einen halben Tag in die frische Luft kommen möchte / es gäbe eine feine Verenderung / und befünde sie sich ohndas nicht allerdinge wol auff / welches ihre Gestalt gnug anzeigete; nun fürchtete sie aber ihrer Frauen Zorn (dann sie wahr schon etlichemahl von ihr mit Maulschellen gelohnet) daß sie sich dessen nicht würde durfen verlauten lassen; hätte demnach höchlich zu bitten / ob sie es nicht dahin bringen könte / daß sie eins mit ihr nach ihrem Vorwerk ausfahren möchte / davor wolte sie ihr /wann sie Braut seyn würde / ein statliches Bräutigams Wischtuch mit sonderlichem fleiß verfertigen. Ja warumb nicht / antwortete sie: Dieses sol meine Mutter mir nicht versagen / und wans euch geliebete / könte es noch wol heute geschehen. Ach nein / geehrte Jungfer / sagte sie / ich wil zuvor eures Herrn Vaters Hemde uñ Kragen fertig machen / woran ich heut und Morgen zu arbeiten habe; könte es dañ übermorgen geschehen / währe mir sehr lieb. Daß wil ich euch wol vorherzusagen / antwortete die Jungfer / noch ehe ich meine Mutter darumb begrüsse. Wer weiß aber / sagte das Fräulein / ob sie mir so viel Feierabend gönnet /daß ich mit euch fahre? Davor lasset mich rahten und sorgen / antwortete sie; ich habe meiner Mutter wol ehe etwas abgebehten / und sol mirs vordißmahl auch nicht mißlingen. Weil nun dieselbe gleich in die Stube trat / brachte die Tochter vor / sie möchte ihr erläuben / übermorgen nach dem Vorwerk zu fahren /und Armgarten mitzunehmen / der sie ihre schöne Rosmarin / Negelblumen und andere Gewächse zeigen wolte. O ja / sagte die Mutter / das ist eine mögliche Bitte; ich werde meinen Mägden Wagen und Pferde halten / daß sie zur Lust ausfahren / und sich im Kräutergarten ergetzen. Sie sol mir auf dem Hindern sitzen und nähen / dann mit dem ausfahren kan sie das fressen nicht verdienen. Aber sage mir / hat die faule Metze dir etwa solches angegeben: die Landläufferin wird des sitzens irgend schon müde seyn. Nein gewißlich nicht / herzen Fr. Mutter / antwortete sie / ich selbst habe sie darzu gebehten / weil schon vor etlichen Wochen ich von ihr verstanden / daß sie mit künstlicher Auffbindung der Rosmarin Båume fein umzugehen wisse / davon unser Gärtner wenig vergessen hat. Das Fräulein entschuldigte sich mit demühtigen Worten / und baht / ihre Frau möchte sie nicht in dem Verdacht haben / sie wolte gern nach ihrem Befehl bey ihrer Nähe-Arbeit bleiben. Aber die Tochter hielt immer an mit bitten / weil ja die schöne Rosmarin sonst gar ins wilde wachsen würde / wo man sie nicht beyzeiten gewähnete. Worauff endlich ihre Mutter sagete: Machet mir zusammen fertig was ich euch eingesetzet habe; komt dann Zeit / so komt auch wol Raht; Womit sie hinweg ging / und sagte die Jungfer zu dem Fräulein: Nun ist die Sache schon klar / massen wann meine Mutter sich so weit heraus lässet / das ist gleich so viel / als ob sie ja gesaget håtte; darumb zweifelt nur nicht / wir wollen übermorgen / so bald es euch gefället / auff seyn. Diesen Nachmittag wurden die Töchter / ohn die jüngste /von dem Fräulein abgefodert / andern Hausgeschäfften obzuliegen / welcher gelegenheit der Hausvater /Namens Bernhard / wahr nam / sich zu dem Fräulein machte / uñ ihr gewaltig liebkosete / wie er sie so hefftig liebete / und bedacht währe / sie nicht länger als eine Magd / sondern seinen Kindern gleich zuhalten / dagegen würde sie verhoffentlich seine Liebe und Gunst erkennen / und
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