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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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nicht / wie bißher geschehen / ihn verächtlich von sich abweisen; nach welcher Rede er sein Töchterlein vermahnete hinzugehen / und mit ihren Tocken zuspiele. Das Fråulein aber wolte in deren Abtrit nicht einwilligen / sondern sagte zu ihm: Herr / wann ihr wollet / daß ich bey euch bleiben /und euch auf euer erbieten antworten sol / werdet ihr das liebe Kind alhie bey uns lassen / oder mirs nicht verdenken / daß ich zugleich mit ihr davon gehe. So wolte auch das Kind durchaus nicht hinweg / sondern hielt sich an ihr / und setzete sich endlich gar auff ihre Schoß / welches dieser Unzüchtige / Schande halben einwilligen muste / sich aber zu ihr setzete / und um freundliche Erklärung bey ihr anhaltend / sich ungebührlicher Griffe gebrauchen wolte / dessen sie sich entbrechend / also zu ihm sagete: Herr / daß ihr euch gegen mich als ein gewogener Freund erkläret / und meine Magdschafft zumiltern mir versprechet / dessen wird euch der Himmel lohnen / weil mein Unvermögen die Vergeltung nicht zulässet; daß ihr aber gedenket / mich zu eurem unzüchtigen Willen zuverleiten /da ich überdas in der Ehe lebe / solches werdet ihr hinfüro abstellen / oder mir es nicht verubeln / daß bey meiner Frauen ich umb Schuz wider euch anhalte / und so kühn bin / euch anzuzeigen / daß ich tausend mahl lieber den Tod leiden / als ich was wider meine Zucht und Ehre begehen oder zulassen werde / wie schlecht uñ geringe ihr mich auch halten möget; stellet demnach euren Mutwillen ein / oder gönnet mir /daß ich einen andern Dienst suche / da von dergleichen unerbaren Ansprengungen ich frey bin. Der Alte (dann er wahr schon ein 52jähriger) wolte sich zornig stellen / und weiß nicht / was vor Straffen dräuen; aber seine älteste Tochter kam unvermuhtlich wieder /daß er kaum gelegenheit hatte / heimlich zu ihr zusagen / sie solte schweigen / oder ihres Lebens nicht sicher seyn. Worauff sie zur Antwort gab: Ja Herr /ich wil auch vor dißmahl noch schweigen / wann ich nur hernähst unbemühet bleibe. Also ging er hinweg /als hätte er kein Wasser betrübet / dañ er fürchtete sich vor seinem Weibe nicht viel weniger als vor dem Henker selbst. Sie klagete diese Nacht ihrem Wolffgange solches alles / und gab ihm zugleich zuverstehen / auff welche Zeit sie ihre Lustreise verhoffentlich ungezweifelt fortsetzen würde; welches ihm sehr lieb wahr; im übrigen aber ihr den Raht gab / da sie des folgenden Tages aber eins unzimliche Ansprache von dem Alten haben würde / möchte sie sich etwas gelinder vernehmen lassen / damit er nicht aus toller Liebe eine Erklärung fassete / die auff Gewalttaht bestünde; könte auch nicht schaden ihn auff etliche wenig Tage (wanns nicht anders seyn könte) hinzuweisen / und ihm also in Sicherheit das Maul auffsperren. Aber wie sie dazu sich selbst nicht bereden kunte / also schikte es Gott / daß er aus Schahm und Furcht sich des folgende Tages von ihr nicht sehen ließ. Wolffgangen dauchte numehr hohe Zeit seyn / seinem Gesellen Reichard die rechte Warheit zuoffenbahren / welcher ihm zuvor einen leiblichen äid schwören muste / was er ihm anjezt vertrauen würde / in geheim zuhalten; dagegen versprach er ihm hinwiederumb im Nahmen der Fräulein äidlich / ihm entweder ein freies RitterGut erblich zuverschaffen / oder zwo Tonnen Goldes in Baarschafft / da ihm solches angenehmer seyn würde; gefiele es ihm auch / solte er in den Ritterstand / und zum Großfürstlichen Beamten gesetzet werden. Und als sie sich darauff beyderseits auffs hårteste verbunden / sagte ihm Wolffgang das vornehme Fürstliche Fräulein würde morgen umb 9 oder 10 uhr aus dieser Stad nach dem und dem Vorwerk fahren; da müste man nun einen Anschlag auff sie machen / daß man sie dergestalt hinweg führete / daß es so bald nicht ruchtbar wurde; alsdann währe durchaus keine Gefahr bey der Sache / nur daß die / so sie angreiffen und wegnehmen solten / in vermummeter Gestalt es verrichteten / damit sie hernähst nicht erkeñet / oder doch nicht so gar bald ausgekundschaffet werde könten. Reichard wahr zu allem willig und bereit / nahm von seinen Eltern und Verwanten Abscheid / und richtete sich nach der Zeit / daß er auff den nähstfolgenden Tag sehr früh mit seiner Reuterey hinaus ritte / vorgebens / er wolte über den Rein / und im Kriege sich eine zeitlang versuchen; hatte auch die Gutsche fertig / und fehlete ihm nichts / nur daß das Fräulein sich blicken liesse / die man hinweg nehmen solte. Als Wolffgang diesen

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