Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Kragen / Hemder und Schnupfftücher verbremen lasset. Nein / sagte Valiska aus Scherz / mein Gesinde muß solche bunte Sachen nicht tragen / es tuhst ihnen noch wol schlecht hin. Libussen verdroß / daß die Krämerin sich mit so geringen Sachen durch sie hatte lassen angeben / und fürchtete nicht wenig / sie würde grossen Spot müssen über sich nehmen / daher sie zu Königin Valisken sagete: Was sol der Bettel? Eure Hocheit lassen sie gehen / und werde ich hernähst mich besser vorsehen /was vor Krämer ich angebe. Das Fråulein bekam Lust / sich mit dieser zuzanken / und sagte: Wz saget ihr Jungfrau? scheltet ihr meines lieben Mannes Krahm vor einen Bettel? Er hat ihn trauen nicht zusammen gebettelt / sondern sein baares Geld davor gegeben /ob er gleich wol ehmahls gebettelt hat. Und was habt ihr mir meine redliche Waaren zuverachten / wollet ihr sie nicht käuffen / oder mangelt es euch am Gelde / so lasset mir meine Waaren so gut sie sind; vielleicht gereuets euch / dz eure gn. Frau selbst mit mir handelt / und solches nit durch euch verrichtet / daß ihr auch euren Vortel damit håttet spielen können /wie es dann bey Fürstlichen Höfen ins gemein zugehet / daß die grossen Herren viel näher käuffen / und gleich vor ihr Geld bekommen würden / wann sie selbst zu Markte gingen oder die Krämer zu sich foderten. Es entstund ein gemeines Gelächter hierüber /daß Valiska kaum diese Worte zu Libussen vor lachen sagen kunte: Sihe / das schadet dir nicht kanstu nicht andern Leuten ihre Waaren so gut lassen als sie sind? Diese lief darüber vol Eifer / und wolte der Krämerin ihren Frevel verweißlich vorhalten. Aber dieselbe sagte zu ihr: Was habt ihr mich hieselbst auszuschelten? seyd ihr doch nicht gebietende Frau auff diesem Schlosse / so habe ich euch auch meine Waaren nicht feil gebohten / und sage noch einmahl / lasset mir meine Waaren unverachtet; seyd ihr eine junge ädelfrau / so bin ich eine ehrliche Krämerin; so stehets euch auch nicht fein an / daß vor dieser Fürstlichen Geselschafft ihr euch so mausicht machet. Libussa nam ihr den Schimpff so sehr zu herzen / daß sie kein Wort antworten kunte / und verdroß sie am meisten / als sie ihren Leches darüber lachen sahe. Valiska aber sagte zu ihr aus Kurzweil: Laß dir dieses zur Warnung dienen / und gib dich mit keinen Krämerinnen mehr in Zank / sie haben die Zunge noch besser gelernet zugebrauchen als du. Sie erhohlete sich endlich darauff / und sagete: Mein lebelang bin ich dergestalt nicht beschimpffet worden / und werde Eurer Hocheit Vermahnung ich hernähst wissen in acht zunehmen. Dabey aber die Krämerin sich stellete / als hörete sie es nicht / sondern fragte Valisken / ob sie vor ihres MannesWaaren ihr kein Geld gönnen wolte. Ich muß wol / antwortete sie / wo ich sonst ohn lose Worte gedenke von euch zukommen. Nein / gn. Jungfer / sagte sie / so böse bin ich nicht / daß ich einem Menschen lose Worte geben solte / der mirs nicht abhohlete. Wolan / sagte sie / so bin ich sicher vor euer Ungnade / und wil meinem Liebsten und andern anwesenden jungen Herren auch ein Jahrmarkt käuffen; saget mir nur in der Güte / was ihr vor die ganze Lade vol haben wollet. Eure Gn. geben was sie wollen / antwortete sie / es sind 50 Stücke drinnen /die kosten uns 80 gute Gulden in Kölln bezahlet / und wann Eure Gn. wüsten / was vor Elend / Noht und Jammer mein Mann auff dieser Reise erlitten / sie muste mit ihm weinen. Ach lieber Gott / sagete die mitleidige Valiska / dz ihr alles lachen verging / es kan wol seyn / daß euch beyden das tägliche Brod zuerwerben durch solche Nahrung saur gnug wird / gab ihr zwo Hände vol Kronen / und sagte / sie könte nun in Gottes Nahmen hingehen. Mich deucht / Eure Gn. geben mir zu viel / sagte sie / aber Gott belohne euch das ubrige und euer Mitleiden. Wendete sich darauff zu Libussen / und sagete: Ich bitte euch freundlich /ädle Frau vergebet mirs / daß ich ein wenig zu heftig wider euch im Zorn geredet habe / es ist mir leid / und wil / Abtrag zumachen / euch diesen Brief vol Nadeln verehren. Libussa hätte sich schier auffs neue geeifert / wann nicht Leches ihr einen ernstlichen Wink gegeben hätte / woraus sie urteilete / diese müste nur eine verstellete Krämerin seyn / nam deswegen die Nadeln zu sich / und sagete: Weil ich sehe / daß euch meine Beschimpffung leid ist / wil ichs euch vergeben / und dieses Geschenk zum Gedächtniß beylege / daß ihr mich so fein sauber habt ausgehechelt. So böse ists
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