Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
mit köstlichen Waaren beladen; und weil man die grossen Geldkasten nicht erheben mochte / ward das Meel auß den Tonnen und ledern Säcken geschüttet / und das Geld dahinein gepacket. Jedem angekommenen Soldaten und Wagenknecht wurden durch die Bank hin zwo Kronen verehret / und musten 500 Kriegsknechte diese Nacht die Höhle bewachen / auff daß man folgender Tage die Essewaaren und Gewehr abführen könte / da dann bey Lebensstraffe keiner in die Höhle solte gelassen werden / ohn Servilius und etliche ihm zugegebene / den Völckern Speise uñ Trank nach Notturfft außzureichen. Die Verwundeten und Gefangenen wurden mit auffgeladen / und des nähesten Weges nach der Stad geführet. Auf V Wagen fuhren die Unsern / unter der Begleitung 50 Kriegsknechte /daher sie kommen wahren / da sie die auffgerichteten Steine zerschlugen / die erhenketen in die Erde scharreten / und den beschwerlichen Weg durchs Gepüsche nach ihren Pferden zu fusse vor sich nahmen. Ladisla und Fabius hatten wegen ihrer Wunden mit sich selbst zu tuhn / daher sie etlichen Kriegsleuten befahlen / ihren Gemahlen durchs Gehecke zu helffen / und Herkules ehrenhalber nicht vorüber kunte / sich der Fräulein wieder anzunehmen / und sie über Püsche und Sträucher zu heben / welches sie zwar vor lieb nahm / jedoch schamhafftig zu ihm sagete: Mein Herr / es tuht mir sehr leid / daß ich leider ihm zu nichts diene / als nur Ungelegenheit zu machen; Gestern war ich ihm beschwerlich auff dem Pferde; jezt muß er mich gar tragen und schleppen / wo ich sonst mit fort sol; nur möchte ich von Herzen wunschen / daß meine Eltern Gelegenheit finden könten / seine mir bezeigete hohe Dienste wirdig zu vergelten / welches doch nimmermehr geschehen wird / weil ich sehen und erfahren muß / daß / da ich schuldig bin / er noch zum überfluß ein so köstliches Kleinot mir umb den Arm gespannet / welches gnug wåhre / der Käyserin selbst vor ein wirdiges Geschenk darzulegen. Also sperret mein Herr mir nur den Weg / daß ich ja nur immer tieffer in die Schuld gerahten / und alle Gedanken zu einer Wiederkehr ablegen muß. Herkules gab zur Antwort: Hochgebohrnes Fräulein; es gefält ihr ja so /meine schlechte Bezeigungen dergestalt zu erheben /da doch ich und jederman die Geringfügigkeit derselben längst erkennet; Dann was etwa gestern mag vorgangen seyn / so hat mein Frevel das gute weit überwogen / daß ich mehr umb Verzeihung zubitte / als Vergeltung zugewarten habe; des heutigen weiß ich mich nichts zuerinnen / als wovor ich doppelt und dreyfach danken muß / in dem mein Fräulein mir unwirdigen die Ehre ihrer Begleitung gegönnet / und die schlechte Gedächtniß des heutigen Streits von mir annimt; erkenne uberdas noch meine Schuld / daß von Rechtswegen ich gehalten bin / großgeneigete Verzeihung des bey ihr erwecketen Schreckens zu bitten /welche / da ich sie nebest der gestrigen gebehtenen erhalten werde / habe ich tausend Ursachen schon /Eurer Durchl. zeit meines Lebens davor in allem Gehorsam auffzuwarten. Ach mein Herr / antwortete sie /wie gar weit überwieget doch seine Höfligkeit die Erkäntniß / und sein erbieten mein Unvermögen; Kan dann einem Fräulein höhere Woltaht begegnen / als daß sie auß Räubers Händen gerissen / und bey Ehren erhalten wird? Ich bitte aber sehr / sich einiger Unbilligkeit nicht anzuklagen / deren ich ja nicht die allergeringste von ihm eingenommen / ohn was seiner angebohrnen Freundligkeit zu reden beliebet / und mir durchauß nit schädlich; ja / nachdem ich sein ehrliebendes Gemüht verspüret / durchauß nicht zuwider gewesen; deßwegen / wo mein bitliches ansuchen etwas bey ihm zuerhalten wirdig ist / wolle er dessen nicht gedenken / sondern mir nicht weniger das nachsinnen einer gebührlichen Dankbarkeit / als die Betrachtung der empfangenen Rettung und Guttaht frey und ungehindert gönnen; alsdann werde ich in der Taht erkennen / daß sein guter Wille ohn Tichtung /und seine Höfligkeit ohn eitele Entschuldigung mir zugetahn und in Ehren gewogen ist. Ich weiß nicht /antwortete er / warum mein Fräulein meine Erkäntniß zu binden / uñ die wahre Erzählung meines Verbrechens auffzuheben / so bemühet ist / es sey dann / daß hie durch der helle Strahl ihrer treflichen Tugend /mein versuchen der Nachfolge / durch den ersten Anschein straks überleuchten und verfinstern sol / welches ohn das wol geschiehet / angesehen meine Unmacht mich schon gnug hindert / höflich zu seyn / und der schwere Stein der
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