Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ die mit gemünzetem Silber und Golde gefüllet waren / und trug dieser Schatz sechzig Tonnen Goldes auß; wobey Servilius berichtete / daß vor zwölff Wochen den Werbern zehn Tonnen Goldes zugestellet währen / die anjezt in Teutschland / Pannonien / Gallien / Spanien und Griechenland Reuter und Fußvolk bestelleten. O ihr Götter / rieff der Stathalter / wie kan das Römische Reich euch vor diese gnädige Rettung gnug danken / oder diesen Helden gebührliche Vergeltung legen? Freylich gebühret den Göttern Dank / antwortete Ladisla / aber unser Vermögen ist zu geringe /daß man sich deßwegen umb einige Vergeltung bekümmern wolte. Ja meine Herren / sagte der Stathalter / ich zweifele nicht / Rom werde noch Leute vom Verstande haben / davon wir dißmahl weiters nicht reden wollen.
Nach dieser Besichtigung setzeten sie sich nieder zum Trunke / hielten mannicherley Unterredung von dem grausamen Vornehmen dieser Räuber / und verfügete sich Servilius zu Frl. Sibyllen / zu ihr sagend: Gn. Fräulein / wo ich nicht irre / so ist der junge Herr entweder ihr naher Anverwanter / oder ihr liebster /dem ich gerne ein Glük vor andern gönnen möchte /aber bißher solches von ihm nicht erhalten können /daß ers annehme; seid demnach gebehten / und beredet ihn hierzu / welches ohn zweiffel zu eurem besten mit gereichen wird. Frl. Sibylla antwortete ihm schamhafftig; es währe dieser Herr zwar ihr guter Freund von gestern her / aber nicht weiters / jedoch wolte sie sein Begehren durch andere versuchen; ging zu Fr. Sophien / und taht es ihr zu wissen. Dieselbe nun baht Herkules in Ladislaen Gegenwart / er möchte sich dessen ferner nicht wegern / damit kein Schaz untergeschlagen würde; zu geschweigen / daß sie als die einige wahre Uhrheber dieses fast unglåublichen Sieges / der Beute von rechts wegen zu geniessen hätten. Er aber entschuldigte sich / um Geizes Verdacht zu meiden / wolte auch nicht antworte / biß der Stathalter und sein Sohn zuvor Wissenschafft drumb hätten. Hernach ging er hin zu Servilius / und sagte; Alter / ihr habt euch wol vorzusehen / daß ihr ja durchaus kein verborgenes oder beygelegtes verschweiget / unter der Hoffnung / ihr wollet solches schier heut oder Morgen nachhohlen; dann ich versichere euch / daß nicht allein dieses Raubnest erstes tages aus dem Grunde verstöret / und ihr nicht wieder hieher gelassen werden sollet; sondern da sich ichtwas finden wird / dürffte euch solches zu grosser Gefahr gereichen / welches mir dann euret wegen Leid seyn würde / und ich euch doch im geringsten nicht retten könte. Gn. Herr / antwortete er / diese Rechnung habe ich mir leicht zu machen / uñ müste meiner Sinnen wol beraubet seyn / wann ich etwas zuverhehlen mich unterstünde; sondern ich suche Gelegenheit / daß annoch ungemeldete euer Gn. absonderlich einzuhändigen. Euer Wille mag wol gut seyn / sagte Herkules /mir aber ist er nicht angenehm / weil ich nichts in dieser Welt habe / welches ich mit diesen meinen Freunden nicht gerne teilen wolte. So mag ich euch / sagte Servilius / in diesem Stücke mit unsern gewesenen dreyen Fürsten / Orgetorix / und den beyden / so im Ritterharnische gestritten / wol vergleichen; massen dieselben ihres dinges so einig wahren / daß keiner vor dem andern Gewalt / Reichtuhm oder Ehre begehrete / sondern alles gemein hatten / auch vor einen Mann stunden. Aber doch folgen ihre Gn. mir allein /bitte ich sehr / ob nicht ein oder etliche Stücke seyn möchten / die er zu sich nehmen / und einem guten Freunde oder Freundin zum Beutpfennige liefern könte. Gingen also beyde hin / öffneten ein verborgenes Tührlein / welches außwendig mit Brettern wunderlich vermacht wahr / daß kein Mensch dessen inne werden mögen. Sehet / sagte Servilius / heut lebet kein Mensch als ich / der dieses heimliche Gemach weiß; Ja unsere drey Fürsten und ich haben nur Wissenschafft darumb gehabt; führete ihn hinein / uñ zeigete ihm zwanzig Laden / mit Kleinoten so reichlich außgefüllet daß ein König zu diesen zeiten es nicht wurde bezahlen können / und fuhr er in seiner Rede also fort: Hier liefere meine Herrn ich vorerst die gemeinen Kleinot / vor Ritmeistere / Häuptleute uñ Fähndriche hingelegt / als 680 par Armbänder / jedes par zu 140 Kronen am Wert; gleich so viel Halßketten / jede von 125 Kronen; und so viel Ringe / jeder zu 60 Kronen; auch 680 Kleinot auf dem Hute zu tragen / jedes von 150 Kronen. Dabey liefere ich vor ihre Weiber dergleichen Sachen / in eben der
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