Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
andere fremde angelocket werden könten / dem Römischen Reiche Dienst und Hülffe zuleisten. Dieses alles stellete er dem einen unbeschådigten Reuter zu / mit Befehl / allenthalben auf sein Freybrieflein frische Pferde zu fodern / uñ aufs allerschnelleste nach Rom zu reiten / damit er der erste Zeitungs-bringer wäre / welches ihm kein geringes Geschenk eintragen würde; den wahren Verlauff solte er nach allen Umständen erzählen / und insonderheit der beyden fremden Herren gebuhrliches Lob kühnlich und wirdig vortragen. Also muste dieser in der Nacht auffbrechen / seumete sich auch nicht / biß er das anbefohlene verrichtet hatte / dessen ihm zu Rom von dem Käyser und andern grossen Herren an die 12000 Kronen zum Botenbrod geschenket wurden. Umb Mitternacht kahmen die beladene Wagen an / welche biß an den Morgen bewachet wurden / uñ vertröstete der Stathalter die verwundeten Reuter / sie solte sich wenig Tage gedulden / ihre wundenfleissig verbinden / und sich aufs beste speisen lassen / welches er alles bezahlen / und ihnen von Käys. Hocheit reiche belohnung verschaffe wolte.
Des Morgens ging Herkules in die Christliche Versamlung / und hörete den zehnden Saz des XXVII Psalms: Mein Vater und Mutter verlassen mich / aber der Herr nimt mich auff; sehr tröstlich außlegen / welches der Lehrer so artig deutete / als hätte ers eigentlich auf ihn gerichtet; dann weil etliche unter den zuhörern junge Leute wahren / die den Glauben wieder ihrer Eltern Willen angenommen / und deßwegen von denselben sehr gehasset wurden / tröstete er sie; man müste Gott mehr als den Menschen gehorchen / und wegen der Eltern Unwillen die Wahrheit nicht verlassen / noch die Seligkeit in die Schantze schlage; es hätte zwar Gott gebohten / die Eltern zu ehre und ihnen zu gehorchen / aber Gottes Ehr und Gehorsam ginge noch weit vor / der währe der höchste Vater / so daß man die leiblichen Eltern auch hassen müste /wann dieselben uns von Gott abwendig machen wolten; ja wann wir umb der himlischen Warheit willen der Eltern und Anverwanten Hulde uñ Gunst verlöhren / tråte Gott zu / und ersetzete alles tausendfach an deren Stat. Herkules hielt es vor ein sonderliches Zeichen göttlicher Gnade / daß er ohn gefehr / diese Predigt anzuhören kommen wahr / trat nach verrichtetem Gottesdienste zu dem Lehrer (der schon wuste / was vor Tahten er gestriges tages verrichtet) und stellete ihm 500 Kronen zu / unter die Armen zuverteilen /nebest dem Versprechen / nach diesem ein mehres zu tuhn; ging wieder hin nach Ladisla / und sagte; wir sind freylich schuldig / dem wahren Gott zu danken /daß er uns gestern so grossen Sieg verlihen / und vor sonderliche Gefahr beschirmet hat; zweiffele nicht /wir werden ohn hohe Vergeltung nicht bleiben / so wol an seiten Käyserl. Hocheit als auch dieser umbliegenden Landschafft. Fr. Sophia kam auch darzu gangen / zu sehen / wie es mit ihres Gemahls Verwundung beschaffen währe / und vernam mit freuden /daß nicht allein Servilius ihm erläubete zu gehen wie er wolte / sondern auch inwendig neun tagen völlige Heilung versprach. Sie sagete aber zu Herkules; mein Herr Bruder / ich freue mich von Herzen / daß er von dem Räuberischen Schwerte dißmahl unverletzet blieben / und möchte dannoch zugleich mit wünschen /daß er auch ein Wündichen in Geselschafft empfangen hätte. Ladisla fragete sie / warumb sie ihm übels anwünschen könte / welches ihm trauen wenig freude brächte / und ob sie meinete / der Sieg währe nicht rühmlich gnug / wann man ungeschlagen davon kähme. Sie aber gab zur Antwort: Versichert euch /mein Schaz / ob ihr euren Herkules als einen geträuen Bruder liebet / daß ich ihn nicht weniger als eine ergebene Schwester meyne und Ehre; aus welchen Worten er ihr Räzel bald verstund / daß sie von einer Liebes-Wunde redete / und auff Frl. Sibyllen zielete; so wahr auch Herkules nicht so einfältig / daß er eines Dolmetschers bedurfft hätte / wie wol er sichs nicht merken lies / sondern antwortete; Ich gebe meiner herzgeliebten Fr. Schwester nicht unrecht / gestaltsam ich wol bekennen muß / daß ich mit meinem täglichen Muhtwillen Straffe gnug verdiene / weil mich aber mein Gott vor Wunden und Wündichen bewahret hat / werde ich schuldig seyn / ihm davor zu danken. Sie wåhre ihm gerne näher getreten / aber weil Ladisla ihr einen heimlichen Wink gab / zohe sie die Pfeiffe ein /damit sie ihm nicht zuwieder handelte / und zeigete an / der Schneider håtte ihre weisse atlassen
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