Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
Vom Netzwerk:
Mutterherz bißdaher nicht hat wollen erkennen / noch der Wendischen Herschafft sich mit annehmen / welche mir und ihm aus Königlicher Teutscher Mildigkeit gegebe ist sol hinfüro das Durchläuchtigste Fräulein / Frl. Schulda die Erbin seyn / also und dergestalt / daß ihr künfftiger Ander-gebohrner Sohn dereins herschender Fürst in Wendland gesetzet werde; welches sie alle gut hiessen. Valiska ließ darauff die verwahreten Pannonischen 10 Tonnen Goldes / nebest den ehmahls versprochenen fünff Tonnen auch herzu tragen / und stellete sie dem Fräulein hin zun Füssen / mit anmeldung / wie sie ihr zum besten solche bißher in Verwahrung gehabt hätte; Vor welches alles so wol die Braut als ihre Eltern sich sehr bedanketen. Des Bräutigams Stiefmutter kam gleich dazu / brachte unter andern Kleinoten einen treflichen Ring / und entschuldigte sich / sie hätte sich nicht darauff geschicket / daß in dieser weit abgelegenen fremde sie einen Sohn und eine Schwester zugleich und auff einmahl ehelich versprechen solte; sonsten würde sie sich ihrer Schuldigkeit besser erinnert haben. Er aber nach gebührlicher Danksagung nam die Kleinot zu sich / vermehrete sie mit einer zimlichen Anzahl von seinen eigenen / und lieferte sie seinem geliebeten Fräulein; empfing auch hinwieder von ihr einen köstlichen Ring / welchen ihre Fr. Mutter ihr zugestellet hatte / und wahr keine des vornehmen Frauenzimmers zugegen / welche dieser Braut zur Glükwünschung nicht solte ein oder etliche Kleinot verehret haben / deren Königin Valiska und Fürstin Sibylla / als künfftige Schwester / ihr ganze Schachteln vol einlieferten / und ward die übrige Tageszeit in aller Fröligkeit zugebracht / auch des folgenden Tages die Verlöbniß gehalten / da die beyden Bräutigambe ihren Liebsten das Königliche Leibgedinge vermacheten / auch Fürstin Sibyllen und Königin Lukrezien ihres zugleich mit bekräfftiget ward.
    Desselben Abends kahmen Herkules und Arbianes mit ihren Gemahlen ohngefehr bey einander zusitzen /da Valiska den Fürsten erinnerte / er möchte ihnen die Anfechtung erzählen / welche er zeit seines Bettelstandes von dem leidigen Teuffel in BettlersGestalt ausgestanden hätte; worzu er willig wahr / und zur Antwort gab: Ob ich gleich hievon lieber schweige /als viel Worte mache / weil durch Gottes sonderbahre Krafft ich diese Versuchung überstanden habe / so tuhe ichs doch nicht ungerne / unter der Hoffnung /mein Herr Bruder König Herkules / oder sie meine Fr. Schwester werden mich fein unterrichten / da ich den Einwürffen dieses verführischen Betlers nicht aus dem Grunde zubegegnen gewust: Es wahr eine Stunde nach des zimlich helle scheinen den Monden Aufgange / da ich hinter einer dicken finstern Hecke saß /und wol tausenderley Gedanken in meinem Gehirn umlieffen / welche alle mit einander auff meiner liebsten Fräulein Leben und Zustand hinzieleten / als ich gleich einen Menschen von ferne hörete in sich selber reden / der mir je länger je mehr nahete / biß ich ihn ins Gesichte bekam / groß und ansehnlich von Gestalt / aber in Betlers Kleidern / gleich als ich; Er stellete sich / als sähe er mich nicht / und fing in Lateinischer Sprache an: O du blindes Menschliche Geschlecht /wie lässestu dich doch von so mannichem falschen Irtuhms-Winde umtreiben / und deine arme Seele zuplagen / da du doch wol in Ruhe leben köntest / so lange dir solches von dem unvermeidlichen Verhängniß zugelassen ist; O daß doch einverständiger sich unterfinge / die mannicherley Tohrheiten den Menschen aus dem Kopffe zubringen / damit sie aller Unruhe und Furcht entrissen / dereins auffhöreten / dasselbe zuscheuhen / was nichts / als ein ertichtetes Fündlein ist. Ich schloß aus diesen Worten / es müste dieser etwas mehr als ein gemeiner Betler seyn / ging zu ihm hin / und nach Wünschung eines guten Abends / fragete ich ihn / was er bey Nachtzeit an diesem wüsten Orte suchen ginge. Dieser stellete sich /als entsetzete er sich über meiner unvermuhtlichen Gegenwart / und gab zur Antwort: Mein Freund / wer ihr seid / ich hätte nicht gemeynet / daß jemand anders als ich / hieselbst bey Nachtzeit sich finden würde /sonst hätte ich meiner Zungen gebieten wollen / zwischen ihrem Zähn-gemäure sich stille zuhalten; jedoch eure freundliche Frage zubeantworten / gebe ich euch zuvernehmen / daß ich wegen eines unglüklichen Falles gezwungen bin / meine Heimat zuverlassen / und umb meines Lebens Rettung mich in die unbekante wild-fremde

Weitere Kostenlose Bücher