Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
zubegeben / da ich schon 12 Jahr und länger das Elend gebauet / und zwischen solcher Zeit nicht allein viel Landschafften in Asien / Afrik und Europa gesehen / sondern auch mannicher Menschen wunderliche Gemühter und Einbildungen erkennet habe / insonderheit was den Glauben und den Gottesdienst betrifft worüber ich mich nicht gnug habe verwundern köñen / in betrachtung / daß sie fast alle miteinander ihr höchstes Gut auff einen blossen Wahn bauen / welcher keinen Grund hat. Hiemit schwieg er stille / umb daß ich durch Nachfrage ihm Ursach geben solte / sich weiter heraus zulassen / wie mich dann der Vorwiz trieb / welches ich hernach bereuete / und lieber gewolt / daß ich gar geschwiegen hätte; Ich fing aber also an: Ob ich zwar annoch jung und unerfahren bin / so habe ich gleichwol auff der Menschen tuhn und lassen / den Glauben und Gottesdienst betreffend / auch etwas acht gegeben / uñ ist zwar nicht ohn / daß viel / ja wol der gröste Teil hieselbst in grossem Irtuhm stecken / aber das würde zu beklagen seyn / wann sie alle miteinander des rechtschaffenen Grundes verfehlen solten. Des rechtschaffenen Grundes verfehlen? fragete dieser; Je was vor ein Glaube ist dann wol zufinden / der auff tüchtigem Grunde bestehen solte? Die / so man Heyden nennet /werden von den Juden und Christen beschuldiget /daß ihr Glaube und Gottesdienst falsch und nichtig sey / und gleichwol bauen dieselben darauff ihr höchstes Gut. Die Jude lauren auff einen versprochenen Heyland / der sie aus allen Ländern / dahin sie verstossen sind / wieder samlen / und ihr Reich zu Jerusalem auffrichten solle; Die Heyden verachten sie deswegen / und die Christen dürffen gar behäupten und schwören / daß sie sich selbst betriegen. Was sol ich aber von den Christen sagen? hat jemand irgend auf schlimen Grund gebauet / so tuhn es diese / wovon ich aber zureden vor unnöhtig halte / weil solcher Aberglaube in diesen Ländern annoch unbekant ist /und ihr davon wol niemahls möget gehöret haben. Ich gab ihm zur Antwort / das wolte ich nicht gerne / daß ich von diesem herlichen uñ allein seligmachenden Glauben nicht solte gehöret haben. Aber ihr müsset in Warheit wol eines wunderlichen Glaubens seyn /wann ihr den Heydnischen / Judischen und Christliche zugleich und auff einmahl übern Tölpel werffet / wo ihr nicht allen Glauben und allen Gottesdienst auffheben / und gar ein Ohn-Gott seyn wollet. Ein Ohn-Gott? antwortete dieser. Ja seyd ihr dann nicht auch ein Ohn-Gott? ja sind dann nicht alle Menschen miteinander Ohn-Gott? oder habt ihr einen Gott / so lasset mir ihn sehen / daß ich auch ein Nicht-Ohn-Gott werde. Er wird schon können gesehen werden / obs gleich anjetzo dunkel ist / wo er sonst ein Gott ist. Ich erzürnete mich über dieser Gotteslästerung / wie ichs dann billich vor die allergröste Gotteslästerung mit rechne / wann man Gottes Wesen ganz und gar verleugnet. Freylich ist dieses eine schändliche Gotteslästerung / sagte Herkules / wann man Gottes Wesen selbst auffzuheben sich erkühnen darff; Aber was gabet ihr ihm auff solches anfodern / ihm Gott zuzeigen / vor eine Antwort? Ich sagete anfangs / meldete Arbianes / es würde unvonnöhten seyn / mich mit ihm oder jemand anders über diese Frage / ob Gott wäre /oder nit / einzulassen / nachdem alle welt solches vor wahr hielte / uñ aus der Welt Erhaltung klar genug erschiene / dz notwendig ein Gott seyn müste / der solches alles leistete / uñ so wol den Lauff der Sterne /als den Zustand dieser Unterwelt in seine Wesen und Wirkung fest erhielte; und währe wol lächerlich / Gottes Wesen darum zuleugnen / dz man denselben mit Fingern nit zeigen / noch sage könte / hier stehet er; da vielmehr zuschliessen währe / es müste Gott nit seyn / wann mans sehe oder zeigen könnte. Dieser fragete mich darauf / wz es dann eigentlich währe / das ich GOtt hiesse. Und ob ich meinete daß die Erhaltung der Welt nohtwendig einen GOtt erfoderte; gab mir doch nicht Zeit / ihm diese Fragen zubeantworten / sondern fuhr fort in seiner Plauderey; GOtt währe zwar / aber die Menschen / wenig außgenommen /kenneten / ihn nicht / und wollte er mir GOtt zeigen /weil ich ihn nicht zeigen könte; nehmlich / die Krafft und das Vermögen / welches in der Welt und in allen Stücken derselben sich befünde / dasselbe währe GOtt / da dann die Ober Welt oder vielmehr deren Kräfte / verstehe / Soñe und Sternen / die höchste Gotheit oder Kraft ist / sagte er / welche den irdischen Dingen von
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