Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ daß wann diese Erinnerung ihr zeitiger währe vorgehalten / wolte sie die hohe Beschimpffung verschmerzet haben. Helena aber / welche meynete / es solte Fr. Sophia mit jener anlegen und sie vertreten / ward hierüber so entrüstet / daß sie zur Antwort gab / wann ihre Fr. Wase sie noch weiters hätte beschimpffen wollen / währe solches am fug- und leidlichsten ohn anderer beysein geschehe; stund damit auff und ging mit ihrer Leibdienerin davon / welche schon mit der andern ihrer folge Magd angebunden hatte / und wenig fehlete / daß sie ihrer Jungfern Ansehen zu schützen / ein artiges Haarzausen angefangen hätte / dem einig nur hiedurch vorgebauet ward. Die Fehde wahr gleichwol hiemit gestillet / und machte der gute Avonius so gute Kundschafft mit gedachter Jungfer Urbinichen / daß er Helenen der Vergessenheit übergab / und bald hernach mit dieser Verlöbnis hielt.
Es wurden die übrigen Tage mit allerhand ehrliebender Kurzweile zugebracht / biß der Stathalter von seinem Bruder durch schnelle Botschafft berichtet ward / dz die Käyserlichen Schreiben / nach allem Wunsch auffgesetzet / ihm des folgenden tages wurden eingelieffert werden; und hätte zwar Käyserl. Hocheit dieselben mit zuzihung des Römischen Rahts verfertigen lassen / aber von allen Anwesenden den Aid genommen / nichts davon anders wohin zuberichten / biß die Volstreckung zu Padua geschehen währe. Diese Zeitung hielt er in geheim / und stellete auff denselben Tag eine weitläufftige Gästerey an / worzu alle Rahtsherren und ädle / samt ihren Frauen und Töchtern eingeladen wurden. Nach abgetragenen Speisen stund der Stathalter an seiner stelle auff / entblössete sein Häupt / nam einen grossen Brieff in die Hand (welchen er vor einer Stunde empfangen) und redete unsere Helden also an: Durchleuchtige Herren /hochgeliebete Freunde / Herr Herkules und Herr Ladisla; Mein allergnädigster Käyser / Herr Aurelius Alexander Severus / dann auch der Raht und Gemeine der Stad Rom / lassen meinen Herren durch mich jhren Gruß / geneigten Willen und Freundschafft anmelden. Diese stunden alsbald an jhrem Orte gantz ehrerbietig auff / neigeten die Häupter biß zum Tische nider / und bedanketen sich der hohen Käyserlichen Gnade / imgleichen der grossen Gewogenheit der Stad Rom / deren keines sie fähig währen / noch zuersetzen wüsten. Ihr meine Herren / fuhr der Stathalter fort; es ist mir jetzt diese Stunde eine Käyserliche und Römische Versehung allergnädigst in diesem Schreiben auffgetragen / welches eigentlich sie beyde betrifft /und mir der Inhalt annoch verborgen ist / hoffe / sie werden mir verwilligen / solche alhie öffentlich zu verlesen / und durch günstige Einwilligung alles gut heissen. Herkules antwortete / jhr Allergnädigster Käyser hätte mit jhnen zuschaffen volkommene Gewalt / dessen Hocheit sie in aller Untertähnigkeit zu gehorsamen bereit stunden; Worauff er das Siegel brach / und folgende Worte lase:
Dein / und der Stadt Padua Schreiben / lieber Quintus Fabius / sind bevorab Käyserl. Hocheit / hernach dem Raht und Gemeine der Stad Rom wol eingeliefert / in welchem Bericht getahn wird / was massen die Römischen gutigen Schutz Götter durch Klug- und Hertzhafftigkeit der beyden teuren fremden Ritter und Helden /Herrn Herkules und Herrn Ladisla / das vor Augen schwebende Verderben / dem gantzen Römischen Reiche / insonderheit den Städten Padua / Mantua und Ravenna /von der boßhafften Räuberischen Verbündniß angedräuet / gnädig abgewendet / den verborgenen Ort der schnöden Versamlung wunderbahrer weise kund gemacht / und eine so grosse Menge der Redlensführer abgestraffet /welche / da sie wenig Wochen hätten leben sollen / die Wolfahrt des Römischen Reichs ungezweifelt wurden zuruttet / Italien verheeret / und ein grosses Blutbad vieler unschuldigen angerichtet haben. Wann dann Käyserl. Hocheit / als auch der Raht und Gemeine der Stadt Rom /diesen augenscheinlichen Beystand der Götter erkennen /und die Heldentaht obgedachter guten Ritter hoch preisen / Als haben sie schuldiger Dankbarkeit zu folge / beydes Göttern und Menschen / davor gebuhrlichen Abtrag zumachen / ernstlich nachgesinnet / auch jene alsbald durch ein dreytågiges Dankfest und vielfältige Opffer verhoffentlich begnüget / nachgehends einhellig beliebet / und auff Kåyserl. Hocheit allergnädigsten Vortrag beschlossen / gesetzet / und bestätiget; schliessen / setzen und beståtigen auch hiemit und krafft dieses öffentlich / daß
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