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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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ich wüste mit auferzihung der Gänse und Hühner wol umzugehen / deren ich eine grosse Menge auff ihrem Hofe gesehen hätte /wolte ihrer dergestalt hüten / daß man meinen Fleiß rühmen solte. Das mag dir alten Huster den Hals fristen / antwortete sie / weil ich gleich diesen morgen meinen Gänse Hirten wegen seines Verbrechens erschlagen lassen; so lege dich nun dort in jenen Winkel (da gleichwol noch eine Handvol Stroh hingeworffen wahr) zur Ruhe; morgen früh wil ich dir die Gänse groß und klein lassen zuzählen / und dafern du mir die Zahl nicht wieder lieffern wirst / mustu es mit deinem Blute bezahlen. Ich gelobete alle Träue uñ Fleiß an / machete mich des morgens mit meiner Gänse-Heerde / 500 Stük / groß und klein / auff die Weide /bildete mir dabey meine ehemalige Herschafft über meine Untertahnen ein / und wie ich mich deren Schuz muste lassen angelegen seyn / also hatte ich noch grössere Mühe bey diesem Feder Vieh / es zuverteidigen / massen der Geier mir den jungen Gänßlein immer nachtrachtete / und wie fleissige Auffsicht ich gleich hatte / so entführete er mir doch zum offtern deren etliche / an welcher Stelle / mein Leben zuretten / ich mich des Diebstahls behelffen /und den andern / so neben mir hüteten / die ihren entwenden muste / welche ich daheim in meinem Stalle aufferzog. Nun befand ich mich diese Sommerzeit über zimlich wol auff / dann ich kunte mich an der Sonnen fein wärmen / ging zuzeiten umb mein Vieh her / bißweilen streckete ich mich im Grase aus / und fehlete mirs an Wasser und Brod auch nicht; und weil die AltFrau meinen Fleiß sahe / warff sie mir des Abends etliche Fleisch Brötlein zu / und begoß mir das dürre Brod mit der übergebliebenen Brühe /wovor ich ihr sehr dankete / und ihr das Holz in die Küche trug. Hingegen wahr der Frauen LeibMagd mir sehr gehässig / daß sie nie ohn stossen und schlagen neben mir her trat / welches mit Geduld zuverschmerzen / ich sehr wol gelehret wahr. Als der Herbst herantrat / und der gröste Teil meiner Gänse verkaufft wahr / da solte ich schwere Haußarbeit verrichten / Holz spalten / Korn dröschen / Futter schneiden / die Ställe misten / und mit zu Acker fahren / die Pferde vor dem Pfluge zutreiben / welches mir unmöglich wahr / nicht daß ich die Arbeit nicht hätte fassen können / sondern weil mein gebrechlicher Rücken es nicht ertragen wolte / daher ich sehr kärglich gespeiset ward / und schlug das Unglük mit darzu /daß meine gewogene AltFrau mit Tode abging / und obgedachte LeibMagd an ihre stelle geordnet ward; da ging erst mein Herzleid an / daß ich entweder zusterben / oder bey dem Könige mich zumelden / entschlossen wahr; dann wofern die anderen Knechte mir nicht ihrer Speise etwas mitgeteilet hätten / würde ich schon vorlängst des Hungers verschmachtet seyn. Endlich besan ich mich eines andern / da einsmahl unterisch iedliche unzüchtige Buben in des Hauswirts Abwesen sich mit dem Weibe in unzimlicher Lust ergetzeten / und einen Spielman mit der Sakpfeiffe fodern liessen / gab ich mich an / ich hätte auch in meiner Jugend solches Spiel gelernet / foderte die Sakpfeiffe / und machete ein Liedlein auff / welches ihnen sämtlich so wol gefiel / daß ich hernach ihr täglicher Spielman seyn muste / und mit guter Kost gelabet ward. Aber diese güldene Zeit wehren kaum vier Monat / und verkehrete sich in jämmerliches Herzleid; dann es hatte mein Hauß Herr einen Bruder / der am Königlichen Hofe ein zimliches galt / und wegen seiner LeibesKräffte zum Oberste über 2000 zu Fusse gesetzet wahr; dieser hatte in Erfahrung bracht / was gestalt seines einfältigen Bruders Weib Hauß hielte /und ihr Mann durch die Finger zusehen gezwunge würde; worüber er sich höchlich betrübete / und die Rache ihm vornam / die er sehr grausam volstreckete; massen / als wir einsmahls in meines Herrn Abwesen eine gute Geselschafft gemacht hatten / so daß fünff unzüchtige Buben bey ihr zecheten / und allen Muhtwillen mit ihr trieben / ich aber meiner Gewohnheit nach / auffspielen muste / höreten wir / dz die HaußTühr mit Gewalt auffgebrochen ward / worauff geschwinde zehn Gewapnete zu uns ins Gemach traten / unter denen obgedachter Oberster vorne an ging /und aus seinen fünkelnden Augen leicht spüren ließ /daß er nichts gutes im Sinne hatte. Es wahr eine Stunde vor Mitternacht / und hatte die Frau zu ihrem Unglük sich mit der Gäste einem in die Neben Kammer verfüget / woselbst ihr Schwager sie samt dem Buben

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