Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
was gestalt der eine Räuber mich mit dem drittel einer Krone von Tode loßkauffte / worauff ich meinete / nunmehr aller Lebens Gefahr entgangen seyn / und fiel noch immer tieffer darein /wie ihr werdet zuvernehmen haben. Mein Herr / der mich gekaufft hatte / wahr seines Alters 54 Jahr /hatte ein junges / zwar nicht heßliches aber sehr freches Weib / die ihn nur zum Schanddeckel zur Ehe genommen hatte / und ohn alle Scheuh vielfältige Unzucht trieb / wozu dieser Geduldige durch die Finger zusehen gezwungen ward / wolte er sonst Gewogenheit im Hause / und raum am Tische haben. Ich hatte solches schon gemuhtmasset; massen da wir auff der Heimreise wahren / er von seiner Geselschafft zimlich auffgezogen / und befraget ward / ob er mich mit einnehmen / und seinem Weibe mich würde sehen lassen dürfen; wie es dann in Warheit nicht anders erging; dann als er seiner Wohnung nahete / geboht er mir /ich solte mich gegen niemand merken lassen / dz ich von ihm gekaüfft währe / sondern mich halten / als gehörete ich einem andern zu. Ich wahr gehorsam /und trat mit meiner knechtischen Kette hinter ihm her / welcher Stand mir dannoch / in Betrachtung der vorigen elenden Gefängniß / als eine sonderliche HimmelsGunst und Freyheit gedauchte. Das Hauß funden wir vol fremder Gäste / welche / weil die Frau eine offene Schenke hielt / weidlich umzecheten / und meinen Herrn nach schlechtem wilkommen zu sich sitzen hiessen. Sein Weib wahr halb beräuschet / und empfing ihn mit dieser Freundligkeit: Wie du altes unnützes Raben Vieh / sagete sie / hat dich alles Unglük schon wieder daher geführet? ich meine / du werdest dich deiner Haut gefürchtet / und deine Geselschaft verlassen haben / die in kurzem ihre Weiber mit reicher Beute erfreuen werden / da hingegen ich dich ernehren muß; O daß du im ersten Tritte den Hals gebrochen hättest / da du zu meiner HaußTühr eintratest / und mich freietest. Tuhe gemach liebes Kind / antwortete er / ich bin zu dem Ende nicht außgezogen /nur müde Beine zuholen / habe auch nicht etwa einem Hasen oder Fuchse nachgestellet / sondern an unsern ungeträuen Nachbarn den Böhmen mich zur Gnüge geroche / und hat das Glük unserer Geselschafft so wol gewolt / daß jeder zu seinem Anteil 1800 Kronen Baarschafft / und 2000 Kronen an markfeilen Gütern erbeutet / welche inwendig einer Stunde alhie seyn werden. Das heist dich GOtt sprechen / sagete sie /ich hatte mir sonst schon vorgenommen / dein müssig zugehen / und vor mich allein zuleben / wie ich dann mein Brod ohn dich wol gewinnen kan; aber nun werde ich mich eines andern besinnen / jedoch dafern du bald wieder fort wandern / und diesem guten Glük weiter nachsetzen wirst. Laß mich zuvor wiederkommen / antwortete er / und etliche Wochen oder Tage außruhen; ich bin ja kein Hund / daß ich immerzu lauffen sol; so muß ich auch zuvor meine Beute anlegen / und gute Länderey davor käuffen. Darauff foderte er Essen / und ließ mir auch ein verworffenes Steinhartes Rindichen geben / dabey ich einen frischen Trunk Wasser bekam / und solche dürre Mahlzeit mir noch zimlich schmeckete. Kaum hatte ich solche Speise eingeschlukt / sahe mich sein Weib hinter der HaußTühr sitzen / und fragete ihn / wer ich währe. Er gab vor / ich währe ihm zum Leibeigenen geschenket / und hoffete er / ich würde mein Brod verdienen können. Worauff sie mich eigentlich besahe / und muste ich vor ihr hin und hergehen; weil mir dañ solches zimlich saur ward / auch der Rücken mir krum stund /die Haar auff dem Häupte und im Barte sehr verwirret wahren / und wenig seines an mir erschien; gab sie mir mit dem Prügel / den sie stets in Händen trug /drey oder vier Streiche über den Rücken / daß ich vor Schmerzen meinete in Ohmacht zusinken; noch muste ich nicht eins saur darzu sehen / weil ich in Hoffnung lebete / sie würde mir Barmherzigkeit erweisen; worin ich mich sehr betrogen fand / gestaltsam sie mit diesen Worten heraus brach: was solte mir der unnütze Greise / der seinen halb tobten Leib kaum schleppen /ja das Haar nicht eins strählen kan? flugs daß man ihn niderschlage / und meine Teich-Hechte damit speise. Zu meinem Glük wahr niemand verhanden / welcher diesen Befehl leisten kunte / uñ setzete ich mich vor ihr auff die Knie / mit heissen Trähnen bittend / meines Lebens zuschonen / weil ja kein Fleisch an mir währe / davon die Fische zu zehren hätten; sie möchte mir bloß das Leben gönnen / und mit der allergeringsten Speise mich unterhalten;
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