Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
mein Königreich wieder zu sehen / daher mir zuzeiten die Gedanken einfielen / ich wolte mich etwa vor einen vom Adel bey ihm angeben / ob ich etwas gelinder möchte gehalten werden; aber als ich gleich des vorhabens wahr / vernam ich ohngefehr aus seinen Reden / wie gehässig er dem Adelstand währe / würde mir also noch eine schärffere Ruhte zu meiner Straffe gebunden haben. Muste demnach in grosser Geduld und kleiner Hoffnung diesem frechen Menschen ein Jahr und 31 Wochen meine Dienste leisten / welche diese wahren: Die Mahrställe reinigen / Pferde und Ochsen tränken / und vor andern Knechten die unflätigste Arbeit verrichten; das wahr mein Tagewerk; hernach wann das andere Gesinde sich zur Ruhe legete / muste meine Sakpfeiffe wache und munter seyn; dann mein Oberster wahr ein Erz-Schwelger / schlief des Tages /und soff des Nachtes mit seinen Zech-Brüdern / daß ich offt in zehn Tagen die Kleider nicht vom Leibe zihen durffte. Es fand sich einsmahls ein ander Oberster seines gleichen bey ihm / welcher einen sonderlichen Grol auff mich warff / und mich mit meiner Sakpfeiffe vor seinen Augen nit leide mochte / begehrete demnach an meinen Herrn / mit ihm umb mich zu spielen / und gegen mein Häupt acht Kronen auffzusetzen; als nun mein Herr ihn fragete / ob er sonderliche beliebung zu nur trüge / und dieser freche Bube zur Antwort gab: Ja er hätte Lust / mich am Galgen bammeln zu sehen / wolte dannoch mein Herr / ohnzweifel durch Gottes sonderliche schickung / darein nicht willigen / sondern befahl seinem Leibdiener /mich hinweg zu schaffen / biß sein Gast seinen Abzug genommen hätte; also ward auch dißmahl mein Leben gerettet / welche Gnade meinem Herrn zuvergelten /ich auff diese Weise bedacht wahr.: Es hatte meiner Mitknechte einer / ein gebohrner Mantuaner und abgefeimter Dieb / meinem Herrn den Geldkasten heimlich auffgediedrichet / und einen guten Schaz daraus genommen / welchen er im Pferdestalle vergrub / der Meynung / ihn heimlich wegzubringen. Ich lag in einem finstern Winkel / und ward durch seine Arbeit vom Schlaffe erwecket / sahe seinem wesen zu / uñ gedachte mir solches zu nütze zu machen / deswege ich zu meinem Obersten mich verfügete / und ihm den Diebstahl anzeigete / weil ich schuldig währe / sein bestes zuwissen / und seinen Schaden zuverhüten; möchte nur nachgraben aben lassen / und ferner nach seinem willen schaffen. Er lieff selbst mit mir hin /befahl alsbald den Dieb zu greiffen / und mich nachgraben / funden das gepregete Gold in zimlicher menge / und meinete ich nunmehr den Nahme eines geträuen Knechtes verdienet zu haben / da ich umb ein Haar als ein Dieb hätte sterben müssen; dann dieser gottlose Tähter nach ausgestandener Peinigung /gab an; er und ich zugleich hätten diesen Diebstal verrichtet / so daß er das Gold gelanget / und ich auff der Huht gestanden / damit wir nicht dabey ertappet würden; und nachdem er mir auff mein begehren nicht hätte wollen die Halbscheid / sondern nur den Vierdenteil davon geben / hätte ich ihn des Diebstahls angeklaget. Ehe ich michs versahe / ward ich in Ketten und Banden gelegt / und als ich merkete / daß man die Folter zu meiner Peinigung fertig machete / begehrete ich mein Verbrechen zu wissen; welches mir alsbald vorgehalten ward / und ich meine Unschuld mit hohen beteurungen anzeigete / auch / daß ich solche klärlich dartuhn wolte / wann mir mein Herr der Oberste nur so viel Gnade erzeigen / und mich vor sich lassen würde. Die mich peinigen solten / wahren meine Mitknechte / und mir ganz ungewogen / aber doch durften sie mir solches begehren nicht versagen / und meldeten es dem Herrn / welcher mich vor sich bringen ließ / uñ im Zorn mich also anfuhr: Du alter krummer Schelm / du hast den Diebstahl verrahten / nicht aus träue gegen mich / sondern daß du dessen nicht so viel hast gemessen können / als du gewolt hast / darumb mustu mit deinem Gesellen gleiche Straffe ausstehen. Ich fing an / mich ganz demühtig zuentschuldigen / und baht durch alle Götter / mein Herr möchte mich unschuldige nicht übereilen / ich wolte ihm meine Unschuld / und des Diebes falsche bezichtigung handgreiflich vor Augen stellen / oder die allergrausameste Straffe ohn einzige Gnade gerne über mich nehmen. Wo durch er sich dann in etwas besänftigen ließ / und mir Freiheit gab / mein bestes zu tuhn; ich aber darauff untertähnig baht / daß der Tähter von unverdächtigen Leuten möchte befraget werden / auff welche Zeit / und zu was Stunde
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