Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ich etliche der anderen angeschmiedeten loßgemacht / und sie / mit dem Schiffe davon zufliehen / ermahnet hatte) / und fuhren frölich zu Lande. Des Tages lagen wir mehrenteils in Püschen und Felsen verborgen; des Nachts nahmen wir den nähesten Weg nach Pannonien vor uns / kaufften auff den Dörffern nöhtige Speise / dann wir hatten Geldes gnug vom Schiffe mit uns genommen / und kahmen ohn einige Widerwärtigkeit in Pannonien an / da ich dann wie schon gesagt / des Königs und Vaterlandes Unglük erfahren / und diese Ketten / ehe ich michs versehen / an meinen Gliedmassen empfunden habe. Ist es nun / daß mein gnädigster König Mnata meiner geträuen Dienste ehmahls genossen hat; bitte ich untertähnigst / ihre Hocheit wolle bey König Herkules durch ihre kräftige Vorbitte anhalten / daß ich den Römern nicht wieder überliefert werde / nachdem die günstigen Götter mich von denselben loßgewirket haben; kan aber solche meine Freyheit auff andere weise nicht erhalten werden / so bitte ich umb den Tod / bin auch wol zu frieden / und bereit / daß ich bey meinem Bruder auffgeknüpffet werde. Diese lezten Worte bewägeten die ganze Geselschafft zur Erbarmung / aber sein König gab ihm zur Antwort: Was du bey nur suchest / stehet nicht in meiner Gewalt; so hastu ohn mein Vorwissen und Befehl zu jener Zeit den Kampff unter der Bedingung begehret / daß entweder dein Feind oder du / leibeigen seyn woltest /welches ich an dir als an einem verwägenen mutwilligen Menschen billich tadele / und nicht zuendern weiß / was du vorsezlich dir über den Halß gezogen hast. Sonsten gestehe ich / daß du mir vor diesem mannichen guten Dienst geleistet / und sich keiner gefunden / der deines Bruders Verrähterey dich mit beschuldiget hätte / daher ich / in Ansehung deines hitzigen Jach Zorns / dir deine außgestossene Reden /weil du sie bereuest / wol verzeihen könte / aber das übrige / wie du hörest / ist nicht in meinen Händen. Dieser sahe betrübt vor sich nider / durffte auch bey Herkules wegen seines gar zu starken Verbrechens umb keine andere Gnade anhalten / als daß er untertähnigst baht / seine Hocheit möchte an den schon ausgestandenen herben Straffen seinen Zorn gnädigst brechen / und ihm einen schleunigen Tod / es währe gleich mit dem Schwerte oder Strange / wiederfahren lassen / nur daß er den Römern nicht übergeben würde. Worauff ihm Herkules zur Antwort gab: Ich möchte dir diesen demühtigen Geist / Zeit unsers Kampffs / oder kurz hernach / wol gegönnet haben /alsdann würdestu mehr Güte und Barmherzigkeit bey mir haben gefunden / als du dir irgend magst einbilden können; Zwar mein Zorn hat nie kein mahl von einigem Menschen schwerere Rache begehret / als die Busse / geschweige / daß ich ihm den Tod anzulegen solte getrachtet haben / welchen du jezt als eine sonderliche Gnade suchest; aber bedenke nur selber / ob ich ohn Verletzung meiner Redligkeit anders könne /als dem Römischen Käyser dich wieder zusenden; dann unterliesse ich solches / würde dessen Hocheit von mir halten / ich billichte deinen Mord / welchen du selbst eigener Bekäntniß nach / an neun unschuldigen Menschen begangen hast. Jedoch / daß du meine Gnade und Gewogenheit die du nicht verdienet / erkennen mögest / wil ich dich so lange in gewarsamer Hafft behalten / und an Römische Käyserl. Hocheit schreiben / ob dieselbe dich mir lassen könne; alsdann solstu auff Besserung deines Lebens erfahren /daß ich ja so bereit und willig bin zuverzeihe / als du ehmals zubeleidigen. Dieser durch Unglük gezähmeter Mesch hatte sich dieser Gnade nicht versehen /taht einen wehmühtigen Fußfal vor der ganzen Geselschafft / und nach getahner herzlichen Danksagung vor angebohtene Gnade / hielt er bey Königin Valisken an / wie auch bey König Ladisla / und den anwesenden Römischen Herren / ihm bey Kayserl. Hocheit mit ihrer kräfftigen Vorbitte zu hülffe zukommen; welches ihm allerseits versprochen ward / und ließ ihm Herkules auff Königes Mnata Einwilligung die Ketten abnehmen / und Ritterliche Kleider anlegen /daß er neben Gamarus (dem das Narren Kleid auch schon abgenommen wahr) auffwartete. Weil auch nachgehends der Käyser ihn auff solche Vorbitte Herkules schenkete / sprach derselbe ihn nicht allein frey / sondern machete ihn zum Obersten über 2000 Pannonische Reuter / die mit Arbianes fortzogen / da er nach angenommenem Christlichen Glauben sich in Persien gegen die Parther sehr wol gehalten / und in einem Treffen / nach
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