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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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weiters klagen.
     
    Ach mein tausend schönstes Fräulein / sagte Libussa nach des Gesanges endigung; daß doch der allerliebste Furst dieses Liedchen von so anmuhtiger Stimme gesungen / anhören möchte; aber eure Gn. tuhe ihm diese Gunst / und sende ihm dessen Abschrifft zu / ich weis / es wird die Krafft haben / ihn von dem ende der Welt nach Prage zu treiben. Bey leibe schweig mein herzen Kind / antwortete das Fräulein / würde er mich nicht vor eine leichtsinnige halten / wann er dessen inne würde? ich nähme nicht daß halbe Rom drum /daß ein ander Mensch als du / dieses Lied sähe oder hörete; dann ob ich gleich wol leyden kan / daß er meiner geträuen Liebe inne werde / muß es doch weder durch mich noch durch meine Reimen dergestalt geschehen / dz michs einiger weise in ungleiche Nachrede stürzen könte; ein freundliches Brieflein an ihn zu schreiben wil ich mich nicht wegern / aber von solcher worten Gattung muß es trauen nicht gestellet seyn. Ja ja / sagte Libussa / liebet eure Gn. so bedachtsam / so liebet sie noch in so flammichter Hitze nit / als ihre Schwermütigkeit michs eine zeitlang hat bereden wollen / doch rühme ich dieses an euer Gn. billich / und bitte die gütigen Götter / daß sie ihre Gedanken vor außgang eines Monats befriedigen. Befriedigen? antwortete das Fräulein; doch ja / es heisse also / dañ ich bin noch zur Zeit befriediget / wann ich nur offt Schreiben von ihm haben / oder (ach Glük erfreue Hoffnung) seine liebreiche Augen gegenwärtig schauen möchte. Diesen Wunsch wird der Himmel bald erfüllen / sagete Libussa; aber eure Gn. wünschet schon mehr Schreiben / uñ hat dieses durchzulesen kaum Zeit gehabt; wer weiß was folgen kan? geduldet euch mein Fräulein / nichts wächset und reiffet auff einen Tag; gebet dem lieben Fürsten Ruhe / daß er die Schreibfeder aus der Hand legen / und andere Nohtwendigkeiten verrichten möge. Auff diese Weise reizete sie das Fräulein / biß sie zur Mahlzeit gefodert ward / da ihre Fr. Mutter mit ihr abredete / daß sie alsbald einen Landtag außschreiben / und den Reichsständen ihres Königes Gesundheit und Vorhaben aus seinem eigenen Schreiben anzeigen wolte.
    Des folgenden tages gab sich vor dem Stadtohr ein Königlicher Gesanter aus Gallien oder Frankreich an /120 Pferde stark / und begehrete von der Königin und dem Königlichen Fräulein / im Nahmen und von wegen seines Königes / gehöret zu werden. Die Königin ließ ihn in der Stad mit seinen Leuten verlegen /und setzete ihm den dritten Tag zur Verhörung an /unter welcher Zeit er nicht allein sich der Fräulein Wesens und Eigenschafften erforschete / sondern sie einsmahls auff die Jagt ausreiten sahe / und in seinem Hertzen gestund / daß er nie etwas volkommeners gesehen hätte. Es ließ aber die Königin alsbald etliche vornehme Herren / als den Reichs Kantzler / Herrn Bretisla / Herrn Pribisla / Herrn Krokus / Herrn Stanisla und Herrn Bugesla zu sich nacher Prage fodern /in deren Gegenwart die Königliche Gesandschafft solte abgelegt werden. Dem verliebeten Fräulein schwanete nichts gutes / massen sie wuste / daß der Sikamber König in Gallien (welches ein Teutsches Volck wahr) zimlich schwach war / und einen tapfferen hochberühmten Sohn hatte / so noch unverheyrahtet / uñ nach des Vaters Hintrit in der Herschafft folgen wurde; foderte demnach ihre Libussen zu sich /und sagete zu ihr: Mein Kind / was sol ich nun beginnen? gilt wo diese Gesandschafft nicht bloß meiner wegen angestellet ist? Wie aber / wann meiner Fr. Mutter diese Heyraht gefiele / und die Reichs Sassen mit zurieten? Ich weiß nicht / wodurch ich das leidige Glük dergestalt mag wider mich erzürnet haben / daß mirs so gar keinen frölichen Tag gönnet / der nicht mit Unruhe und Angst solte versalzen seyn? Jedoch mag dieser Gesandter bringen was er wil und kan / so sol und muß ich meinem Herkules vorbehalten seyn /oder allein durch einen schmerzhafften Tod von ihm abgeschieden werden. Ich stehe mit Eurer Gn. in gleichen Gedanken / sagte Libussa / wil auch nimmermehr rahten / daß dieselbe ichtwas eingehe / welches dem allergeträuesten Liebhaber Fürst Herkules könte nachteilig seyn / weil ich ohndas wol weiß / daß mein Gn. Fräulein in diesem Stük keinen Wechsel oder Tausch nimmermehr bewilligen wird; nur allein muß die Sache auffs vorsichtigste und klüglichste gehandelt / und entweder abgelehnet / oder unter lauter Ungewißheit auffgeschoben werden / auff daß die Zeit verlauffe / und wir

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