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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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etlichemahl über das Häupt und sagete: Die gütigen Götter steuren allen wiedrigen Fällen / und behüten dich / dz ihre Versehung an dir zu allem guten vollendet werde. Sonst taht sie mannichen hohen Fall / welches doch immer ohn sonderlichen Schaden abging; insonderheit hatte sie kein Glük auff dem Wasser / daher sie auch selten sich der Schiffart vertrauete. Drey Tage vor ihres Herr Vaters Verlust / ging sie mit einer kleinen Dirne abermahl hin / dem Gottesdienst in der Stad und den gewöhnlichen Opffern beyzuwohne / da lieff ihr ein sehr grosser toller Hund entgegen / vor dem sie zu rücke hinter eine Brunnenseule weich / und da sie ihn eigentlich auff sich zu springen sahe / fassete sie mit der Linken einen zimlichen Stein / mit der Rechten aber ihren Dolch / welchen sie nach erlegung des Ochsen stets / wo sie auch ging / zu sich nam; als nun der Hund ihr nach dem Gesichte sprang / sties sie ihm den Stein in den Rachen / und stach ihm zugleich die Kehle ab / daß er zu ihren Füssen nieder fiel; lies sich doch hiedurch von der Beywohnung des Gottesdienstes nicht abschrecken / sondern hielt bey den Pfaffen an / daß sie vor ihres Herren Vaters Wolfahrt ein Opffer schlachten möchten / welches auch geschahe / da nach fleissiger Besichtigung der Leber und des Herzen ein alter Pfaffe ihr zuschrie: Durchleuchtigstes Frl. meldet / bitte ich / eurem Herr Vater / unserm allergnädigsten Könige an / dz seine Konigl. Hocheit sich in VI Tagen nicht von ihrem Schlosse begebe /noch falscher Lockung folge / dañ es stehe deroselben ein nahes Unglük bevor / welches viel unleidlicher als der Tod / oder auffs wenigste der Tod seyn wird; Euer Gnaden wil das gute Glük auch noch nicht geträulich beystehen / sondern dräuet derselben unsägliche Noht und Gefahr / welches aber noch weiter zurücke stehet. Das Fräulein hielt viel auff dergleichen Opfferzeichen / da hingegen ihr Herr Vater sich nicht sonderlich dran zu kehren pflegete / schlug auch vor dißmal alles in den Wind / wie bewäglich gleich das Fräulein ihm solches vortrug / auch zugleich den Unfall mit dem wütigen Hunde hinzusetzete; da dann der elende Verlust bald drauff erfolgete / wodurch das gantze Königreich in grosses Hertzleid gesetzet ward / und sein Gemahl die fromme Königin seinen unglüklichen Tod eine geraume Zeit beklagete.
    Wir wenden uns aber wieder hin zu dem Fräulein /sie in ihrer hohen Vergnügung anzuschauen / welche sie aus Herkules Schreiben empfing / und ihrer Seele unmöglich wahr / die innigliche Freude recht außzudrücken; dessen Libussa wol wahr nam / und ihr Herz durch ein anmuhtiges Liebesgespräch je mehr und mehr auffwallete / daß sie endlich eine Schreibfeder ergriff / und von freyer Hand ein Liedlein auffsetzete /auch demselben eine frische anmuhtige weise gab / da inzwischen Libussa ihr die Laute (welche in guter Zeit nicht gebrauchet wahr) ganz neu bezog / die begehrete Stimmung einrichtete / und mit Verlangen erwartete / was vor Einfälle dem Fräulein vor dißmahl fugen wolten; welche bald darauff dieses sang und spielete:
     
    1
    Nun Seele / nim nun sanffte rast /
    Nachdem du wieder funden hast /
    Den du vorlängst erkohren;
    Mein Herz / nim die erquickung an /
    Dann der dich völlig trösten kan /
    Ist nicht so gar verlohren.
     
    2
    Der allerschönste dieser Welt /
    Der dich vor seine schönste hält /
    Bleibt nach wie vor dein eigen;
    Wie weit er dir entrissen ist /
    Wird er dannoch zu keiner frist
    Sein Seelchen von dir neigen.
     
    3
    Du schönster Stern am Himmels Saal /
    Hab' ich das Glük zu deiner Wahl?
    Sol ich dein noch geniessen?
    Du Strahlen-helles Sonnen-licht /
    Vor dessen Schein der meine bricht /
    Und fält zu deinen Füssen.
     
    4
    Wann wirstu meine wolken dann
    Vertreiben / daß ich sehen kan /
    Wie deine Tugend spielet?
    Die bloß nur auff Volkommenheit /
    Mehr als die Jugend deiner Zeit
    Ertragen kan / hinzielet.
     
    5
    Du Ebenbild der keuschen Zucht /
    Betrachte deiner Jahre flucht /
    Sey nicht so gar vermässen
    Im Streiten wieder Frevelmuht /
    Dann wer im Treffen alles tuht /
    Wird endlich doch gefressen.
     
    6
     

Fälst aber du / so fall' ich auch /
    Dich wehe Lufft an oder Rauch /
    Ich wil mit dir nur stehen /
    Nicht ohne dich / du bist allein /
    Was meinem Leibe Geist kan seyn /
    Dein Tod ist mein vergehen.
     
    7
    Solt' aber meine Seele noch
    Mit deiner daß gewünschte Joch
    Der keuschen Liebe tragen;
    So hab ich was mein Herz begehrt /
    Und wann mir solches wiederfährt /
    Wil ich nicht

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