Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
Vom Netzwerk:
/Pferde und Sturmzeug liebete sie überaus sehr / aber in nichts übete sie sich so hefftig / als im schiessen und reiten / wiewol die Pferde / als lange ihr Herr Vater lebete / ihr nicht allemahl bewilliget wurden. Im zwölfften Jahr ihres alters lies sie leichte Fechtschwerter machen / und in solcher Kunst sich unterrichten / welches neben dem schiessen ihr von den Eltern wol gegönnet wahr / und sie daher in beyderley überauß fertig ward. Als ihr Herr Vater sein Reich gesegnet / gebrauchte sie sich des reitens freier / daß man sie selten auff der Gutsche fahren sahe / wann sie es nicht ihrer Fr. Mutter zur Geselschafft tuhn muste. Im jagen übete sie sich fast täglich / führete ihre Pfeil und Bogen zu Pferde / und befliß sich nur das Wild reittend zu fellen / worüber sie so gewiß von freier Faust ziehlen lernete / daß sie auch in vollem rennen die Hasen niederschoß / und selten fehlete. Zu Pferde saß sie so geschikt und feste / daß ihres gleichen im ganzen Königreiche nicht wahr; die Muhtigen ritte sie am liebesten / dann sagete sie / das Herz nimt bey mir zu / wann ich sehe das Tihr / welches ich beschreite /einen sonderlichen Geist haben. So lange lag sie ihrer Fr. Mutter an / da sie XIV Jahr alt wahr / daß sie ihr endlich gönnete einen Reitharnisch machen zu lassen / welchen sie täglich anlegete / und etliche Stunden darin auff dem Gemache umbher ging / auch wol inwendig in dem verschlossenen Burgplatze also bewapnet ihr Pferd tummelte / das Schwert an der Seite / und das Ritter Speer auf dem Schenkel führend / daß ihre Fr Mutter offt zu sagen pflag; bildestu dir ein /liebes Kind / durch diese Ubungen vielleicht ein Mannesbilde zu werden? Sie aber allemahl zur Antwort gab; sie möchte wünschen / daß solches möglich währe / oder doch zum wenigsten der Brauch seyn möchte / daß das Weibliche Geschlecht den Ritterlichen Ubungen nachzöge; so gar hatte die Tapfferkeit ihr Gemüht eingenomen / und wahr doch daneben ohn alle blutgierig- und grausamkeit. In Sitten und Geberden bezeigete sie sich nach aller Menschen Wunsch; man hörete sie weder fluchen / noch schelten / man sahe weder leichtfertig Ding noch uppigkeiten an ihr /darumb liebete und ehrete sie jederman; dem Stolz und der Unfreundligkeit wahr sie von Herzen feind /und wan sie sich gegen jewand von Herzen freundlich und gewogen stellete / als dan wahren ihre Aügelein und ganzes Angesicht so voller Reizungen / daß auch das Frauenzimmer selbst sich in sie verliebete / daher es kam / daß ihre Eltern / wann sie recht bewäglich umb etwas anhielt / ihr solches nicht bald abschlagen kunten. Im Tanzen übete sie sich gerne / aber nach Herkules Verlust lies die Bekümmernis ihr diese Lustübung nicht zu / nur wann Jungfer Libussa ihr zuzeiten die Schwermühtigkeit außredete / und sie nicht weniger seines Lebens als standhaffter Träue durch allerhand bewägliche muhtmassungen versicherte /dann lies sie sich bereden / insonderheit / wann diese Jungfer nach ihrer beywohnenden Anmuhtigkeit sie baht / auff des allerliebsten Fürsten Herkules Gesundheit diesen oder jenen Tanz zutuhn / welchen die Jungfer auff der Laute dann zuspielen pflegte: Sie liebete überdaß die Singekunst und das Seitenspiel überaus hoch / dann ihr Stimmichen wahr so rein / helle und hoch / auch die Kehle der allerkrausesten verblümlungen und bald gebrochenen bald überhüpffenden schnellen läuffchen dermassen gelernig / daß keine Faust ihr solches auff Geigen oder Flöhten nach machen kunte; doch hatte die durchdringende Art /langsam und mit bebender Verweilung die wichtigen Wörter außzudrücken / noch die allerlieblichste / Anmuhtigkeit in ihrem Gesinge. Die Stimme allein lies sie nicht gerne hören / sondern schlug selbst entweder die Laute oder Harffe / und lies alsdan die Liederchen erschallen / deren Reimen und Singeweisen sie selbst setzete / massen sie nicht allein zierliche Teutsche /sondern auch Griechische und Lateinsche Verse schrieb. Ob nun gleich alle ehrbare Menschen dieser Tugendergebenen Fräulein hold und günstig wahren /lies doch das boßhaffte Glük ihr in der Jugend zu unterschiedlichen mahlen sehen / dz es weder Schönheit noch Frömmigkeit achtet / wie ihr dann sehr früh geweissaget ward / daß sie Glückes Tücke würde erfahren müssen; Acht Stunden vor ihrer Geburt / taht ihre Fr. Mutter einen gefåhrlichen Fall / daß man in grossen furchten stund / es möchte die Frucht schaden genommen haben; und gleich da sie gebohren ward /ritte

Weitere Kostenlose Bücher