Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
Vom Netzwerk:
Untertahnen zum Diener habe / dem er kühnlich trauen dürffe. Mein guter Pribisla / antwortete die Königin / ich erlasse euch /weil ihr lebet / meiner Dienste nicht / jedoch trage ich sie euch auch nicht auff / ob soltet ihr mit ungemach hieselbst arbeiten und aufwarten / sondern ihr sollet alle eure freyheit haben / und nach belieben / wie und wann ihr wollet / zu Hofe seyn / aber nicht desto minder eure Bestallung haben; und ob ihr solches nicht gerne annehmen woltet / müsset und könnet ihr mirs doch nicht versagen. Als die Königin ausgeredet hatte / trat das Fräulein mit der allerbewäglichsten freundligkeit zu ihm / hatte ein schönes Kleinot vorne an der Brust auffgehefftet / welches sie abreiß / und es ihm mit diesen Worten einreichete: Mein guter Freund Pribisla / hie wil ich euch dieses Pfand zu verwahren geben / als eine Handschrifft dieser Verheissung / daß wo mein Herr Bruder die Vergeltung eurer heutigen Träue zu leisten nicht erleben solte / ich an dessen stat treten / und das von meiner Fr. Mutter versprochene erfüllen wil. Der Alte bedankete sich der hohen Gnade / nam das Kleinot willig zu sich / und gab zur Antwort: O jhr Götter / lasset mich nur so lange leben / daß ich mit meinen dunkelen Augen dieses unvergleichliche Fräulein mag sehen zur Traue fuhren / und schicket ihr den wirdigen Bräutigam zu / alsdann wil ich nicht allein dieses Kleinot gebührlich wieder einliefern / sondern auff Ihrer Durchl. Beylager zwanzig Fuder Wein mit meinen Kosten aus Italien herbeyschaffen. Wie nun Pribisla? sagte sie hierauf / meynet jhr / daß ich euch dieses geringe auff so schweren Zinß leihen wolle? O nein / mein Freund / solchen Schacher-Handel treibe ich trauen nicht. Behüten mich ja die Gotter vor solche Gedanken / antwortete er; es ist Euer Durchl. freygebigstes Herz mir gar zu wol bekant / nur bitte ich untertähnigst / dieselbe wolle ihres unwirdigen allen Knechtes Erbieten nicht verstossen / wie zu deren Gn. ich in aller Untertähnigkeit die feste Zuversicht trage. Wolan / sagte sie / so nehme ichs auff meiner Fr. Mutter Bewilligung gerne an / aber mit dem bedinge / daß wann nach der Götter Willen ich dereins verheyrahtet seyn werde / ich eure Tochter / wo sie noch ledig seyn wird / von dem meinen außsteuren / und sie nach Standes Wirde mit einem Gemahl versehen wil / dessen euer Adel uñ Freundschafft sich nicht schämen sol / dann mir ist nicht unwissend / daß sie ihrer Mutter wegen mir noch etwas verwand ist; solte sie aber schon verheyrahtet seyn / sol ihrem Liebste das erste grosse Lehn in dem Lande verfallen seyn / in welchem ich wohnen werde. Pribisla bedankete sich untertähnigst dieses hohen Erbietens / und sagete: Jezt erfahre ich des alten Sprichwortes Gültigkeit / daß wer auff fruchtbaren Acker säet / zehnfachen Gewin zuerwarten habe. Euer Gn. aber ergebe ich mich samt allen den meinen zur beståndigen Gewogenheit / als lange sie uns untertåhnig-getråu spüren werden. Weil diese so redete /hielt die Konigin Raht mit den gesamten ReichsRähten / was vor Gesanten zuerwählen wären / und hielt gänzlich davor / es wurde den Ständen angenehm seyn / wañ man diese drey Herren darzu verordnete / nehmlich Krokus / Bugesla und Stanisla / welche sie als jetzige ihre Abgeschikten darzu gleichsam vorgeschlagen hätten; wie sie dann solches vor ein Zeichen sonderlicher Gnade auslegeten / und ihnen Volmacht gaben / hin und wieder zuschreiben / daß die gewilligte Geldhulffe auffs schleunigste bey einander gebracht würde / weil man nohtwendig damit eilen müste / und auffs höchste nach Verlauff XII Tagen die Reise geschehen solte. Inzwischen verfertigte die Königin samt den Landständen ein Schreiben an Ladisla /wobey sie als Mutter noch ein absonderliches legete. Frl. Valißka wolte diese Gelegenheit nicht versäumen / setzete sich mit jhrer vertraueten Libussen auff ihr verriegeltes Gemach / daselbst muste sie ihr etliche Haar von ihrem Häupte schneiden / und weil sie mit dergleichen Arbeit wol umbzugehen wuste / ein mit Perlen durchseztes Armband machen; unterdessen nam sie die Feder zur hand / und setzete ein Brieflein an ihren Herkules auff / welches ihr nimmer gut genug dauchte / daher sie es wol dreymahl enderte /und endlich auff diese weise abschrieb.
    Durchleuchtigster GroßFürst / hochwerter Herr Oheim und Bruder; wie schmerzlich euer Liebe außgestandenes Ungluk mich gequälet / so hoch bin ich durch dessen Endigung ergetzet worden / insonderheit / daß dieselbe

Weitere Kostenlose Bücher