Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Ritterschafft zu prüfen Gelegenheit haben könte; welches sie jhm nicht allein gerne zu liessen /sondern auch Mittel zur nöhtigen Außrüstung gaben /mit Ermahnung / alles sein Vermögen anzuwenden /damit sein ganzes Vaterland durch jhn geehret würde / worauff er Abscheid von jhne nam / und in eine abgelegene Herberge sich legete. Wenzesla aber ritte nach des Stathalters Hoff / ob er seinem Konige jhre Ankunfft in geheim andeuten könte / traf einen prächtig-gekleideten ädel Knaben vor der Pforten an / welcher Tullius wahr / denselben baht er / die Mühe auff sich zu nehmen / daß er Herrn Ladisla eigenen Diener könte zusprechen bekommen; Derselbe / mein Herr /bin ich / sagte er / und wann bey seiner Gn. jhr etwas wollet bestellet haben / möget jhr mir solches befehlen. Es ist mir sehr lieb / antwortete er / und zeiget nur eurem Gn. Herrn in höchster geheim an / es sey einer / Nahmens Wenzesla / der jhn gerne sprechen wolte. Dieser lief geschwinde hin / fand jhn bey dem Frauenzimmer / uñ machete jhm das anbefohlne zu wissen worüber er sich entfårbete / in meinung / er würde so einsam von seiner Fr. Mutter und den Landständen auff das Hochzeitfest abgeschicket seyn; nam einen Abtrit / einwendend / Herr Herkules liesse jhn fodern / zu welchem er ging / und mit jhm abredete /daß sie Wenzesla einen Wink geben wolten / in etwa eine Herberge zu reiten / welches auch geschahe / und sie jhm auf dem Hueffschlage zu Fusse nachfolgeten. Die Gesanten hatten sich auff ein absonderliches Gemach gelegt / und wahr Wenzesla allein unten im Hause / der sie ehrerbietig empfing. Ladisla fragete jhn / wie er so einsam kähme / und ob niemand von den Ständen abgeschicket währe / auf seinem Hochzeitfeste zuerscheinen. Hochzeitfest? sagete dieser: ich versichere eure Gn. daß weder deren Fr. Mutter /noch einiger Mensch des allergeringste von dieser hocherfreulichen Zeitung ichtwas vernommen; beklagete hernach sein Unglük / daß er so lange Zeit auff der Reise von Rom nach Prage zubringen müssen /und meldete der dreyer Gesanten gegenwart an / welche sich alsbald würden einstellen / wann sie nur wüsten / wovor jhre Durchl. sie bey andern ehren solten. Sie sollen / antwortete Ladisla / uns beyde gleich ehren; dann wer ich bin / ist nunmehr den Vornehmsten bewust / aber Herkules Vaterland sol aus gewissen Ursachen verschwiegen bleiben. Der Alte meldete jhnen solches an / daher sie alsbald mit gebührender untertähniger Ehrerbietung zu jhnen traten / und freundlich empfangen wurden / da Krokus also anfing: Unsere allergnädigste Konigin / und gnädigstes Fråulein entbieten jhren Durchll. beyderseits Mütter-und Schwesterlichen Gruß / die såmtlichen Landstånde aber untertähnigsten Gehorsam; haben jhrer Durchl. höchstbeliebtes Schreiben / wiewol etwas späte empfangen / dero Gesundheit auch mit Freudenthränen vernomen: und als die Landstånde berichtet sind / daß jhr Gnädigster König willens / sich eine Zeitlang in der Fremde aufzuhalte / haben sie in untertähnigstem gehorsam damit friedlich seyn müsse /ob uns gleich in dieser Welt nicht liebers / als unsers Königes leibliche Gegenwart wåhre. Dieses jhrer Durchl. anzudeuten / sind wir von höchstgedachten /unser Fr. Königin und dem Königl. Fräulein / dann auch den sämtlichen Landständen abgefertiget / und daneben dieses Schreiben nebest 300000 Kronen freywilliger Landsteur / behuef jhrer Durchl. Königlicher ausrüstung zu vorgenommener Reise / unterthänigst einzulieffern. Ladisla bedankete sich des übergebrachten Grusses / nebest angedeuteter Freude über der Landstände Gutwilligkeit / erkennete daraus jhre gewogene Herzen / welche zu vergelten / er stets wolte gefliessen seyn; brach das Schreiben / und fand dariñen / was gestalt sie alle mit einander seiner vorgenommenen sehr beschwer- und gefährlichen Reise halber gantz unmuhtig währen / und die Königin vor andern inständig anhielt / sich deren zu begeben / und durch abgeordnete das Gelübde abzulegen / damit sie der muhseligen Reichsverwaltung benommen / ihr angehendes Alter in Ruhe setzen / und den angebohrnen Erbherren erstes Tages möchte die Herschaft führen sehen. Nachgehends rühmete sie der Untertahnen Gutwilligkeit wegen der aufgebrachten Gelder / insonderheit was der alte geträue Pribisla dabey verichtet / und zu seines Königes Unterhalt alle seine Güter loßschlagen wollen / welches die Stände nur verhindert /und ihrem Könige / als lange er in der fremde seyn würde / jährlich
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