Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/ ausser einer / nahmens Herr Ninisla / besahe es hinten und fornen / lase und wiederlase es / und stellete sich dabey zimlich ungeberdig / welches den meisten Anwesenden sehr übel gefiel / daß endlich Herr Krokus / der ihm am nähesten saß / zu ihm sagete, Ob er etwas Zweiffel hätte / möchte ers ihm nur in vertrauen andeuten. Dieser antwortete / es könnte solches hernach geschehen / nur möchte man den Nebenzettel sehen lassen / auff welchem die ReichsRähte verzeichnet stünden. Es ward solches alsbald geleistet / und befunden sich diese Nahmen: Herr Bretisla wiederbestätigter Reichskanzler / Herr Zeches / Herr Wlodimir / Herr Vorich / Herr Bela / bestätigte Land-Kriegs- und Schaz Rähte; Herr Krokus / Herr Bugesla / Herr Stanisla / Beysitzer. Ninisla hatte gehoffet / mit unter dieser Anzahl zu seyn / und als er ein wiedriges befand / hielt er an / daß etliche von der Ritterschafft /welche er mit Nahmen nennete / einen Abtrit mit ihm nehmen möchten. Es ward ihm solches gerne erläubet / weil die benenneten sich nur auff XIV Håupter ersträcketen / unter welchen seyn Sohn Urisla mit wahr. Als diese von den andern abgesondert stunden /fing Ninisla also an: Ihr meine liebe Herren und Anverwanten / was dünket euch bey dem abgelesenen Schreiben? Es ist zu Rom geschrieben / bey unsern und aller freien Königreichen abgesageten Feinden; es ist ein Befehlschreiben an alle Stände von einem der noch nicht zur Kron befodert ist; der Urschreiber setzet nach freiem Willen Vorsteher des Landes / und fraget die Stände nicht eins / da er selbst noch zur Zeit weder Stand noch Håupt ist. Uber daß komt mir das Schreiben an sich selbst sehr verdächtig vor / und klinget in meinen Ohren nicht anders als hätte Bretisla der stoltze Mann es selbst auffgesetzet; welches ich umb so viel mehr vor wahr halte / weil vor wenig Tagen mir ein reitender Bohte auß Rom begegnet /welcher auff meine Nachfrage nach neuen zeitungen /mich unter anderen berichtete / es währen zween junge fremde Ritter vor weniger Zeit in Rom von XVI Häschern nidergemacht / welche von dem Käyser befehlichet gewesen / dieselben als feindliche Kindschaffter gefänglich anzunehmen / weil sie aber sich nicht ergeben wollen / währen sie also nidergestossen. Was wollen wir nun tuhn / ihr meine Freunde / wollen wir schweigen oder reden? wollen wir das Vaterland verrahten oder retten? Zwar unsere Macht ist geringe /aber gebet mir Volmacht zu reden / und stehet fest bey mir / was gilts / wir wollen den Strik zureissen /damit man uns fesseln wil. Ninisla wahr bey dieser Rotte in grossem Ansehen / und däuchte sie sein Vorbringen der Wahrheit gemåß / daher sie ihm allen Beystand verhiessen; er aber alsbald Freyheit zu reden von der Königin begehrete. Der Kanzler wuste daß er ein Unruhiger und Ehrgeiziger Mensch wahr / redete mit der Königin / und auff deren Gutheissen antwortete er also: Ihr begehret gehöret zu werden / Herr Ninisla / und seid so kühn gewesen / in gegenwart unser allergnädigsten Königin und der Durchl. Fräulein / etliche eurer Anverwanten auffzufodern / und mit denen einen absonderlichen Rahtschlag zu halten / noch ehe dann unsere allerseits höchstgebietende Königin alle Notturfft vorgetragen hat. O sehet euch ja vor und machet euch nicht selbst Ungelegenheit; habt ihr aber etwas anzumelden / so lasset zuvor alles ungestöret geschehen / was unsere gnädigste Königin zu handeln willens ist. Also muste dieser ruhen / und zuvor anhören was der Alte wenzesla auff der Königin Befehl mündlich vortrug; er hätte auff gut Gluk seinen Weg auff Rom genommen / weil ihm sein Herz zugetragen / sein König würde daselbst anzutreffen seyn / welcher ihm auch bey seinem Einzuge in der Stad / auff der Gassen nebest Fürst Herkules begegnet / und ihn mit sich in ihre Herberge geführet / da sie bald darauff von XVI Dieben mit Schwertern überfallen währen /hätten sie aber durch ihre Krafft alle nidergeschlagen /und durch fleiß eines berühmten Arztes nahmens Galenus / währen sie an ihren Wunden geheilet / welche ganze Zeit uber er ihnen auffgewartet / biß sie ihre völlige Gesundheit erlanget / und zu einer weiten Reise sich fertig gemacht hätten; ihr damahliger Römischer Wirt hiesse Sabinus / wohnete nicht weit von der Kirche Pantheon / woselbst alles vorgelauffen währe; bey dem könte man sich erkunden / und stünde er hieselbst / den abscheuhlichsten Tod zu leiden / wo sichs anders verhielte. Ninisla begunte von seinem Gewissen
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