Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
bey sich habenden Wagen und Sachen frey und sicher nach Padua ziehen zu lassen / und gingen ohn Hinderung mit grossen Tagereisen fort / biß sie in einem Dörfflein / eine Meile von Padua gelegen / anlangeten / woselbst sie in ein Wirtshauß einkehreten / sich von Koht und Staub zureinigen / auff daß sie in gutem Ansehen den Einzug in die Stadt halten möchten. Sie frageten diese einfåltigen Leute nach neuen Zeitungen / und empfingen Bericht / es würde folgendes Tages des Römischen Stathalters Tochter zu Padua mit einem fremden Herrn Hochzeit machen / wobey ein Ritterliches Stechen solte gehalten werden / und allen / so wol fremden als jnheimischen Rittern die Rennebahn erlåubet seyn; den Dank würde die Braut selbst neben anderen Römischen Fråulein austeilen / doch hielte es jederman davor / wann der Bräutigam und sein Bruder mit stechen solten / hätte kein ander Hoffnung / den Preiß zuerwerben, erzähleten daneben / was wegen Zerstörung des RaubNestes sich zugetragen / nur daß sie unserer Helden Nahmen dabey nicht meldeten. Hieraus verstunden die Gesanten / daß jhnen an der Eile würde gelegen seyn / damit jhnen die Herbergen nicht berennet werden möchten. Unter dem Tohr frageten sie nach der Königin geheiß / ob nicht fremde Ritter bey dem Tohrhüter verlassen hätten / daß / wann etliche Schreiben oder andere Sachen ankähmen / sie an bestimmete örter abgeleget werden solten; weil aber unsere Helden dieses aus der acht geschlagen / ward jhnen mit einem kurzen Nein geantwortet / womit sie auch zu frieden wahren / in Hoffnung / unter andern Tohren bessere Nachricht zu finden; ritten also die Gasse hin / biß sie auff den Markt kahmen / und der aufgerichteten Bilder gewahr wurden / ümb welche die kleinen Knaben und Mägdlein von drey biß zu sieben Jahren in grosser Menge als an einem Reihen tanzeten / und dieses Kinderliedlein sungen:
Die Helden haben Trost und Leben
Uns armen Kinderlein gegeben /
Und Räubers Frevel abgekehrt;
Drum wollen wir sie stets besingen /
Und lassen unser Lied erklingen
So lange Welt und Himmel wehrt.
Herr Krokus befahl Wenzesla näher zu reiten / ümb diese Bilder recht zu beschauen / welcher nicht allein aus der überschrift / sondern auch aus den bekanten Angesichtern die Warheit bald fassete / aber wegen Verwunderung hielt er als ein gehauenes Bild stokstille / wiewol sein Pferd anfing zuspringen / worüber die Kinder erschrecket wurden / daß sie mit einem Geschrey davon flohen. Etliche vornehme Bürger stunden auf dem Platze / und stelleten jhn zu rede / warümb er die Kinder so verjagete / uñ von jhrem wolzugelassenen Spiele abschreckete; woran er sich aber wenig kehrete / sprengete hinter sich nach seiner Geselschafft / und sagte zu jhnen: Ihr meine Herren / ich bringe euch das grösseste Wunder zur neuen Zeitung /dann entweder ist unser König und der junge Teutsche Großfürst in jene Bilder verwandelt / oder sie sind jhnen zu sonderlichen und unsterblichen Ehren auffgerichtet / dañ sie heissen Herkules und Ladisla die Fremden; Sie ritten ingesamt dahin / fundens also /und frageten die Anwesenden mit sonderlicher Freundligkeit / ob die Ritter / von denen dies. Bildnissen genomen währen / sich in der nähe auffhielten. Ward jhnen aber geantwortet / dieselben müsten aus abgelegener fremde kommen / denen solches unbewust wåhre; das grosse angelegete Werk gegen dem Stadhause über / würde auff Käyserliche Anordnung jhnen zur erblichen Burg erbauet / biß zu deren Verfertigung sie vieleicht bey dem Römischen Stathalter Herrn Fabius sich auffhalten würden; gaben jhnen auch Nachricht / welche Gasse sie reiten müsten. Aber Wenzesla hielt nicht vor rahtsam / unangemeldet bey ihnen einzukehren / weil sie vielleicht unerkennet seyn wolten / welches er muhtmassete / weil jhres Standes und Vaterlandes bey der Oberschrifft nicht gedacht ward zogen demnach diese Gasse zwar hin / aber sie wolten in eine Herberge nicht weit von des Stathalters Wohnung einkehren / da jhnen doch der Einzug / mit vorwenden / das Hauß währe von andern Rittern besprochen / abgeschlagen ward; doch so bald Wenzesla anzeigete / sie wåhren Herrn Ladisla Diener / wurden sie mit sonderlicher Ehrerbietung auffgenommen. Ehe sie jhre Ankunfft anmeldeten / ersuchete Leches die Geselschafft / sie möchten seine Gegenwart verhehlen / er währe willens / sich als ein Unbekanter auf der Morgenden Steche-Bahn finden zu lasse / ob er etwa in seines Königes Gegenwart seine
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