Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Abzuge der Bote angelanget seyn; wie er auch hieran nicht fehlete; dann Ladisla erster Abgeschikter wahr mit dem Pferde auff der Reise gestürzet / und hatte ein Bein und einen Arm zubrochen / daß er sich etliche Wochen verbinden lassen müssen; jedoch kam er des andern Nachmittages nach der Gesanten Abreise / zu Prag an / ließ sich bey der Königin angeben / und lieferte ihr diesen Brief von ihrem Sohn Ladisla ein:
Herzgeliebte Fr. Mutter; ich kan nicht ümhin / euch mit frölichem Herzen zu vermelden / was gestalt durch sonderbahre Schickung unser gütigen Götter mit dem Durchleuchtigen Hochgebohrnen Fräulein / Frl. Sophia Fabiin / des Hochmögenden Herrn / Herrn Q. Fabius /Römischen Stathalters zu Padua Frl. Tochter / auff jhrer Hochansehnlichen Eltern und meines lieben Bruders Herkules Bewilligung ich mich ehelich eingelassen und versprochen / auch willens bin / auff schier kunfftigen XVII Tag des Brachmonats / das Hochzeit fest Fürst- und gebührlich anzustellen; wann denn ich nicht zweifele /eure Mütterliche Hulde werde hierin gerne einwilligen /und dieses Fräulein / in betrachtung jhrer Tugend und sehr hohen Römischen Geblütes / vor eine künfftige Schwieger Tochter unwegerlich auff und annehmen /und aber zu bevorstehendem Ehrenwerke nicht geringe Kosten erfodert werden / als gelanget an die Fr. Mutter mein Kindliches ersuchen / mir mit etwa 150000 Kronen beyrähtig zu seyn / damit ich mein Vermögen der hochansehnlichen Freundschafft meiner herzgeliebeten Fräulein / dartuhn / und nicht nötig haben möge / daß aus derselben Beutel (deren Heyrahtsgelder sich über 1200000 Kronen erstrecken) alles bezahlet werden dürffe; konte ich dann daneben das Glük haben / daß meine herzgeliebte Fr. Mutter / oder auffs wenigste (woran ich nicht zweifeln wil) meine Frl. Schwester auff angesetzetes Heyrahtfest allhier erscheinen würde / solte mir ein solches die höchste Vergnügung bringen. Ich gelebe der Zuversicht / meine Fr. Mutter werde mich keine Fehlbitte / wo imer möglich / tuhn lassen / welche nebest meiner auch herzgeliebeten Frl. Schwester von meinem Herkules Kind- und Brüderlich gegrüsset wird; dessen Vergnügung über meine Heyraht / aus beygelegeten Beylager-Getichten (wahren die / welche am 113 und folgendem Blade stehen) kan erkennet werden. Geschrieben zu Padua am XXII. Tage des April Monats / von Eurer Mütterlichen Gnaden gehorsamstem Sohn Ladisla.
Die Königin ward dieser Zeitung überauß hoch erfreuet / ließ die ReichsRähte und Herren Pribisla vor sich ruffen / und sagete zu ihnen: Geliebte Freunde /ich habe von eurem künfftigen Könige meinem herzliebhen Sohne ein beliebtes Schreiben empfange /welches allen Schrecken des kaum vergangenen grausamen Donnerwetters mir benommen hat / möchte zwar wünschen / daß unsere Gesanten noch alhie währen / doch werden wir sie nicht dürffen zurük fodern / wann sie nur der verspochenen Eyle sich erinnern möchten; reichete ihnen hiemit das Schreiben /dessen Inhalt ihnen grosse Vergnügung brachte / und fragete Pribisla / warumb das Fräulein nicht gegenwärtig währe. Ach / sagete die Königin / ihre Abwesenheit machet / daß meine Freude nicht recht loßbrechen kan / massen sie heut früh mit etlichen Jägerknechten und Reutern hinaus auff die Jagt geritten /und noch nicht zu Hause kommen ist; fürchte sehr /daß sie etwa von dem Gewitter beschädiget / oder sonst zu Unfal kommen sey; das leidige Jagen ist ihr ja von ihrem höchst Seel. Herr Vater leyder angeerbet / wovon sie nicht kan abgehalten werden / dessen ich mich nicht wenig bekümere. Niemand wolte sie mißtrösten / nur daß sie alle wünscheten / ein Mittel zu erfinden / daß das Fräulein von dieser Ubung könte abgezogen werden / und hielt der Kanzler vor rahtsam / dz etliche außgeschickt würden / ihr nachzuforschen / ob sie irgend wegen des harten Donnerwetters sich in einem Dorffe verspätet haben möchte. Als sie noch hievon redeten / trat sie mit ihren pfützenassen Kleidern ins Gemach / und gab durch ihre todten-bleiche Farbe gnug zu verstehen / daß es nach ihrem behagen nicht ergangen wahr. Die Mutter empfing sie mit zimlich harten worten / und sagte; Geliebtes Kind / wie machestu mir doch so mannichley Angst und herzleyd mit deinem verfluchten Jagen; bedenke doch daß mein geliebter Sohn Herkules auff der Jagt gefangen / ja dein Herr Vater gar drauff umbkommen / und sein Leben elendig eingebüsset hat; drumb so laß doch ab von dieser / meines erachtens / unlustigen
Weitere Kostenlose Bücher