Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
diesem vor / Valiska / wem du trauest. Kehrete hiemit umb / und wolte davon gehen /aber der Zorn übermeisterte sie / daß alles ihr rohtes in eine bräune verendert ward / und sie im hingehen mit einem bitteren Lachen anfing: Ich hätte der gebührlichen Dankbarkeit schier vergessen / damit ich den Herren Rähten samt und sonders verbunden bin /umb daß ihr versprechen sie so fleissig ins Werk gerichtet; sie sollen aber dannoch wissen / daß wann sie keinen andern Vorsaz gehabt / sie ihr reiches Erbieten wol sparen / und andere als ein Königliches Fräulein mit leeren Worten speisen möchten. Nun nun / die Geduld / wie schon erwähnet / muß hie Meister spielen / aber biß dahin. Unmöglich wahr ihr / ein mehres vorzubringen / oder weiter fortzugehen / setzete sich deßwegen auff den nähesten Stuel nider / der Hoffnung / sie würde bessern Bescheid erhalten. Es erschraken aber die Rähte dergestalt über ihre spitzige Reden / daß sie nicht umbhin kunten / durch den Kanzler ihr also zu antworten. Durchleuchtigstes Fräulein / unsere untertähnigste Bitte ist / uns des Argwohns gnädigst zuerlassen / und ihren Zorn von uns abzuwenden / die Götter wissen das wir bereit und erbötig sind / auch unser Blut vor ihrer Durchl. Wolfahrt auffzuopffern; ist dann ihre Gn. mit der Frau Königin Antwort nicht friedlich / so geruhe sie doch gnädigst / es den versamleten Landständen vortragen zu lassen / damit hernähst uns wenigen es nicht in die Schuch möge gegossen werden / und man / welches ja der Himmel abwende / uns nicht vor Verrähter des Königlichen Geblüts angeben und straffen möge. Die Königin redete ihr auch ein / was diese Verwågenheit solte / daß sie denen dräuen dürfte / die an Stat des Königes herscheten; sie hätte sich vorzusehen / und des ergangenen Abtrag zu machen. Gn. Fr. Mutter /antwortete sie / wann die Herren ReichsRähte also anstat des Königes herscheten / daß sie dessen redlichem willen sich gemäß bezeigeten / währe ich straffwirdig; weil sie aber wieder ihren König und dessen willen (der ihnen aus des Königes einladungs Schreiben bekant ist) herschen wollen / werde ich ihnen nimmermehr gut heissen / viel weniger der König; doch habe euer Mütterlichen Gn. ich zu hefftig geredet / so bitte ich dessen herzliche verzeihung; dz aber der Kanzler sich unterstehen darff / mich über dz noch auffzuzihen / sage ich nochmahls / ich müsse es biß dahin der Geduld befehlen. Dieser wuste vor Angst nicht zuantworten / endlich entschuldigte er sich mit grossen verfluchungen / daß ihm solch bübisches Vornehmen nie in den Sin gestigen währe. Worauff sie zur Antwort gab: Herr Reichskanzler / ich nehme eure Entschuldigung an / wann ihr mir dagegen den Wahn abnehmet / daß euer Vorschlag wegen der Landstände Versamlung auff nichts anders gemeinet ist / als mir ein Näsichen anzudrehen / und durch diese Verzögerung die Zeit des Beylagers vorbey zuspielen; wisset ihr nicht / daß am XVII dieses / das Fest bestimmet ist? oder meinet ihr / ich könne ohn federn hinüber fliegen? Doch / ich wil dieses alles nicht so hoch treiben / sondern sage nur so viel: Ist eure Entschuldigung euch ernstlicher / als daß heutige Versprechen / so machets also: Gebet unterschiedlichen Außreitern einen offenen Brieff; traget in demselben den vornehmsten Ständen des Königes Willen und mein Ansuchen redlich vor / und hohlet also ihre Stimmen ein / als dann wil ich euch vor unschuldig halten / und sonst keines weges. Diesen Vorschlag /dessen sie sich wunderten / musten sie eingehen / und wiederhohlete der Kanzler seine Abbitte und Entschuldigung / welche das Fräulein mit hohem Erbieten annam. Ihre Mutter merkete wol / was vor ein Hake sie so hefftig nach Padua zohe / lies sichs aber nicht vernehmen / und fragete doch / was sie bewöge /diese Reise so unablässig zu begehren; welches sie beantwortete; Vor erst währe daß grosse Verlangen /ihrem Herrn Bruder und künfftiger Fr. Schwester zu gehorsamen; hernach bildete sie sich gänzlich ein /wer ihr die Reise hemmen wolte / würde ihres Glüks verhinderung seyn / weil vor einem viertel Jahre ihr im Traume vorkommen / als ob sie in Italien in der Stad Padua (welche sie nicht als aus den GeschichtBüchern kennete) aus einem grossen Dornpusche /eine treffliche güldene Kron / wie wol nicht ohn Mühe hervorgezogen / da zwar die Dornen sie gestochen /und doch nicht blutig gemacht; die gifftigen Schlangen unter dem Pusche sie vielfåltig angehauchet / und doch nicht
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