Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vergifftet hätten. Die Königin gab zur Antwort; Ob sie sich dann vor solchen Dornen und Schlangen nicht fürchtete? es währe ja leicht geschehen / daß ein Fräulein zuschaden und schanden kähme; solte demnach vielmehr sich durch diesen Traum von solcher Reise abschrecken lassen. Nein Gn. Fr. Mutter / sagte sie; wer den Kern essen wil /muß zuvor die Schale zubrechen; die Kirschen oben im Gipffel werden zwar mit Gefahr abgebrochen /aber sie schmecken doch am süssesten; so lasts nun seyn / ob mich Dornen stechen / wann sie mich nur nicht verwunden; daß mich Schlangen anhauchen /wann sie mich nur nicht vergifften. Biß zu frieden /antwortete die Königin / die Außreiter sollen Tag uñ Nacht mit schnellen Pferden eilen / und der Landstände Meynung einhohlen / aber deren Schluß soltu dich unterwerffen. Also wurden die Schreiben schleunigst verfertiget / in welchen alles nach der Fräulein begehren angeführet ward / neben angehengter Frage / in wie starker Bekleitung sie fortgehen solte / dañ es wolte der Kanzler sich alles verdachts entbrechen. Nun wolte aber Frl. Valiska des gewissesten spielen /machte in aller stille ein kurzes Nebenschreiben /darin sie umb Vergünstigung / und des Königes Willen zu geleben anhielt / auch sich aller Dankbarkeit erboht; welches dann so wol wirkete / daß sie alle einwilligten / und die Anzahl der Begleitung den Reichs-Rähten heimstelleten / ohn allein Herr Ninisla lobete nicht allein der Fräulein Vornehme / sondern taht hinzu / es würde ein sonderlicher Wolstand seyn /wann sie als ein frisches Frl. etwa mit V oder VI Reutern fortzöge / gleich ob sie eine Amazonin währe. Die Reichs-Rähte gaben ihr biß an die Römischen Grenzen 250 Reuter zu / deren hernach 110 umbkehren / und 40 gar mit ihr fortgehen solten. Frl. Valiska seumete sich nicht / sondern / nachdem sie umb der Braut anverwanten willen eine Tonne Goldes an Baarschafft / uñ treffliche Kleider vor sich und den Bräutigam / wie auch eine gute Anzahl Kleinot in Wetscher gepacket und auff MaulEsel geladen hatte /setzete sie sich mit Libussen und Brelen auf eine Gutsche / lies ihr gewöhnliches PrunkRoß ihr nach führen / uñ eilete den Weg in guter Sicherheit frölich fort /biß sie an einem Abend zimlich späte in einem offenen Flecken vier kleine Teutsche Meile von Padua einkehrete / der Meynung / am folgenden Morgen unbekanter weise den Einzug zu halten / und anfangs keinen / ohn den alten Wenzesla ihre Ankunfft wissen zu lassen. Weil sie aber zu dem Hochzeitfest zu späte / und zu ihrem Unglük viel zu früh kahmen / sparen wir ihre Begebniß biß dahin / und wenden uns nach Padua ins Wirtshauß / woselbst Herkules und Ladisla / wie oberwähnet / bey den Böhmische Gesanten sich etliche Stunden auffhielten / hernach Abscheid von ihnen nahmen / und dem Stathalter ihre Ankunfft zuwissen macheten / der dessen froh wahr / und sie auff seiner Leib-Gutsche zum Abendessen einhohlen ließ /verwunderte sich ihres herlichen Ansehens / und ehrete sie als Königliche Gesanten. Die übergebrachten Gelder ließ Ladisla von des Stathalters Rentschreiber annehmen / uñ seinem Gemahl Fr. Sophien einliefern / ob sie gleich nicht zur Hochzeit / sondern zur Reise geordnet wahren. Diesen Abend feyrete Ritter Leches auch nicht / sondern kauffte eine gute Rüstung nach seinem Willen / damit er auff der Stechebahn erscheinen wolte.
Es trug sich aber des Abends gar späte zu / daß der Stathalter / indem er die Steige hinunter ging / einen Brief mit dem Wischtuche unversehens auswarff /welchen Fr. Sophia / die hinter ihn herging / auffhub /und unwissend des Inhalts ihn in den Busem steckete; Weil auch unsere Helden die Vornacht bemühet wahren / zum morgenden stechen alles anzuordnen /muste Frl. Sibylla bey ihr schlaffen / da / indem sie die Kleider von sich legeten / der gefundene Brief / an welchen sie nicht mehr gedachte / ihr aus dem Busen auff die Erde fiel; dessen das Fräulein inne ward / und sie fragete / von wannen er kähme. Jene aber zur Antwort gab: sie hätte ihn ohngefehr gefunden / wüste nicht / wer ihn verlohren / oder was ermeldete. Ey so lasset uns zusehen / sagte das Fräulein / ob vielleicht etwas dran gelegen währe / daß mans seinem rechten Herrn wieder zustellen möge. Als sie ihn nun auffalzeten / sahen sie / daß Herr M. Fabius der Fräulein Vater ihn von Rom an den Stathalter geschrieben hatte / legeten ihn deswegen wieder zusammen / weil sie nicht begehreten ihrer Eltern Heimligkeiten nachzuforschen;
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