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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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reisen müste / und dem Beylager nicht beywohnen könte; Zwar sie wünscheten beyderseits nichts liebers / als zugleich auch der Fr. Mutter Gegenwart; weil aber die Landschafft unser beyder Reise schwerlich einwilligen würde /hätten sie darauff so hart nicht dringen dürffen. Nun wolte ich meiner herzgeliebten künfftigen Fr. Schwester ihr erstes Begehren nicht gerne abschlagen /wanns immer mensch- und möglich bey der Fr. Mutter zuerhalten währe / warumb ich dann kindlich und demühtig bitte. Die Königin erschrak der Werbung /und gedachte sie eins vor alles abzuweisen / gab ihr demnach diese Antwort: Herzliebes Kind / sage mir davon ja kein Wort mehr; ich bin schon diese Nacht in so grosser Angst wegen deines gestrigen Unglüks gewesen / daß mich alle mahl gedauchte / du währest mir von der Seite gerissen; Ja wann du hinaus vor das Tohr reitest / verlanget mich / daß ich dein Angesicht wieder sehe / uñ ich solte dich einen so langen gefährlichen Weg reisen lassen? bedenke / ob ich solches vor dem Himmel und der Welt verantworten könte /wann durch diese Zulassung ich dein Unglük und Verderben befoderte? Dein Bruder wird ohn zweiffel mit seinem Gemahl hieselbst bald ankommen / dañ hastu noch Zeit genug / dein Schwesterliches Hertz jhnen zu erzeigen; daß sie dir aber solches zumuhten /geschihet nur Ehrenhalben / dann sie selbst würden mirs verdenken / wann ich dich dergestalt hinzihen liesse. So entschlage dich nun solcher Gedanken / und betrachte dein gestriges Unglük / als dañ wird dir dieser Vorsaz selbst mißfallen. Diese abschlägige Antwort trieb dem Fräulein die Trähnen aus den Augen /welches die Königin sehr befremdete / und daher in ihren vorige Gedanken / wegen ihrer Verliebung gegen Herkules gestärket ward / dann sie kennete jhren festen Sinn / und daß jhr Herz zuvor bluten muste / ehe das Augenwasser hervor brach / hörete auch diese Rede der Fräulein mit sonderlicher bewågung an: Gnådigste Fr. Mutter / es tuht meiner innigen Seele leid / und ist ihr fast unerträglich / daß ich meinem einigen Herr Bruder auff seinem gewünscheten Beylager nicht Geselschafft leisten sol; Ja wann etwa Kriege oder andere Unruhe währen / die mich hievon abhielten / dann hätte ich Entschuldigung einzuwenden; sol ich aber mein nicht-erscheinen bloß hiemit beschönen / daß meine Fr. Mutter mir solches nicht gönnen wollen / weiß ich nicht / ob redliche Leute daran ein genügen haben werden. Mein Herr Bruder ist gleichwol ein berühmter und mächtiger König / aber auff seinem eigenen Beylager wird er ein verlassener ohn-freund seyn / absonderlich / weil sein Herkules ihm keinen Beystand leisten kan; jedoch muß ich meiner Fr. Mutter billich gehorsamen /wie schwer mirs auch in diesem Stücke fället / wiewol ich noch der feste Zuversicht gelebe / sie werde sich eines andern bedenken / uñ in einer so schlechten Sache meinen Herrn Bruder nicht schimpflich stecken lassen. Ein Baur folget ja seinen Verwanten von einem Dorffe zum andern; ein Burger von einer Stad zur andern / warumb solten dann Königliches Standes Schwester uñ Brüder einander diese Freundschafft nicht leisten? Ich habe ja des Meers wüten nicht zubefürchten / dann die Gutsche kan mich dahin tragen; so sind auch noch so viel Reuter wol in Böhmen / die mich sicher begleiten können / wann es nur meiner herzallerliebsten Fr. Mutter gefallen wolte / welche noch dieses bedenken wird / wie ungleich die Frl. Braut / und jhre Eltern es ausdeuten werden / daß kein Anverwanter auff dem Beylager erscheinet. Freylich werden sie argwohnen / als achte man diese Römische Braut / und ihre Eltern zu geringe; welches wol immerzu ein schlimmes Mißtrauen verursachen dürffte. Die Königin hatte sie uberaus lieb / hörete nicht allein ihre wehmühtige Reden und nachdenkliche Ursachen /sondern sahe daneben ihre Trähnen herunter fliessen /welche sie länger nicht reitzen kunte / daher sie antwortete: Gedulde dich liebes Kind / ich wil noch weder ja noch nein gesagt haben / sondern es vorhin mit den ReichsRähten in bedacht zihen / dann es ist nicht so ein geringes / wie deiner Jugend nach du es von der Hand schlägest; Wann du noch ein unmanbahres Fräulein währest / hätte ich so viel weniger zubedenken; nun du aber schon ansehnlicher bist / als dein Alter mit sich zubringen pfleget / muß ich so viel mehr und grössere sorge vor dich tragen. Ey herzen Fr. Mutter / sagte sie / hindert mich sonst nichts an der Reise / so könte ich mich leicht mit

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