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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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lieber Bruder Ladisla / fasse ein standfestes Herz / und laß deinen Muht nicht sinken. Herzlieber Bruder / antwortete er / ich fürchte sehr böse Zeitung von Hause / wo die unsern nicht wol gar von unvermuhtlichen ReichsFeinden / Pannoniern oder andern gefänglich hinweg geführet / oder erschlagen sind. Wir wollen so gar ein unglükliches nicht hoffen / sagete Herkules / wie wol es nicht viel besser seyn möchte. Wenzesla kam wieder zu sich selbst / wrang die Hände / rauffte das Haar / und rieff alle Götter umb Rettung an. Herkules kunte auff seiner Stelle nicht bleiben / trat hin zu ihm und erinnerte ihn / anzudeuten / aus was Ursachen er sich so kläglich geberdete. O so erbarme es die Götter / sagte er darauff /daß ich dieser leidigen Zeitung anbringer seyn muß; sahe hiemit Herkules sehr traurig an / und auff Teutsch sagte er mit leiser Stimme zu ihm: Ach Fürst Herkules / unser Fräulein Valißka / unser Frl. Valißka! damit verging ihm die Rede und der Odem zugleich. Als Herkules diesen allerliebsten Nahmen hörete / erstarreten alle seine Gliedmassen / das Geblüt aus allen Adern lieff ihm zum Herzen / daß ihm ein kalter Schweiß außbrach / und er nur diese Worte sagte: O du allerliebstes Seelichen! o wo bistu / wo bistu? womit er sanfftiglich zur Erden niderfiel / uñ unbewäglich liegen blieb. Frl. Sibylla stund ihm allernähest / sahe ihn sinken / und ward dadurch so bestürzet / daß ihr gleiche Ohmacht überging / und sie auff ihn dahin fiel. Der Stathalter sahe den grossen Jammer / schlug die Hände zusammen / und wünschete ihm selber den Tod. Ladisla stund wie ein Stein /kunte weder reden noch schweigen / biß ihm der grosse Herzensprast diese Worte heraus drängete: Sol es dann also aus Angst und Trübnis gestorben seyn /werde ich gewißlich nicht der lezte überbleiben. Der junge Fabius tröstete ihn / er solte sich seines unüberwindlichen Gemühts erinnern / dem Unglük geherzt das Häupt bieten / und nicht mit todes Gedanken umbgehen / sondern anordnen helffen / daß sein Freund gelabet würde. Damit trat die Stathalterin hinzu / risse Frl. Sibyllen den Busem auff / und besprützete sie mit kühlem Wasser. Ladisla rüttelte und schüttelte seinen Herkules / wischete ihm den Angstschweiß ab / und bestreich ihn mit Krafftwasser / zu ihm sagend: Mein Bruder / hastu Ursach gnug zusterben / so nim deinen Ladisla mit / der dich nimmermehr überleben wird. Fabius taht ihm geträuen Beystand / daß er endlich zu ihm selber kam / und mit einem tieffen Seuffzer und halb verschlossenen Augen wieder zu Teutsch anfing: O du allerliebstes Seelichen? o du unvergleichlicher Weltschaz! sol ich dich dann in der ewigen Seligkeit nicht sehen? O du allerliebstes Seelichen / o wo bistu? Ladisla trat hin zu Wenzesla / (der wieder zun Füssen kommen wahr /und neben den Gesanten diß grosse Unglük beklagete) und fragete ihn / ob dann seine Frl. Schwester todes verblichen währe. Nein Gn. Herr / antwortete er / aber sie ist gefangen und in Räuber Händen. Nun dann sagete er / so stehet ihr ja noch zu helffen; ging wieder zu Herkules / und sagte zu ihm: Mein allerliebster Bruder / unsere Schwester Valiska lebet. O Bruder o Bruder / antwortete er / ertichtete Hoffnung zergehet bald; und sagte weiter: O du ädle Seele / du außbund menschliches Geschlechts / währestu doch nur vor deinem Ende zur erkåntnis deines Heylandes kommen; o so durftestu die ewige Verdamnis nit ertragen. Wenzesla trat auch zu ihm / sprechend: Gewißlich Gn. Herr / eure Frl. Swester lebet und ist gesund / nur daß sie von etlichen Räubern gefangen gehalten wird. Hierauff besan er sich / fürchtend / er hätte etwa in dieser Angst sich etlicher Reden vernehmen lassen / wodurch seine Liebe könte geargwohnet werden; stund auff und sagte: Ich bin meiner Frl. Wasen uñ Schwester ohn zweiffel mein Leben schuldig / welches zurächen / sie vor zwey jahren so bereit und willig wahr / da es die Noht erfodert hätte; in betrachtung dessen / muß ihre Gefängnis oder meines Lebensfadem gebrochen werden / welches ich in keinem wirdigern Dienste anzuwenden weiß. Er nahete sich zum Tische / mit einem Trunk Wein seine matten Geister zu laben / sahe aber das Fr. Sophia deren niemand acht hatte / auff ihres H. Vaters Stuele in der tieffsten Ohmacht saß / und kein Lebenszeichen sehen lies / welches vor seinem Ladisla zu verbergen / er ihr den Busem öffnete / und den Wein unter das Angesicht streich / daß sie zur empfindnis kam / und zu ihm sagete:

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