Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
schweren Seufzen im Slaffe hören / worüber Ladisla erwachete / und ihn bewäglich fragte / ob er sich nit wol befünde. Er vernam nun erst / daß er mit ihm auff einem Gemache schlieff /und gab zur Antwort; Ey dz Gott walte / wie schrecken mich die leidigen Träume und einbildungen; Gott behüte mich und alle die meinen vor schwerem und unerträglichem Unglük. Fr. Sophia baht ihn / sein Anliegen zu melden; welches er ihr nicht versagen wolte / und zeigete an / es währe ihm vorkommen / als hätte ein listiger Fuchs einen grossen hauffen hungeringer Wölffe auff ihn gehetzet / welche ihn grimmig angefallen / und das Herz ihm aus dem Leibe gerissen /welches er zwar endlich / aber mit unaußsprechlicher Mühe und Lebensgefahr wieder bekommen / da er sich zu Wasser und Lande darnach wagen müssen. Ladisla sagete darauff; alle böse Deutungen gehen über unsere Feinde; aber Fr. Sophia / welche ihnen die traurigen Gedanken benehmen wolte / machte einen Scherz daraus / gab vor / sie könte daher anders nichts schliessen / als das ein schönes verständiges Fräulein ihn verliebet machen / und der Liebes Gott seine Pfeile mit hauffen auff sein Herz zuschiessen würde / biß er sein ander Herz erlangete und in seine Gewalt bråchte; welches er mit wenigem beantwortete / uñ sie darauff / weil es noch sehr früh wahr / bald wieder einschlieffen / ohn Herkules / der ohn unterlaß in seinem herzlichen Gebeht zu Gott anhielt / daß er doch die allerschärffesten Straffruhten ihn nicht wolte fühlen lasse / sondern als ein gnädiger Vater mit ihm handeln. Behtete darauff den XXV, XXXI, CXXI, CXXX, und andere Psalmen Davids mehr / und verrichtete seine Christeiferige Andacht nicht ohn Trähnen. Als er nun eine Stunde also mit Gott geredet hatte / fuhr Ladisla aus dem Schlaffe und sagte; Die Götter behüten dich vor allem übel. Wen mein Schaz / wen sollen die Götter behüten / fragete ihn Fr. Sophia. Ich rede es wegen meiner Frl. Schwester / antwortete er / die mich dauchte in grosser Ohmacht liegen / an Händen und Füssen gebunden / da sie zu mir sagte: Mein Bruder / wilt dann weder du noch Herkules eure Schwester Valißken retten / die umb euret willen dem grimmigen Drachen sol vorgeworffen werden? Sein Gemahl redete ihm ein / man müste auff Träume nicht achten / als durch welche die Menschen gemeinlich betöhret würden. Aber Herkules ward hiedurch noch leidiger; dañ er deutete sein geraubetes Herz schon auff nichts anders aus auf sein allerliebstes Fräulein; daher baht er Gott inständig / er möchte sie gnädigst bewahren / daß sie nicht im Heydentuhm unterginge; hernach sagte er zu Ladisla: Mein Bruder / ich fürchte sehr / es werde zu Prag nicht am besten zugehen / oder doch ein feindlicher Anfal nit weit seyn / welchen zu hindern uns ohnzweiffel die Träume anreizen wollen; und wer weiß / was der Pannonier im Schilde führet / welcher schon bey deines H. Vaters Lebzeiten Ursach und Gelegenheit zum Kriege suchete; währe demnach nicht undienlich / dz du mit deinem Gemahl dich nach deinem Königreiche erhöbest /und deines Heyls wahr nähmest. Ja mein Bruder / antwortete er; Mein Gemahl und ich sind darzu bereit und fertig / nur mangelts bloß an dir / ob du dich erklären könnest / mit uns fortzuzihen / alsdañ sol der erste Tag mir der liebeste seyn. Herkules erseufzete über diesem anmuhten / und sagte; wann ich dir sonderlich nütze in deinem Königreiche währe / wolte ich dir ein solches nicht versagen. Er wolte weiter in der Rede fortfahren / aber Klodius klopfete an / uñ als ihm Herkules befahl hinein zu trete / meldete er an /es währe diese Nacht ein solches Unwesen in ihrem Marstalle gewesen / dz das vorige nur ein Kinderspiel dagegen zu rechne währe / und wañ sie die wirkung des ergangenen übels sehen wolten / stünde solche zu jhrem belieben / nachdem nun mehr vor einer halben Stunde sich alles gestillet hätte. Herkules wuste nicht / was er daraus machen solte; und Ladisla fing an ungeduldig drüber zu werden; ob dann der Teufel auff jhren Pferden Ritter werden wolte. Sie machten sich bald dahin in den äussersten Vorhoff / da jhr Marstal wahr / und sahen nicht allein / daß XXIV statliche /teils Gutsch-teils ReitPferde daselbst im Platze tod lagen / sondern auch acht übel zugerichtete Pferdeknechte / denen Arm uñ Beine entzwey geschlagen wahren. Das ganze Dach war über die Statmaur hinweg geführet / und das Pflaster des Stalles wahr dergestalt ümbgewühlet / daß kein Stein an seinem
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