Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
/Libussen und Brelen bey sich in der Gutsche / und etliche Wetscher auff zween MaulEseln / welche ich /ausser einen / gerettet / und zu Padua unversehret überlieffert habe. Unsere Reise ging nach allem Wunsch schnelle und glüklich fort / biß wir in dem unseligen Flecken ankahmen / und in zwey nahe beyeinander gelegene Wirtshäuser einkehreten / die Speise einnahmen / und uns zeitig an die Ruhe legeten /weil das Fräulein Anordnung machete / folgendes Tages sehr früh auffzuseyn. Sie wolte anfangs sich zu Padua ungemeldet auffhalten / und niemand als meinem alten Vetter Wezesla ihre Anwesenheit zuwissen tuhn; hatte einen sonderlichen kurzweiligen Auffzug vor / in welchem ich des Narren spielen solte; Sie mit ihren beyden Jungfrauen wolten die drey Göttinnen der Freundligkeit seyn; ihr angemasseter Name wahr Aglaia / Libussa solte Thalia / Brela aber Euphrosyne heissen / und solte diesen Abend solche Mummenschanze ihrem Herr Bruder und dessen Gemahl gebracht worden seyn / neben einem sonderlichen von ihrer Gn. selbst erfundenem neuen Tanze / in welchem sie sich alle Abend und Morgen auff den Herbergen dieser gantzen Reise fleissig übeten. Ihre Durchl. selbst hatte einen kleinen zierlichen Handbogen mit einem Köcher voll kleiner güldenen Pfeilichen / an denen fornen eine kleberige Salbe geschmieret wahr / daß sie hafften blieben / worauff man sie schoß. Mit diesen / sagte sie / wil ich allem Frauenzimmer auff der Hochzeit eine furcht einjagen / und ihnen die Pfeilichen in den Busem schiessen / da man ein lustiges Schreckgeruffe hören sol; und wer weiß /ob nicht etliche gar schreyen uñ klagen werden / daß sie verwundet seyn; befahl auch ihren beyden Jungfern ihre kleine mit rohter Farbe gefüllete Spritzichen frisch zugebrauchen / und ihnen den Busem damit zu netzen / damit sie in den Wahn gerieten / es währe ihr eigen Blut. Herkules wie betrübt er wahr / muste der lustigen Erfindung lachen / und sagte: Wolte Gott /daß ihr dieser Possen angangen währe / sie solte dessen schleunige Vergebung erhalten haben; Aber wie bezeigete sich das Fräulein sonst auff der Reise? Gnädigster Fürst / antwortete er; Ihr Herz wahr mit freuden erfüllet / weil sie schon alle Gefahr meynete überwunden haben / und hatte / weiß nicht wz vor ein heimliches Gespräch mit Jungfer Libussen / die ihr überaus geheim war / daß sie sich auch mannichmahl mit ihr herzete; sie hatten einen kleinen Brief / welcher kreuzweise zusammen gefalzet wahr / denselben lasen sie offt durch mit sonderlicher Belustigung. Herkules hörete an diesem Zeichen / daß es sein leztgeschriebenes Brieflein wahr / und erkennete daher unfehlbar / sie währe eigentlich durch die herzliche Liebe gegen ihn zu dieser Reise bewogen worden / welches er in seinem Hertzen ängstiglich beklagete. Neklam fuhr inzwischen in seiner Erzählung fort / und sagete: Als wir die letzte Tagesreise nach dem Flecken fortsetzeten / ging es uns etliche mahl gar selzam: Ihre Gutsche schlug auff ebener Erde umb / daß kein Mensch die Ursach solches Unfals ergründen kunte; und ob gleich dz Fräulein samt den beyden Jungfern aus dem Wagen über und über tummelten /bekam doch ihrer keine einigen Schaden. Kaum hatten sie sich mit lachendem Munde wieder auffgesetzet / da wolte unsers Führers Pferd nicht aus der Stelle gehen / und als es rechtschaffen gestriegelt ward / geriet es in ein rasen / daß es mit ihm querfeld einlieff /und ers durchaus nicht zwingen kunte; bald darauff erging es uns ingesamt gleich also / da wir im Felde so wunderlich durch einander hersprengeten / als währen wir alle mit einander toll gewesen / und währete solches ohngefehr eine gute Viertelstunde / da liessen sich die Pferde wieder nach unsern Willen lenken. Das Fräulein ward froh / da sie sahe / daß wir wiederumb eine richtige Ordnung schlossen / und fragete uns / ob wir oder unsere Pferde vom Tolkraut gefressen hätten; aber ein Reuter unsers Mittels rieff überlaut: Ihr Brüder schieket euch auff eine redliche Abendteur / die ohn Blut und Wunden nicht abgehen wird. Wir gedachten ein jeder das seine / und zogen fort / biß wir den Flecken erreicheten / und wie oberwähnet / uns daselbst einlegeten. Es wahr die ganze Nacht zimlich stille / ohn dz die Hunde ein erschrekliches Geheule trieben / wobey sich die Eulen weidlich mit hören liessen / daß auch etliche an das Kamerfenster geflogen kahmen / wo dz Frl. schlief / und war uns trauen hiebey nit so gar wol / dz wir auch die ganze Nacht gewaffnet
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