Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
vorigen Orte lag. Ladisla rief einen Gutscher herzu / und fragete / wie es zugangen währe; welcher diese Erzählung vorbrachte: Gleich üm die Mitternacht ging das vorige Unwesen an da die Pferde prausteten und trampfeten / biß ein heftiges peitschen gehöret ward /worauff die Pferde jhre Halfter zurissen / loß wurden /und ein solches wrinschen / schlagen und beissen unter sich anfingen / daß wir alle miteinander nicht anders gedenken kunten / als das sie alle drauf gehen würden; Unser etliche machten sich auf / ümb den Stal zu öffnen / worüber jene arme Kerle von den Pferden so elendig zugerichtet sind; mir aber fugete das Glük daß ich zu der Stal Tühr nahete / und sie auffstieß / worauff die Pferde als wild und tol hinaus sprungen / auch so bald sie unter den blossen Himmel kahmen / ganz stille und ruhig wurden / als währen sie auff der Weide gangen. Im Stalle aber wahr ein solches Wesen / als hätte man ihn gar ümwerffen wollen / biß endlich ein starker Sturmwind das Dach fassete / und es in einem Stücke durch die Luft hinweg führete / da dann diese XXIV Pferde drüber zu nicht kommen / die übrigen aber / ohn vier verwundete /Gesund blieben sind. Herkules sagte zu Ladißla; wir wollen dem Teufel zu Troz dieses alles verachten /verlachen / und kein Wort davon reden / er mag imerhin sich in dem stinkenden Pferdestal lustig machen; ging mit jhm hin in den LustGarten / und als sie vor einem Rosenstocke vorbey traten / ward Herkules gewahr / daß unter den weissen Rosen eine rohte oben im Gipfel saß / dessen er sich wunderte / und es Ladisla zeigete. Frl. Sibylla machte sich zeitig nach Fr. Sophien / und wahr jhre erste Frage / warumb Herr Herkules des vorigen Abends so schwermühtig gewesen / uñ wieder seine Gewonheit stilschweigens Abscheid genommen hätte; worauff sie antwortete: Er hätte sich etwas übel befunden / währe aber schon besser mit jhm. Als sie gekleidet wahren gingen sie nach dem Garten / da jhnen Herkules die Blutrohte Rose unter den Schneweissen zeigete / welches Fr. Sophia vor ein sonderliches Unglüks-Zeichen hielt /und das nöhtig währe / durch Opfer die zornigen Götter zu versöhnen. Aber Herkules / der solche Abgötterey nicht stärken wolte / gab zur Antwort: man müste kein aberglåubisch Ding aus den Gewåchsen machen; es trüge sich desgleichen an den Zwiebelgewächsen zu / daß sie wol alle Jahr jhre Farbe enderten. Dieses brachte er zwar mit dem Munde vor / aber sein Herz legte es viel anders aus / und baht Gott um abwendung alles übels. Sie hatten abgeredet / heut zur Lust auszufahren / aber Fr. Sophia wiederriet es bey dem Frühstücke / welches sie zu dem Ende hatten zurichten lassen / dann sie befürchtete sich / es möchte jhnen auf so mancherley Zeichen etwa ein Unglük zustossen.
Ende des Ersten Buchs.
Anderes Buch.
Die Böhmischen Gesanten hatten gleich diesen Morgen unter sich abgeredet / ihren Herrn und König umb gnädigste Erlassung zur Heimreise untertähnigst zubegrüssen / und wo möglich / folgendes Tages ihren Rükweg vorzunehmen / der ungezweifelten Hoffnung / es würde ihr König nunmehr seine Gedanken und Vorsaz geendert / und der fernen Reise sich begeben haben / so daß er entweder mit seinem Gemahl eine zeitlang zu Padua verbleiben / oder in kurzen nach Böhmen folgen / und die vollige Beherschung antreten würde. Herkules wahr die Mahlzeit über mit gleichmässigen Gedanken beladen / und wuste nicht /wessen er sich hinfüro zuverhalten hätte. Zwar er kunte ihm nicht einbilden / daß sein lieber Ladisla weiters noch mit ihm zureisen solte gesonnen seyn nachdem er sein herzgeliebtes Fräulein sich hatte trauen und ehelich beylegen lassen; jedoch weil er sahe /daß diese Verenderung ihm nicht das allergeringeste von der alten eingewurzelten Freundschafft benam /kunte er nichts gewisses schliessen / vielweniger ersinnen / auff was weise er sich würde von ihm trennen können / daß es mit seinem guten willen geschähe; dann er wahr des steiffen Vorsatzes / keines weges zu Padua ober in Böhmen seine Jugend zuzubringe / ehe er die Welt / insonderheit die beschrihenen Reiche /Griechenland und Asia / auch wo möglich / Egypten besucht / und daselbst Ritterschafft geübet hätte. Weil er aber hierin so bald keinen gewissen Schluß machen kunte / befahl er seinem Gotte die Sache / der ungezweifelten Hoffnung / er würde alles nach seinem gnädigen willen schaffen und zum besten schicken. Als er in diesen Gedanken begriffen wahr / trat
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