Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Herzgeliebeter Herr Bruder / ich gedachte / wir währen alle mit einander verschieden; O saget mir doch / was vor eine hellische Unholdin hat uns unschuldige so hefftig erschrecket? Ach meine Fr. Schwester / antwortete er; meine Fräulein Wase und Schwester / Frl. Valißka ist gefangen und in Räuber Hände gerahten. O ihr Götter! o du bitteres Verhängnis! sagte sie; verlohr die lebendigen Geister zum andernmahle / und hatte Fr. Ursul mit ihrer erquickung gnug zu tuhn. Herkules rieff seinem Knaben / befahl sein Pferd und Rustung ungeseumet zubringen / und fragete Wenzesla / woher er doch eigentlich wüste /daß sie noch im Leben / und nur gefangen währe. Der Bohte / sagte er / welcher mir die leidige Zeitung bringet / hat mirs also erzählet. Und wo ist dann dieser unselige Bohte? fragete Herkules. Draussen im Vorhofe / antwortete er / da ihm seine Wunden verbunden werden / die er bey dem grossen Unglük empfangen hat; dann wie ich vernehme / ist er von XL allein übrig blieben. Wie? fragte Herkules / ist es dann in der nähe geschehen? Ja / sagte er / es hat der elende Ungluksfal sich drey oder vier Meile von hinnen in einem Flecken zu getragen. Ladisla fiel ihm in die Rede / und sagte zu ihm: Wie raset ihr etwa Wenzesla / oder habt ihr euch von einem Possenreisser aufftreiben lassen? O daß ich biß an mein Ende immerhin rasete / antwortete er und nur dieses Unglük erlogen währe! Das Fräulein hat euer Gn. auff ihrem hochzeitlichen Ehrenfeste Geselschafft zu leisten / sich herüber gewaget / und ist drüber gefangen / dessen jene Wetscher Zeugnis gnug geben / die mit dem Bömischen Reichswapen bezeichnet sind / uñ vor den Räubern erhalten worden / werden ohn zweiffel mit der Fräulein Schmuk und Kleidern angefüllet seyn. Ey Gott lob / sagte Herkules / daß es dannoch in der nähe geschehen ist / und wir verhoffentlich ihr desto ehe können zu Hülffe kommen.
Die Gesanten stunden in höchster Betrübnis als die ausgehauene Bilder / und wahr ihrer keiner der eines Wörtleins hätte mächtig seyn können; biß endlich Herr Stanisla sagete: Es ist meiner Meinung / ein liderliches beginnen / daß man dem jungen frischen Fräulein diese Reise entweder angemuhtet oder gegönnet hat / da man weiß / daß jhr unterschiedliche mahl solche Unfälle aufgestossen sind / die man vor rauberische Nachstellung hat halten müssen. Der Stathalter lies alle junge Manschafft auffbieten / mit jhrem Gewehr alsbald fertig zu seyn / wohin man sie seinem Schwieger Sohn zu Dienste führen würde; die sich dann hiezu willig finden liessen / und schwuhr Herkules allen Anwesenden / in Padua nicht wieder zukommen / noch seine Seele zu befriedigen / biß das Fräulein erlöset währe / da sie sonst noch lebete; solte sie aber verschieden seyn / wolte er ihren Tod an den Räubern der gestalt rächen / daß die ganze ümliegende Gegend davon solte zu sagen wissen. Die Pferde wahren gesattelt / Herkules / Ladisla und der junge Fabius mit jhren ritterlichen Dienern sassen auf / und liessen dem verwundeten Zeitungs bringer / nachdem er verbunden und gelabet wahr / ein geruhetes Pferd geben / umb jhnen den Weg zu zeigen. Es folgeten jhnen 200 Reuter und 2000 zu Fusse nach / aber weil Herkules die geringe Zahl der annoch übrigen Räuber von Neklam verstund / hieß er die Völker ümkehren /und behielt nur 50 wolberittene / du jhm folgen musten. Sie ranten aus allen Kräften fort / was die Pferde lauffen kunten / biß Fabius zu ihnen sagete; jhr Herren bedenket / bitte ich / daß wir vier Meile vor uns haben / solten wir nun also fort fahren / würde die Pferde zeitig ümfallen; ihr sehet schon wie unsere Reuter dahinden bleiben. Herkules merkete wol / daß jhm alles an der Eile würde gelegen seyn / muste doch den Pferden luft gönnen / damit sie deren länger gebrauchen könten / und rieff Neklam zu sich / daß er ausführlich erzählete / wie es in raubung des Frauleins ergangen währe; welcher darzu willig wahr / und also anfing: Gnädigste Herren / als unser gnädigsten Frauen der Königin / jhres Herrn Sohns Heiraht zu wissen gemacht ward / hielt das Fräulein ganz inständig ümb Erläubnis an / derselben beyzuwohnen / welches doch jhre Hocheit vor jhr Häupt / wie auch die Herren Reichs-Rähte nicht einwilligen wolten / biß endlich die gesamten Landstände mit darzu gezogen /und von dem Fräulein auf jhre Seite gebracht wurden / welche jhr 40 Reuter zur Begleitung mitgaben. Das Fräulein hatte jhre zwo vertrauete ädle Leibjungfern
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