Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
dieses vermeyneten Jünglings / und dessen feur brennende Augen erblicket / daß der gröste Teil in dem Wahn gestanden / er währe etwa ein Gott / biß endlich einer unter ihnen geruffen / man solte feur herbringen / und die Kammer anzünden / dafern er sich nicht ergeben würde; wolte er aber mit seiner Geselschafft herunter steigen / solte ihnen sämtlich / Lebens- und ehren- sicherheit äidlich versprochen werden. Hierauff währe der trefliche Jüngling in die Kammertühr getreten / und sie mit herzhafften Worten angeredet; er könte nicht außsinnen / was Feindseligkeit man ihm und den seinen angelegt / und so viel unschuldig Blut vergossen hätte / da er doch keine Ursach oder Anlaß darzugegeben / noch einigen Menschen beleidiget; so währe er ja kein Feind noch verrähter / vielweniger ein verurteileter / sondern ein grosser Herr / und des Römischen Käysers Anverwanter / möchten sich demnach wol versichern / dafern ihm oder dem bey sich habenden ädlen Frauenzimmer Schimpff angeleget wurde / es an ihnen sehr schwehr würde gerochen werden. Könte es nun seyn / daß man ihn mit den seinen nach Padua frey und ungehindert abzihen liesse / wolte er ihnen hiemit eine hohe Anzahl Geldes äidlich versprechen / und ohn List und gefährde ehistes einliefern lassen; meineten sie aber /hiedurch noch nicht gnug versichert zu seyn / wolte er samt seinen Jungfern sich ihnen ergeben / und mit ihnen in ihre Gewahrsam zihen / biß ihnen die Lösegelder gezählet währen / auch zugleich verheissen /daß es an ihrer keinem solte geeifert noch gerochen werden; jedoch solten sie zuvor ihm einen leiblichen äid schwören / und zuhalten angeloben / dz ihm und den seinen / wie sie sich anjezt erbohten hätten / an Ehr und Leben nichts widriges solte angelegt werden; wo nicht / wåhre er gänzlich entschlossen / sich viel ehe mit Feur verbrennen zulassen; alsdann habt ihr nicht allein unserer euch gar nicht bemächtiget / hatte er gesagt / sondern werdet keinen Heller Lösegeld zugeniessen haben / da ich euch aus freyem Willen hundert tausend Kronen zu geben / mich hiemit anerbiete. Fabius der weder Böhmisch noch Teutsch verstund /hätte auch gerne den Verlauff gewust / deswegen Herkules jhm alles kürzlich erzählete / und darauff von jhm gefraget ward / wie alt dann dieses Fräulein währe; er aber zur Antwort gab: Den Jahren nach kan sie sich keines hohen Alters rühmen / gestaltsam sie vor wenig Monaten ins sechzehnde Jahr jhres Alters getreten ist; jhre Tugend aber leuchtet der Welt schon dergestalt vor / daß wann sie bereit graues Haar truge / man schwerlich ein mehres von jhr fodern könte. Aber berichtet uns nun weiter / sagte er zu Neklam /ob die Räuber den gefoderten äid auch geleistet haben. Ja gn. Herr / antwortete er / sie sind einträchtig vor die Kammer getreten / und haben solchen äid /wie er jhnen von dem Fräulein vorgesprochen worden / mit ausgerekten Arme und erhobenen Fingern nachgesaget / worauf das Frl. ganz beherzt / die beyden Jungfern aber sehr betrübt und mit weinenden Augen herunter gestiegen wahren / und verwunderte ich mich / sagte der Pannonische Knecht zu mir / wie mänlich es dem ertichteten jüngling anstund / welchen ich zwar des vorigen Abends in weiblichen Kleidern und langen schönen Haaren gesehen hatte / die jhr aber jezt als einem jungen Gesellen abgeschnitten wahren. Ich bat den Knecht / daß er mir vergönnete auf die Kammer zusteigen / woselbst ich unter der Bettestet ein zusammen gewickeltes Bündlein jhrer Haar / uñ diese vier guldene Ringe daneben fand / welches alles ich zu mir nam / üm meinem gn. Könige es einzuliefern. Ladisla nam es zu sich / uñ als Fabius das Haar so glänzender Goldfarbe sahe / sagte er: Kömt die übrige schönheit dieser Fräulein mit diesem Haar überein; so muß sie keine gleichen haben. Herkules sahe dasselbe mit betrübten Augen an / und fehlete wenig /er währe vom Pferde gesunken / erhohlete sich doch /und baht Ladisla / jhm des Haars ein wenig zum Gedächtnis zu verehren / der jhm das ganze Bündlein reichete / welches er alsbald von ander machete / und seinen an das Fräulein geschriebenen Brief darinnen fand / den er allen unvermerket zu sich nam / nachgehends das Haar in drey Teile legete / gab deren zween Ladisla und Fabius / den dritten und grösten behielt er vor sich / und mit sonderlichem Eifer sagte er: Gebe mir Gott das Gluk / dieser Schelmen mächtig zu werden / welche das Fräulein in die äusserste Noht / jhr schönstes Haar
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