Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Wenzesla schleppete seinen Gefangenen auß der finstern Kamer hervor / der alles angehöret / und so viel seine Schmertzen zuliessen / sich darüber gnug belustiget hatte; sagte auch / wie er die Erschlagenen sahe: O jhr nichtswerte verzagte Hudler; billich müsset jhr da gestreckt liegen / weil jhr euch vor zween jungen Kerlen nicht habet schützen können / denen ich / wann ich gesund und frey währe / allein Mannes gnug seyn wolte. Indem er aber den Haußwirt unvermutlich erblickete / hielt er die Arme vor das Angesicht / um nicht erkennet zu werden. Wenzesla dräuete jhm den abscheulichsten Todt / wo er auff seine Frage nicht gleich zu antworten würde. Er aber sagte: Lasset zuvor euren Haußwirt abtreten / alsdann gelebe ich eures willens. Sabihn gebauchte die Stimme zu kennen / reiß jhm die Arme vom Gesichte hinweg / und nach fleissiger Besichtigung / erkennete er jhn vor seinen Knecht Geta / der jhm vor zwey Jahren / da er in einem andern Hause wohnete / entlauffen war / und einen Zehrpfennig auff 200 Kronen mitgenommen hatte; erblassete demnach vor Zorn / und sagte: O du abgefeimter Bube / gerähtestu also wieder unter meine Hände? gewiß wird dir das Glück nicht so günstig seyn / daß du ungefoltert verscheidest. Erzählete darauff Wenzeslaen / wie er vor ungefehr drittehalb Jahren diesen leibeigenen getauschet / der sich anfangs sehr wol gehalten / endlich aber der Gelegenheit wahr genommen / ihm die Laden auffgebrochen / und was er an Baarschafften funden / mit weg genommen hätte. Der verwägene Geta antwortete ihm: Herr / jetzt betreffe ich euch auff einer gedoppelten Lügen; dann vorerst habe ich eure Lade nicht auffgebroche / sondern mit meinem Nachschlüssel / der zu allen eure Schlössern gerecht war / auffgeschlossen. Vors ander / habe ich mich an eurer Seiten nie wol gehalten / sondern allemahl abgeknappet / wie und was ich gekunt; und hätte ich gewust / daß hier eure Wohnung währe /solte mich der alte KrumReuter wol nicht über eure Schwelle gebracht haben. Mir genüget an deiner gutwilligen Bekäntniß / sagte Sabihn / werde auch desto mehr ursach haben / dir nach Verdienste abzulohnen. Aber sage mir / wer hat diß übel in meinem Hause gestifftet? Je wer anders antwortete er / als die / so diese meine feige Gesellen erschlagen haben? Wer sind aber diese deine ehrliche Gesellen? fragte Sabihn. Besehet sie / antwortete der Bube / wie jhr mir getahn /so werdet ihr eigentlich befinden / daß sie eben diese sind / welche da todt liegen. Sabihn ergrimmete des Spottes / und sagte: Ey so mustu mir heut noch anders reden / es wäre dann / daß dein Fleisch ja so steiff als dein Sinn seyn möchte. Tuht euer bestes / antwortete dieser / dz werde ich auch tuhn / und diesen Saz halten müssen. Die anwesenden Knechte entblösseten ihn am gantzen Leibe / und mit scharffen Geisseln strichen sie ihn allenthalben / daß das Blut von ihm flosse; Er aber stund an der Säule als ein unempfindlicher Kloz / biß er von Schmerzen in Ohnmacht fiel. Sie labeten ihn bald mit kråfftigen Sachen / und dräueten ihn weiter zu geisseln / wo er nicht bekennen würde / durch wessen Anstifftung der mördliche überfall geschehen währe; kunten aber nicht das geringste auß ihm bringen / ohn daß er ein bitteres Gelächter anfing / und zur Antwort gab; Er müste wol ein verzagter Mensch seyn / wann er seine eigene Zunge nicht bendigen / und gute Freunde zu verrahten abhalten könte; möchten sich derhalben umb nichts bekümmern / als wie sie das wenige übrige seines Lebens mit neuen Geisseln vollends herauß peitscheten / dem er von herzen feind währe / weil es ihm so ungehorsam / und auff sein begehren nicht willig außweichen wolte. Niemand kunte sich des Frevels gnug verwundern / und sagte Wenzesla: Ich weiß nicht / ob ich heut grössere Tugend an unsern Helden / oder an diesem verwägenen Tropff steiffere Hartnäckigkeit gesehen habe; und wann ich wissen solte / daß die Bosheit in ihm könte gedämpffet werden / wolte ich ihm das Leben helffen verbitten. Worauff der verstokte Geta zur Antwort gab: Ich habe mir bißher steiff vorgenommen / nimmermehr zu tuhn / was die / so man Tugendhaffte nennet / gut heissen / gläube auch noch diese Stunde nicht / daß ich meine Flecken oder Haut endern werde. Die Haut / sagte Sabihn / wirstu ohn Zweiffel endern / da du leben solt / sintemahl die alte dir dergestalt zukerbet ist / das davon nicht viel mehr übrig scheinet. Ey so reibet mich fein mit Salz / antwortete er / und
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