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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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Der ander war nicht faul bey der Auffhebung; doch saß jhm Wenzesla zu früh auff der Haube / riß ihm den Wetscher unterm Arme hinweg / und sagte: Du wirst mir gleichwol diesen liebe Schatz nicht ohn alle Einsprach entführen; Zum wenigsten werde ich das Luder mit dir drum ziehen. Inzwischen schlug das Pferd hinten aus / und traff diesen Buben auff die Hufft / dz er niederstürzete / und der Ohnmacht nicht ferne war; Sein Geselle aber setzte sich im Sattel feste / stieß das Pferd an / und rante in aller eile davon / jhm selbst fluchend / daß er den Wetscher mit so grosser Mühe loßgemacht / und sein Glück / wie er meynete / auff die Erde geworffen hatte. Herkules und Ladisla sahen der Kurtzweil von ferne zu / traten endlich näher / und erinnerten Wenzesla / er solte sich des Pferdes begeben / und den geschlagenen Knecht liegen lassen / sie wolten jhm schon zu einem andern verhelffen. Er aber / wie sehr er sich wegen des geretteten Wetschers freuete / so war er doch über der kühnen Dieberey so hart ergrimmet / daß er den beschädigten Dieb zwang sich zu erheben / damit er durch jhn seines Pferdes wieder habhafft werden möchte; muste also dieser arme Tropff mit zuschlagener Hufft fortkriechen biß in Herkules Herberge / da jhn Wenzesla band / und in eine finstere Kammer versperrete; folgete hernach den beyden Fürsten auff jhr Gemach / öffnete den Wetscher / und nahm ein Schreiben herauß / welches er Ladisla mit diesen Worten einhändigte: Durchleuchtigster Fürst; was massen wir Menschen ohn Standes unterscheid der Gebrechligkeit des fleisches / ja dem Tode selbst unterworffen sind / erfahren wir täglich in allen Ständen. Nun ist mir leid / daß ich der UnglücksBohte seyn / und Euer Durchl. melden muß / was massen durch einen kläglichen Fall / die Götter nach jhrem unerforschlichen Raht und willen / den Großmächtigsten Unüberwindlichsten Fürsten und Herrn / Herrn Notestrich / unsern weiland herrschenden König / Euer Durchl. Herrn Vater / zu sich abgefodert haben / wodurch unser gantzes Königreich in einen sehr leidigen Stand gesetzet ist / insonderheit / weil Eure Gn. ausser Landes in der frembde sich schon eine geraume Zeit aufgehalten / uñ kein Mensch erfahren können /an was Ort oder Enden dieselben anzutreffen seyn; Da dañ unterschiedliche Diener von Euer Gn. Fr. Mutter /unser gnädigsten Königin uñ den Landständen ausgeschicket sind / umb zu erforschen / in was Landschafften Eure Gn. zu suchen währe / nachdem schon etliche sich unterstanden / allerhand Zeitungen von deren Tode außzusprengen / und Euer Erb Königreich zu verunruhen / welches aber bißher von Euer Gn. Fr. Mutter und wenig anderer Vorsichtigkeit ist verhindert worden / sonst möchte das Land durch iñerliche Aufruhr wol schon in vollem Unglücks-brande stehen. Wie hohes Verlagen nun das ganze Reich nach Euer Gn. Ankunfft trage / wird dieses Schreiben in etwas vermelden. Ladisla erseufftzete über dieser Zeitung /und lase folgenden Inhalt mit trähnenden Augen:
    Hedewig / verwittibte Königin in Böhmen / gebohrne GroßFürstin aus Teutschland / entbeut jhrem Sohn Fürst Ladisla / mütterlichen Gruß: Der grimmige Todt / welcher weder Tugend noch Frömmigkeit schonet / hat leider meinen liebsten König und Gemahl von meiner Seiten gerissen / und mich in den leidigen Witwenstand /dich aber und deine Fräulein Schwester ins Wäysen-Buch eingeschrieben. Du kanst nicht gläuben / lieber Sohn /mit was heissen Trähnen das gantze Reich jhren verlohrnen frommen Herrn und liebreichen Vater beweinen; und vermehret diese Traurigkeit nicht umb ein geringes / daß sie dein / als jhres Erb Königes nicht allein entbehren /sondern nicht eins wissen müssen / in was Stand oder Land du deine Jugend zubringest. Ich habe hin uñ wieder nach dir außgeschicket / hoffe es werde dich endlich einer außfragen / wo du sonst noch lebest. Sey ja nicht träge / so bald du dieses inne wirst / dich auff die Fahrt zu machen / damit ich und dieses Land erstes Tages die Krone auff deinem Häupte sehen mögen; sonst dürffte einem andern / der sich in sie verliebet / die Lunge darnach hängen / welcher dir in wenig Tagen so viel ungelegenheit einstreuen könte / daß du es in geraumer Zeit abzukehren Mühe haben müstest. Und damit dirs an Zehrungskosten nicht gebreche / hastu bey Zeigern Wenzesla eine Anzahl Kleinot / auff 30000 Kronen / und einen offenen Wechsel biß auff 100000 Kronen zu empfahen. Gehabe dich wol / und erfreue deiner betrübten

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