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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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Der alte Wenzesla hatte sich bißher nicht gereget / stund auff dem Gemache als ein Verzukter / und sahe diesem Wunder-handel zu; endlich trat er zurück in die Kammer / machte mit den auffgehengeten Harnischen ein grosses Geräusche / kam bald wieder / und rieff mit starker Stimme hinter sich: Ihr meine geträue Diener komt / und fahet mir die Schelmen lebendig / daß sie nicht entrinne; wodurch diese höchlich erschrecket / das Gewehr von sich warffen / und der Tühr zulieffen. Aber Herkules ermannete sich / trat jhnen entgegen / und stieß jhnen das Schwerd durch die Gurgel; rieff darauff den alten Wenzesla zu sich / und befahl / daß er alsbald den WundArzt / so gegen über wohnete / herzu holen solte. Derselbe war mit zween Gesellen bald verhanden / sahe den jungen Held mit blutigem Schwerd und Kleidern zwischen so vielen Erschlagenen stehen /und kunte vor verwunderung kein Wort spreche; Da Herkules zu jhm sagte: Mein Freund / da lieget mein Bruder hart verwundet / wo nicht gar erschlagen; sehet ob noch Leben in jhm sey / ich wil euch der Mühe redlich lohnen. Wenzesla gehub sich als ein Verzweiffelter / und wolte viel rüttels an jhm machen; Aber Galehn der Artzt redete jhm ein; Er solte ihm den Verwundeten helffen sanffte auffheben / und auffs Gemach tragen; Zohe jhm das Wames als einem Todten ab / und bestrich die SchlagAdern und Naselöcher mit kräfftigem Wasser / daß er endlich noch ein Lebenszeichen von sich gab; deßwegen er jhm allerhand Blutstillung gebrauchte / und insonderheit die gefährlichste Seitenwunde wol in acht nam. Herkules / wie schwach er gleich war / wolte sich nicht verbinden lassen / seufzete / und gehub sich kläglich / biß jhm Galehn zurief; Sein Bruder lebete noch / und solte guter Hoffnung nach / geheilet werden; Worauff er zuließ / daß der eine Geselle ihm die Kleider abzohe /und seine Wunden / deren er XXIV hatte / verband /worüber er gleichwol etliche mahl in Ohnmacht fiel /weil jhm fast kein Blut mehr im Leibe übrig war. Als Ladisla zu sich selbst kam / schlug er die Augen schwächlich auff / und fragete mit liegender Zunge /ob sein Herkules lebete; und weil der Arzt seine Rede nicht verstund / noch jhm Antwort gab / entwarff er sich und sagete: Wer hat euch befohlen / mich zu verbinden / weil mein einig geliebter Bruder tod ist / und ich keine Stunde nach ihm überbleiben wil? Wenzesla kam zu allem Glück darzu und antwortete: Gnädiger Herr / euer Herkules ist nicht todt / sondern nach erhaltenem Siege stärcker als jhr. Wol! so last mich jhn sehen / sagte er / oder meinen Geist ohn ferner auffhalten ihm nachreisen. Herkules war drunten im Hause verbunden / hatte sich schon ziemlich erhohlet / uñ ließ sich die Steige hinauff leiten. So bald jhn Ladisla sahe / sagte er mit blinzenden Augen zu jhm: Mein Brüderchen / lebe / so wil ich auch bald genesen. O meiner Seelen Liebe / antwortete er / bekümmere dich nur meinet wegen nicht im geringsten / sondern laß dir helffen / ich bin GOtt Lob / ausser Todes Gefahr. Der Arzt warnete sie beyderseits träulich / sie solten den Liebes-bewägungen nicht zusehr nachhängen / sonst würden sie übel ärger machen / welches fast schon auffs höchste kommen währe; Die Gedanken müsten so wol als der Leib ruhen / solte jhnen sonst geholffen seyn. Daher Herkules seinen Ladisla erinnerte / dem Arzt folge zu leisten / wo er sonst durch seinen Tod jhn nicht zugleich mit hinreissen wolte. Also wurden sie beyde befriediget / lagen gegen einander über auff Bankpolstern / uñ wurde von des Arztes Gesellen fleißig gewartet. Inzwischen hatte jhr Haußwirt Sabihn sich mit seinem Gesinde wieder hervor gemacht / welche im anfange des blutigen Kampffs davon geflohen waren / und in Winkeln sich hin und wieder verstecket hatten / wo sie meynete am sichersten zu seyn. Sie kunten sich nicht gnug verwundern / daß das Hauß voll Blutes stund / und mit Erschlagenen angefüllet war; und wolte der Wirt von Wenzesla fast mit Gewalt wissen / was die Ursach dieses mördlichen überfalles seyn möchte; wovon er jhn doch keinen bescheid zu geben wuste / und gleich in dem gewahr ward / daß ein Räuber noch nicht verschieden war / ließ jhn durch kräfftige sachen erquicken / und mit Dränung schwerer Peinigung befragen; welcher aber wegen seiner Wunden Schmerzen nicht viel reden kunte / baht sehr / jhm seine Pein durch schleunigen Todt zu verkürzen / und den Gefangenen vorzunehmen / der umb alles Wissenschafft trüge; worauff diesem die Seele außfuhr.

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