Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Mutter Seele durch deine fröliche Wiederkunfft. Gegeben auff dem Königlichen Schlosse zu Prag / von deiner getreuen Mutter. Hedwig. Nach Verlesung reichte ers seinem Herkules hin und sagte: Geliebter Bruder / ich find alhie sehr leidige Zeitung; wollest / bitte ich / den Brief lesen / und mir deine Meynung darüber eröffnen. Dieser lase es mit grosser Traurigkeit behende durch / und antwortete ihm: Herzlieber Bruder; Gott ist mein Zeuge / wie hefftig der klägliche Tod deines Herr Vaters mir zu herzen gehet; und mag Böhmen wol mit Warheit klagen daß es den gerechtesten und gnädigsten König an jhm verlohre hat. Wann wir aber betrachten / daß jedweder diesen Weg alles Fleisches gehen / und das irdische dereins ablegen muß / sollen wir unsere Traurigkeit billich mässigen / und gedenken / daß an den unsern nichts neues geschiehet /wann ihnen die Nohtwendigkeit zustosset / die uns allen gemein ist. Zwar es gehet uns saur ein / diesen Trost stracks anfangs zu ergreiffen; Dann wer wolte seiner lieben Eltern Abscheid aus dieser Welt / mit Trähnen unbegleitet lassen? jedoch / weil durch dieselben nichts wiederzubringen ist / muß man billich im Leide masse halten / insonderheit wann wir versichert sind / daß die Verstorbenen bey allen Bekandten einen guten Namen / und stete Gedächtniß jhrer Tugend hinterlassen / welches Lob dem weiland Großmächtigsten Herrn und Könige / Herrn Notesterich keine Vergängligkeit hemmen / viel weniger rauben wird. Er wolte in dieser Trostrede fortfahren / ward aber iñen / daß die Hauß-Tühr mit Gewalt auffgebrochen ward / daher sie beyde alsbald den Helm auffsetzeten / Schild und Schwert zun Händen nahmen / und hinunter vom Gemache ins Hauß traten / da sie gleich funden / daß sechzehn freche / zum theil übel gekleidete / aber mit Schwertern alle wolversehene Wagehälse zur Tühr eindrungen / und durch einander rieffen / wo der Gefangene / den das Pferd geschlagen /hinkommen währe. Unsere Helden traten gehertzt zu ihnen ein / uñ fragete sie Herkules / wer sie so kühn gemacht hätte / jhre Herberge unabgesagt zuüberfallen. Der Rottmeister eine Helle Barte in der Hand haltend / lächelte jhn an und sagte: Es wehre immer und ewig schade / daß der Himmel sich an jhm geirret /und jhn nicht zum Weibsbilde gemacht hätte / auff welchen fall er jhn vor seine Meisterin anzunehmen willens währe. Herkules war ungewohnet / dergleichen Reden gedultig anzuhören / und gab jhm zur Antwort; Er solte sich nur bald zur Tühr hinauß packen / ehe jhm der Abzug verlegt würde / hätte er aber über ichtwas zu sprechen / solte ers mit recht thun /da man sich zur Antwort erböte. Ja schöner Herr /antwortete dieser / ich wil euer Erinnerung statt geben / wiewol mit dem bedinge / daß jhr und euer Geselle mit uns gehet; griff mit diesem Worte nach jhm / in meynung jhn zu fahen; aber Herkules trat zurücke /zog das Schwerd / und hieb von der Seiten her jhm das Angesicht vor dem Kopffe hinweg / daß es wie eine Vorhaube auff die Erde fiel / und er zugleich mit niederstürzete. Nun fahre hin / sagte Herkules / du wirst fort mehr keiner Meisterin bedürffen. Als seine DiebsRotte solches sahe / drungen sie einmühtig auff unsere Helden zu / die sich aber auch nicht seumeten /sondern ein solches Spiel unter jhnen anfiengen / daß ehe sie XX Streiche führeten / schon achte / theils erschlagen / theils zur Gegenwehr undüchtig gemacht wahren; wiewol auch Ladisla eine tieffe Wunde in die rechte Seite bekam / woraus das Blut auff Herkules Kleider sprützete / und er gezwungen ward / einen Abtritt zu nehmen / indem Herkules sich unter die acht übrigen mischete / und wie ein ergrimmeter Löwe um sich schlug und stach / daß noch drey erlegt wurden / und die andern nicht an jhn durfften / ungeachtet er auch an unterschiedlichen Orten seines Leibes verwundet wahr. Als er ein wenig Lufft empfand /kehrete er sich nach Ladisla / und fragete / wie es umb jhn stünde / welcher mit schwacher Stimme antwortete: Sehr wol mein Bruder / wann die Götter dich nur erhalten. Mit welchen Worten er sanfft zur Erden nieder sanck; Worüber sein Freund als ein Löwe auffs neue loßgieng / des gantzlichen Vorsatzes / mit Ladisla zu sterben / oder seinen Todt zu rächen; schlug demnach so eiferig unter sie / daß sein Schwert auch durch die Pantzer gieng / mit welchen jhrer etliche sich unter den Kleidern verwahret hatten / biß sie /ausser zween / zur Erde stürtzeten / und er hingegen auch anfing krafftloß zu werden.
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