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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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liebreiche Seele / hastu deine schöne Herberge / den wolgestalten Leib schon außgezogen? Bistu dieses Lebens bereit müde gewesen / und hast mir so offt beteuret / es däuchte dich solches in unser Liebe erst recht angehen? Zwar du hast die Eitelkeit abgelegt /und bist wol ohn zweiffel schon in der Götter Zahl angeschrieben; was solte dich dann bewägen / diese Gebrechligkeit länger zu tragen? Aber biß eingedenke / bitte ich / biß eingedenke der inniglichen Liebe und Gewogenheit / womit meine Geister dir verbunden sind / und laß mich in deinem Himmels Stolze doch nur zu deinen Füssen ruhen / und mich an deiner allerliebsten Gegenwart ergetzen. Bistu noch eine MenschenSeele / so wirstu die meine nicht beschämen /wann sie zu dir nahet; bistu eine göttliche Krafft worden / O so nim die meine als deine geträueste Dienerin an / die dich anzubehten nicht wird unwillig seyn /dann ich kan durchaus nicht von dir geschieden bleiben / so wenig jezt im Tode / als vorhin im Leben /nachdem ich dich einmahl gekennet habe. Schließlich hoffe ich / man werde unsern Leibern diese Freundschafft tuhn / und sie in einen Sarg beyeinander legen. Hiemit nam sie ihr kleines Messerchen von der Seiten / und sties es gleich auff ihre Kehle zu / des gänzlichen Vorsatzes / ihrer Seele daselbst den leichtesten Weg zu öffnen. Aber Frl. Sibylla / welche neben ihr auff der Erden saß / uñ aus ihren Reden ihr Vorhaben leicht abnahm / gab eben acht auff ihre Hände / sahe den Stich / und warff mit einem grossen Geschrey ihre zarte Hand vor / welche sie ihr nicht allein gar durchstach / sondern auch noch ein zimliches Löchlein ihr selbst neben der Kehle machte. Das Fräulein empfand der Wunde / und riß die Hand mit Gewalt zu sich /daß das Messer drinnen stecken blieb. Der Stathalter trat gleich ins Zimmer / sahe ihre blutige Hand / und der Tochter den rohten Schweiß vom Halse die Brust hinab lauffen / auch sie zugleich nebest ihrer Mutter und Fr. Ursulen in tieffer Ohmacht liegen / zog vorerst dem Fräulein das Messer heraus / ließ alsbald einen Wund Arzt hohlen / und fragete / was dieses Unwesen bedeutete. Ach Gott / sagete das Fräulein /ich merkete / daß meine Frau Schwester ihr selbst aus Unmuht die Kehle abstechen wolte / welches Unglük abzuwenden / ich meine Hand vorwarff / und den Stich aufffing / sehe aber leider / daß sie auch noch eine Wunde bekommen hat. Fabius verfluchte sein Unglük / und nachdem Fr. Ursula sich erhohlete /auch Frl. Helena darzu kam / brachten sie die Stathalterin / und endlich Fr. Sophien wieder in etwz zurechte / welche ihres Blutes im Busem / aber keiner tödlichen wunde empfindend / zu dem verwundeten Fräulein sagte: Ihr unbarmherzige Feindin / und Hinderung meines billichen Vorhabens; warum mißgönnet ihr mir meine Ladisla / bey dem meine Seele nun bereit schweben würde / wann eure grausame Hand nicht währe; sahe sich hiemit nach ihrem Messer umb / und gedachte den Mord noch zu vollenden. Aber der Vater setzete ihr mit harter Rede zu; wessen sie sich zeihete / daß sie so unbesonnen wütete / uñ den Tod suchte? man hätte ja noch keine gewisse Zeitung ihrer Niderlage / sondern das blosse lügenhaffte Geschrey währe nur da; jedoch / gesezt / daß ihm also wåhre /solte man dann alsbald Mörder an seinem eigenen Leibe werden? wåhre es aber erlogen / wie ers gänzlich davor hielte / was würde sie dann ihren Eltern und Verwanten / ja ihrem Ladisla selbst vor Herzleid machen; solte sich demnach zur Ruhe begeben / biß man Gewißheit hätte. Fr. Sophia antwortete ihm: O mein herzallerliebster Herr Vater / ohn allen zweifel habt ihr hievon gewissere Zeitung / als euch lieb ist /und gedencket mich nur mit leeren Worten zu unterhalten. Fing darauff an / sich von neuen über den vermeynten Verlust ihres Ladisla so kläglich zustellen /daß sie alle anwesende zu weinen bewägete. O mein allersüssester Schatz / sagte sie / dessen volkommene Zucht und Tugend auszusprechen mir unmöglich ist; mustu dann deinen Lauff so schleunig zum Ende bringen / uñ in der ersten Blüte schon untergehen? Aber weder ich noch die Welt sind deiner reiffen Früchte würdig gewesen; der Himmel der Himmel sucht das seine / und gönnet der undankbaren Welt solche Volkommenheit nicht. Gewißlich wird die klare Seele ein neuer Stern am Himel seyn / welchen die Sternseher bald spüren werden. O Ladisla Ladisla / sollen wir uns mit deinem Bildniß / dir zu Ehren auffgerichtet /vergnügen lassen? Ja das wird uns nicht schutzen;

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