Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Herren Ladislaen Stimme auch noch; machete geschwinde auff / und sagete: O ihre Gnn. sein wilkommen; wie hoch und schmerzlich wird deren Tod von dem Frauenzimmer beweinet. Ladisla fragete / was die Ursach währe. Die ganze Stad ist des geschreies vol / antwortete er / als ob sie alle Tod / und Herr Herkules gefangen sey; daß wol keine Gasse oder Hauß in der Stad ist / darinnen euer Tod nicht solte beweinet seyn; aber eure Gn. halten mich länger nicht auff / daß ich die gute Zeitung anmelde / wovor ich ein reiches Botenbrod gewärtig bin. Daß soltu ohn daß wol haben / sagte Ladisla /aber weil es also beschaffen ist / wollen wir uns selbst melden; stieg auch mit Fabius / Leches / und Libussen im Vorhoffe ab / und gingen in allerstille durch den Hoff die Stiege hinauff nach dem EsseSaal / woselbst der Stathalter mit den seinen gar allein wahr /und untereinander allerhand Gespräch führeten; da Fr. Sophia des Kato Tochter Fr. Porzia / Herren Brutus Gemahl hoch rühmete / daß nach ihres Ehe Herren Tode sie nicht långer im Leben bleiben wollen / uñ ob man ihr gleich alle Mittel des Todes aus dem Wege geräumet / hätte sie auff eine zuvor unerhörete Weise durch verschluckung glüender Kohlen / ihre Seele aus dem Leibe getrieben / und sie ihrem allerliebsten Brutus nachgeschicket. Worauff ihre Fr. Mutter antwortete; Ob gleich solche und dergleichen Gewalttähtigkeit an sich selbst begangen / von etlichen Weltgelehrten gebilliget und gerühmet würde / so hätten doch andere aus der Vernunft sehr wol geurteilet / daß solches Unrecht währe / und der wahren Tugend allerdinge zuwieder lieffe / daher auch solche Gesetze gefunden würden / Krafft deren alle so sich selbst ermorden /vor unehrlich erkläret werden / und daß man ihren todten Leichnam mit einem Schandmahle zeichnen solle. Hat dann die keusche Lukrezie des Kollatinus Gemahl auch unrecht gehandelt / sagte Fr. Sophia /als sie von Sextus Tarquinius dem frechen Buben genohtzüchtiget / ihr keusches Gemüht durch einen freywilligen Tod zuerkennen gab? Daß wahr eine andere Sache / antwortete ihre Mutter / welche nach deinem Vernunfft-Glauben etwas scheinlicher kan behäuptet werden / wie wol ichs leicht dartuhn wolte /daß ihre Taht mehr aus verzweiffeltem Unmuht / als rechtschaffener Tugend geleistet ist / dañ ein Mensch hat von Gott nicht Gewalt bekommen über sein eigen Leben / sondern er muß solches so lange behalten /biß Gott dasselbe von ihm fodert. Der Stathalter gab seinem Gemahl recht / und daß er in dieser Frage mehr dem Aristoteles als den Stoischen Lehrern beypflichtete / wolte auch nicht / daß man davon weiters reden solte / daher Frl. Sibylla (welche zum hefftigsten bemühet wahr / ihre Wase zu begütigen) das tieffe ihres verstandes hervorsuchete / mehr als vor nie /und fing an zu reden / von des Glückes unbeständigem Wechsel / und wie man dessen Wütereien begegnen müste / da sie zu Fr. Sophien also anhub: Herzgeliebte Fr. Schwester / ich halte vor ganz gewiß / euch nicht unbewust zu seyn / was vor Beschaffenheit es umb uns Menschen in dieser Welt habe / da das umbwalzige Glük nicht anders / als das Gewitter sich erzeiget. Früh Morgens blicket das allerschönste Himmel-roht nach höchster Lust hervor / und darff der Sonnen selbst troz bieten; dessen der Wandersman wahrnehmend / ihm die Rechnung machet / er wolle noch diesen Tag seine Reise gar leicht enden; ehe aber der Sonnen Rad sich mit allen seinen Speichen uber der Erde sehen lässet / komt ein Sturmwind / und treibet die Wolken zusammen / aus welchen ein grosser Plazregen fället / daß der Wandersman gezwungen wird / unter eine Schamhütte zutreten / und des folgenden Tages zuerwarten; ist er aber so närrisch / und läufft unbesonnen im Regen fort; dann wird er nicht allein durch und durch naß / sondern er geråht an eine Bach / worüber ein schmaler Steg lieget / eilet hinüber / und weil er schlipferig worden ist / glitschet er hinab / fält in daß auffgelauffene wasser / und ersäufft gar drinnen. Was hat dieser Unbesoñener nun vor nutzen / meine Fr. Schwester / als ein muhtwilliges verderben? Ja was hat er vor Ehre davon / als Spot und Hohn vor aller Welt? Sehet / das Ungewitter hat uns leider auch getroffen / wie ihr davor haltet / da doch des Tages Anfang in eurer Heyraht sich nach allem Wunsche sehen lies. O erzeiget euch doch dem närrischen Wandersmanne nicht gleich / damit ihr nicht umb Lob und Leben auff einmahl kommet. Ist diese das Fräulein / würde jederman
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