Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
meinem Könige und dessen Gemahl umb eben dasselbe inständigst anzuhalten. Nun / sagte sie / gehet mein Vetter mit solchen Gedanken schwanger / werden ihm dieselben kein höchstes Gut / wie ers ja tåuffel / zuwege bringen; dann was währe ihm mit einer gezwungenen Liebe gedienet? Gezwungene? sagte er; davor wolte ich eines schnöden Todes sterben; Ich suche ja keinen Zwang / sondern nur eine kräfftige Vorbitte. Ach ja doch / sagte sie; gleich als wann ihr nicht wüstet / daß der Könige Bitte an ihre Untertahnen ein lauter Zwang ist; wil demnach nimmermehr hoffen / daß ihr solcher gestalt / und zwar in der Fremde mit mir verfahren werdet / da ich gar keinen Beystand habe. Hier fing nun Leches an / alle seine Wolredenheit außzuschütten / und ihr so viel liebliches dinges vorzuschwatzen / wie er ihr so träulich dienen / auch niemand als sie in sein Herz auffnehmen wolte; daß sie endlich sich erklärete / er möchte sich gedulden / biß auff ihrer Gn. Fräulein Wiederkunfft; wann dann dieselbe gnädigst darein gehehlen könte /solte ihm seine bißher erzeigete Gewogenheit und Träue ehrengebührlich vergolten werden. Leches nam dieses vor eine unbedingete Erklärung an / bedankete sich höchlich / und steckete ihr einen schönen Ring an den Finger / welchen anzunehmen sie sich anfangs wegerte / und ihn endlich noch behielt / wiewol mit vor angezogenem Bedinge / welches sie doch selbst nit in zweiffel zog / weil das Fråulein / deren Leches Liebe bewust wahr / sie schon etlichemahl vermahnet hatte / diese gute Heyraht nicht außzuschlagen / als wodurch sie in Königliche Verwandschafft auffgenommen würde. Gleich als diese Beredung geschehen wahr / erging Ladisla Befehl zum Auffsatteln; muste also Leches von dem liebes Gespräch abbrechen / und sich umb ander ding bekümmern. Fabius aber redete Ladislaen ein / in dieser Späte nicht so eilig auffzubrechen / sondern zuvor eine kurze Bedenkzeit zu nehmen zu einer beständigen Erklärung; und wohin wollen wir reiten? sagte er / da wir keinen Weg wissen / auch Herr Herkules / in betrachtung seiner eile nach dem Meer / sich zweiffels ohn schon wird auff ein Schiff begeben haben. Ladisla gab zur Antwort; er hoffete nicht / daß einiger Mensch ihm an der Nachfolge seines Freundes würde hinderlich seyn. Eben des sinnes bin ich auch / sagte Fabius; aber die finstere Nacht / der unbekante Weg / und daß ich zum ersten melden sol / die Unbesonnenheit / werden uns zu unserm Vorhaben wenig dienen. Und ob wir den Zeitungsbringer zu uns nehmen wolten / so weis er ja so wenig / wo Herr Herkules zu suchen ist / als wir selbst; zu geschweigen / daß er wegen seiner Wunden und tödlichen Schwacheit auff der Streu lieget / und nicht weiter fort kan. Libussa kam darzu / mit vermelde / der sehr schwache Bote hätte an König Ladisla eine sonderliche Werbung abzulegen; deßwegen er bald zu ihm ging / und fragete / was sein Anliegen währe. Mein Herr / sagte dieser; der so mich hergeschicket / hat mir sehr ernstlich eingebunden /dem Herren anzumelden / daß wo er ihn liebe / er ihm ja nicht folge / biß er Schreiben von ihm haben wird /welches in kurzen geschehen solle / und weil ich leider bekennen muß / daß ich von der Räuber Geselschafft bin / hat euer Freund mir Leben und Freyheit /auch von euch eine Viertel Jahrs Bestallung seines ädlen ritterlichen Dieners versprochen / da ich diese Werbung abzulegen fleiß anwenden würde. Ladisla fragete den Wund Arzt / der ihn gleich verbunden hatte / ob er genesen würde; Und als derselbe guten Trost gab / sagte er weiter zu dem Kranken: Guter Geselle laß dein wolpflegen / wozu ich dir alsbald XXX Kronen einreichen wil; und nach erlangeter Gesundheit gib dich zu Padua bey mir an / da soltu das Versprochene schon finden. Kehrete sich drauff zu Fabius und sagte: Ich werde meinem Herkules müssen gehorsamen / und die Nachfolge etliche Tage einstellen / wil inzwischen mich bedenken / wie ichs best anzugreiffen habe; und halte vor gut / daß wir stündlich uns nach Padua erheben / den unsern Zeitung zubringen. Fabius ließ alsbald den Reutern ansagen /sich fertig zuhalten / dessen sich niemand so sehr freuete als Leches / welcher seiner geliebeten so viel in den Ohren lag / daß sie ihm eine Stelle auff der Fräulein Gutsche neben sich gönnete / und ward sehr geeilet / weil sie gegen Mitternacht zu Padua bey den ihren zu seyn bedacht wahren; woselbst eine überaus grosse Traurigkeit und Angst entstund / so daß wenig fehlete / Fr. Sophia
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