Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
könte ihnen dermahleins zum nachteil gereiche / wañ sie darzu allerdinge würden stille schweige. Gallus der mit zu Tische saß / hatte bißher noch kein Wort darzu geredet; als er aber vernam / daß andere sich mit einmischeten / kunte er länger nicht einhalten / und sagte zu Parmenio; höret ihr Großsprecher / ich bin schon vor XII Jahren ein Römischer Befehlichshaber unter einer Legion gewesen / und habe ohn Ruhm zu melden zehn Feldschlachten beygewohnet /noch schäme ich mich nicht / diesem meinen Gn. Herren aus freien Willen als ein Diener auffzuwarten /dem ihr dz Schwert nachzutragen nicht wirdig seid; und wolte Gott / daß ich meinem Gn. Herren vorgreiffen dürffte / ihr müstet mir diesen euren tolpischen Frevelmuht mit dem Leben bezahlen / oder mir daß meine nehmen. Valikules redete ihm ein; er solte sich des Streits nicht annehmen / uñ würde Parmenio ihn dessen kaum wirdigen / weil er kein Ritter währe; er selbst wolte sich schon bemühen / seine Ehre zu handhaben. Aber Parmenio nam Gallus erbieten willig an / und sagte; er selbst wolte ihn hiemit vor einen Ritter erkläret haben / und ihn vor einen düchtigen Kämpffer halten / weil er sich vielmehr schämen müste / daß er sich mit einen Unbärtigen jungen in Streit einliesse; währe ihm also lieb / daß ers mit einem Manne solte zu tuhn haben. Valikules nam diese Rede mit einer sonderlichen Freimuhtigkeit auff / und sagete; Parmenio / gebrauchet euch eures zungendröschens frey über Tische / seid ihr aber so kek /daß ihr euch auff dem Platze finden lasset / werde ich schon euch so nahe treten / daß ihr Ursach haben sollet beyder Fäuste zugebrauchen. Dieser Rede meinete Parmenio zu bersten / sprang hinter dem Tische auff und sagete; weil du junger Lecker dañ nit anders wilt / muß ich dich nach verdienst straffen; zohe gleich damit die Faust / und wolte ihn ins Gesicht schlagen. Er aber wiche ihm aus / daß er fehl schlug / und drüber hinter dem Tische etwas ausglitschete / dessen Valikules wahr nam / und ihm mit der lincken Hand eine Ohrfeige reichete / daß es im Gemache erschallete / und diesem der rohte Schweiß aus der Nase floß /daher er sich hinter dem Tische nicht anders geberdete als ein wilder Ochse / fassete das Messer / und warff es ihm nach / da er schon vom Tische auffgestanden wahr / fehlete aber / daß es nebenhin in die Stubenthür fuhr; worüber er sich hefftig eiferte / daß er zu ihm sagete; Du unbehöfelter Ochse / ist dieses dein ritterliches Fechten / daß du mit blossen Fäusten und Brodmessern umb dich schlägest und wirffest? zwar mir stünde frey / dir dein Messer durch den Wurff wieder zuzusenden / da ich dein gewißlich nicht fehlen wolte / aber damit in solchem mördlichen Vorhaben ich mich dir nicht gleich stelle / soltu mir diesen Schimpff vor freier Faust bezahlen / wo ich lebe; ging hiemit nach seiner Kammer / und ließ ihm von Gallus die Waffen anlegen / aber das Pferd beschickete er selber / damit nichts daran versehen würde. Der Unhold tobete nach seinem Abtrit noch immerfort / und dräuete / daß er ihn durch seine Landsknechte in Stücken wolte zerhacken lassen; welches zween ädle Jünglinge / die mit ihm von Korinth kommen wahren / höreten / geschwinde hinlieffen / und es den andern ihren Gesellen sageten; welche dann alsbald ausgingen / einen bewehreten Hauffen zu Pferde zuversamlen / damit ein solcher überfall abgekehret würde. Etliche von denen wahren in einer Herberge / vor welcher Valikules vorüber reiten muste / sahen ihn mit Gallus daher kommen / und frageten / wohin er so eilig gedächte. Ihr meine liebe Herren und Freunde antwortete er; es ist ein verwägener hochmuhtiger Ritter in meiner Herberge / der mich ohn alle Ursach zuprügeln dräuet; mit dem werde ichs versuchen / ob ihm solcher Frevel in eine Reue könne verkehret werden. Diese bahten ihn sehr / ein wenig zuverzihen; ihnen währe bewust / daß Parmenio über LX neugeworbene Knechte in dieser Stad hätte; daß ihm nun von denselben keine Unredligkeit bewiesen würde /währen sie schon bemühet eine Schaar zuversamlen /die auf solchen fall ihm schutz halten könte. Er bedankete sich dieser Vorsorge / stieg derweile ab / uñ kehrete bey ihne ein / da inzwischen die anderen nicht feireten / ihnen einen Anhang zumachen. Es wehrete nicht lange / daß Parmenio vorüber ritte / welchen Valikules durchs Fenster ersehend / zu den Anwesenden sagete: Was dieser hochmuhtige Ritter mir heut und etliche Tage vor Schimpff erwiesen / kan
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