Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
sich / daß wann er über die gewöhnliche Zeit fastete / er darüber in Ohmacht geriete / würde sich aber bald wieder stillen. Wie er sich dann stark machete / und mit Dagobert davon ging / welcher ihn mehrenteils beym Arme führete; Die unseren aber sich bezeigeten / als ob sie dessen nit acht hätten; wiewol die Königin ihnen alsbald allerhand kräfftige und kostbahre Stärkungen nachschickete / und muste Herr Vorich der ReichsRaht mit ihnen nach der Herberge fahren / und mit ihnen Mahlzeit halten / da ihnen Königlich aufgewartet ward. Vor dem Essen nahm Dagobert mit Markomir einen Abtrit / und ward dieser von jenem gemuhtiget / sich wegen der Fräulein Entführung nicht zu hart zubekümmern / nachdem sie ja noch im Leben / und ihm unversaget währe. Worauf er sich in etwas erhohlete / und die Unterstelle am Tische nam. Bey dem Essen fiel wenig wichtiges vor / und nach abgetragenen Speisen hielt Dagobert an / daß der Herren einer / so neulich von Padua kommen / und die leidige Zeitung mitgebracht / sie besuchen / und bessern Bericht ihnen mitteilen möchte; welches Herr Vorich bey der Königin warb / und Krokus darauff befehlichet ward / zu ihnen zu fahren / und alles geträulich zuberichten / ohn daß er seine Gedanken wegen GroßFürst Herkules bey sich behielte / und vielmehr dem jungen Fürsten eine geringe Hoffnung machete / damit er in der übermässigen Liebe nicht gar verginge. Krokus hätte dieses lieber einen andern verrichten lassen /dann er wahr den Franken nicht sonderlich gewogen /muste doch den Befehl über sich nehmen / und solches leisten / da er dann an Dagobert einen fleissigen / an seinem Schreiber aber einen nachgrüblenden Zuhörer hatte / welcher nicht unterließ / das vornehmste in sein Hand-Büchlein auffzuzeichnen. Nach geendigter Erzählung gab Krokus ihnen den Raht / daß sie über wenige Zeit etliche ihrer Leute nach Padua schicketen / ob etwa gewissere Zeitung von dem geraubeten Fräulein einkommen währe / wohin man sie geführet / und auff was Weise sie best könte erlöset werden. Welches sie ihnen sehr wol gefallen liessen /und ihr Zweiffel hiedurch ihnen allerdinge benommen ward. Nun kunte doch Markomir sich nicht einzwingen / seine Gedanken zu eröffnen / und sagte in beysein Herren Krokus zu Dagobert; Wie meinet ihr Herr Gesanter / solte unser König und sein Sohn der junge Fürst nicht wol auff die Gedanken gerahten / bald nach erforschung / wo dieses unvergleichliche Fräulein auffgehalten wird / ein Kriegsheer von etlichen hunderttausenden dahin zuschicken / und durch die allergröste Reichsmacht einen solchen köstlichen Schaz frey zu machen? Ich halte wol / antwortete er / daß ihre Königl. Hocheit sich darzu verstehen dürffte /wann der junge tapffere Held / der Königl. GroßFürst ihn dazu anreizen würde. Dessen feurbrennende Liebe gegen dieses Königl. Fräulein / ist mir zum teil bewust / sagte der verstellete Schreiber / und zweiffele ich nicht / dessen Durchl. werde Tag und Nacht / ohn Rast und Ruhe darauff sinnen / wie solche Rettung zum füglich- und heilsamsten ins Werk gerichtet werde. Worauff Krokus antwortete: Wir an unserm Orte wollen hoffen / es solle solcher weitläufftigkeit nicht bedürfen / sondern der Himmel werde unserm König und seinem Oheim GroßFürst Herkules das Glük verleyhen / unser allerliebstes Fräulein (welche ihr aller Untertahnen Herz verbunden hat) anzutreffen / und in freien Stand zu setzen. So wolte ich unserm jungen GroßFürsten wünschen / sagete der Schreiber /daß dessen Durchl. bey eurem Könige sein möchte /nicht allein dessen gewünschete Kundschafft zuerlangen / sondern nebest dessen Hocheit in erlösung der Königl. Fräulein sein Blut und Leben anzuwenden /welches / weiß ich / seine allerhöchste Vergnügung seyn würde. Mit solchen und dergleichen Unterredungen ward der Tag zugebracht / und befand sich der junge Fürst der Sachen Gelegenheit nach / zimlich getröstet. Des folgenden tages ward dem Gesanten erläubet / wieder vorzutreten / und was er annoch zusuchen haben möchte / kühnlich anzudeuten; welcher dann nicht unterließ mit seinem Schreiber / welcher den gestrigen Tisch bekleidete / sich einzustellen; ließ sich vor dißmahl sehr demühtig vernehmen / baht umb allergnädigste Vergebung seiner gestrigen Unbesonnenheit / und hielt inständig an / ihre Königl. Hocheit wolten der geschehenen Anwerbung gnädigst eingedenke seyn / auff glükliche Wiederkunfft der Königl. Fräulein die so hochgewünschte
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