Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
Schickung ich mir gefallen lassen / und denen nicht wiederstreben sol; welches ich auch so fest in meine Seele gedrukt / daß / wo es nicht eine grössere Kraft heraus treibet / als die es hinein gesenket hat / mir wol biß an mein Ende unverrükt verbleiben wird. Ich halte aber davor / die himlischen Götter wann sie uns ein überköstliches Gut zeigen / wie mir geschehen ist / fügen sie alsbald eine grosse und wichtige Schwerheit zur äussersten Bemühung dabey / ümb uns zuversuchen und prüfen /ob wir auch so viel Muht und Herz haben die Mühe anzutreten / und unsere Nachstrebung ihrer Gütigkeit beyzulegen. Werden wir dañ diesem nach / an unser seiten müssig sitzen / uñ lauren / ob die Götter uns dieses Kleinot in die Schoß hinein schütten / werden wirs mit unserm unwiederbringlichen Schaden erfahren / daß solches nicht anders sey / als seine Wolfahrt verseumen. Mein Gn. Herr Vater erinnere sich / bitte ich / seines gedoppelten Lebens-Spruches / dessen zwar der erste ist; Alles nach der Götter Willen und Schickung; der andere aber: Die Götter verkauffen uns ihre Güter üm unsere Arbeit . Das allerkostbahreste Gut der Götter vor mich / ist die himlische Valiska / welche ich billich die Sonne der Unterwelt nenne; Was ists dann Wunder / daß sie auch anjezt in ihrem Lauffe nach der Götter Willen begriffen ist / nachdem die Sonne nimmer stille stehet? wer ihr nachläufft / wird sie ohn Zweiffel erlangen; wer aber stille sitzet / und wartet biß sie von ihr selbst zu ihm lauffe / wird einen blossen schlagen. Diesem nach / gönne mir mein Gn. Herr Vater / daß ich ihr nachlauffe / damit nicht der Sachsische Läuffer mir gar zu einen grossen Vorsprung abgewinne. Du trägest gute Speisen auff /mein Sohn / antwortete der Vater / aber das Salz mangelt / welches ich daran schütten muß; nehmlich die vorsichtige Klugheit. Du wilt lauffen / aber wohin? Du wilt suchen / aber an welchem Orte? Du wilt einem andern vorkommen / aber auff welcher Bahn? Sihestu was dir fehlet? Dein Seiger ist verrukt / der muß gestellet werden; aber durch Vernunfft / nicht durch blindes zuplatzen. Der Teutsche junge GroßFürst Herkules läufft; wir wollen auch lauffen / ja wir wollen lauffen. Herkules läufft ohn zweifel auffs ungewiß; das wird ihn nicht zum Ziele bringen; Markomir sol gewisser lauffen / so wird er dem Herkules vorkomme. Und schätze dich nicht geringer / mein Sohn / als jenen Herkules; dann was bey den Sachsen Herkules heisset / das heisset bey den Sikambern Markomir. Mein Uhr Anherr der allererste König der Sikambrer führete diesen Nahmen / und wahr des hoch berühmten Trojaners des Antenors Sohn / welcher vor 673 Jahren den ersten Grund dieses Reichs geleget hat / uñ wir denselben unter der Zahl unser Götter verehren. 216 Jahr nach seinem Tode herschete / der Neunde in der Ordnung / der Ander Markomir /und zwar eben so viel Jahr lang als der erste / nehmlich XXIIX Jahr / welchen wir als ein Wunder halten wege seiner hochgelehrten Klugheit und Wissenschafft in den freyen Künsten. Der dritte Markomir kam 335 Jahr nach ihm / hat vor 97 Jahren das Reich angenommen / und demselben XXI Jahr lang überaus löblich vorgestanden; massen die Franken unter ihm an Reichtuhm und Kräfften mehr zugenommen / als unter keinem andern vor ihm; und da es den Göttern nit zuwider ist / gelebe ich der Hoffnung / du werdest der Vierde Markomir von unsern Nachkommen gezählet werden; Helffe der Himmel / daß du nicht geringer noch unbenahmter werdest als der vorigen einer. Aber mein Sohn / wollen wir in dieser Hoffnung unbetroge seyn / müssen wir in alle unserm Vornehmen die Vernunfft vorne an setzen / als eine vollkommene Beherscherin aller unser Begierden; und wo wir uns in diesem Stük übersehen / wird die folgende Zeit uns entweder in das Buch der Vergessenheit /oder (welches noch schlimmer) der Verachtung einschreiben. Drumb ehe und bevor wir lauffen / wollen wir uns zuvor des Weges erkundigen / daß wir nicht nach Westen zurennen / wann wir gegen Osten sollen. Muß demnach ein geträuer und verständiger Diener zu Padua vernehmen / ob er daselbst / unser Wegweiser zu seyn / könne geschikt gemacht werden; sonsten wo ich dich zeitiger lauffen liesse / würde ich dich meinen einigen Sohn und gewissen Reichs-Erben ins Verderben jagen / dessen ich vor der ganzen Welt müste verachtet / und von allen meinen Untertahnen verfluchet seyn. Wie aber / mein Herr Vater / sagte Markomir / wann mir der Herkules vorlieffe? So tuht ers
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