Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
geliebet wurden / musten auff des Königes Befehl ihm auff seinem Gemache Geselschafft leisten /welches ihm der gröste Trost wahr / weil er keinen andern Menschen umb sich leiden mochte. Nach eingenommenen wenig Speisen und starken Trunk gewässerten Weins / legte er sich diesen Abend früh zur Ruhe / lag etwa ein halb stündichen ganz stillschweigens auff dem Bette / trieb etliche Gäukeley mit den Händen / und lächelte zuzeiten dabey ein wenig. Der eine ädelknabe wolte mit ihm reden / und ihm von seiner Stuterey (wozu er sonderliches belieben trug) etwas vorsagen; Er aber sagte zu ihm: Mein Walther (also hieß dieser) was hastu dich zwischen zwey verliebete Fürsten-bilder einzumischen? meynestu daß meine Gnade gegen dich grösser sey als daß sie könte gebrochen werden? Sihe da / ich gebiete dir / wo du mich noch einmahl verstörest mit der zu reden / deren ich ganz eigen bin / wil ich dich lassen an den lichten Galgen hencken. Ach ihr Götter / fing dieser mit Trähnen an / was wird hieraus werden? Der andere Jüngling / Nahmens Anther / trat zu ihm / und sagete: Durchleuchtigster GroßFürst / kan mir dann wol erlaubet seyn / mit euch zuschwätzen? Ja / sagte er /wann du weist wer ich bin. Wie solte ich solches nicht wissen? antwortete dieser; Eure Durchl. ist ja unser GroßFürst Markomir. Was? sagte er / bin ich der verfluchte Markomir? Wie solte ich mich wünschen ein solcher unglüklicher Liebhaber zuseyn; Mein Nahme ist Herkules / gebohrner GroßFürst der unüberwindlichen SachsenVölker; und werde ich nach Verlauff vier Monat das Beylager mit meinem vertrauten Fräulein halten. Walther lieff auff solche Rede hin nach dem Könige / und zeigete ihm solches wahnwitzige Vorbringen mit Trähnen an; Welcher ihm zur Antwort gab: Dieses ist später kommen als ich michs befürchtet habe; Die Götter wollen sich mein und meines lieben Sohns erbarmen; gehe du aber wieder hin / und gib nebest deinem Gesellen gute acht auff deinen Herrn / dz ich bald erfahre / wie sichs weiter mit ihm schicket / dann ich fürchte noch viel ein schlimmers. Inzwischen wolte Anther ihm einreden / und solche Einbildung ihm benehmen; aber er sahe denselben mit verwendeten Augen und greßlichem Gesichte an / und dräuete ihn zu fressen / wodurch er geschrecket / ganz stille schwieg. Der König ließ seinen Leib Arzt zu sich fodern / gab ihm das Unglük zuverstehen / und fragete / was vor Raht hie seyn würde / des jungen Fürsten Witz zuretten. Dieser machte sich alsbald fertig zu ihm zugehen / und wo möglich / ihm die Ader springen zulassen / fand ihn aber im harten unruhigen Schlaffe ligen / welcher ihn als im Augenblicke überfallen hatte; und sahe er aus allen Zeichen / daß ihm das Gehirn schon verrücket wahr / auch nach geendigtem Schlaffe er eine tobende Wuht würde sehen lassen; daher riet er dem Könige /welcher ihm gefolget wahr / daß man ihn also schlaffend mit dem Bette auff ein festes Gemach brächte /damit er nicht loßbrechen könte / welches ohn seumen geschahe. Gegen den Morgen erwachete er / fing ein hartes Geschrey an / welches einer Ochsen- als Menschen-Stimme ähnlicher wahr / sprang aus dem Bette / und zureiß sein Hemde in kleine Läplein / stund ohn alle Schahm ganz mutternacket / und rief / man solte ihm seine ritterliche Rüstung bringen / es müste sein Erzfeind der Frankische Markomir diese Stunde von seinen Händen sterben / als welcher ihm seine vertrauete unredlicher weise abspenstigen wolte. Walther und Anther waren bey ihm auff dem Gemache / und hatten sich aus Furcht verstecket / dann sie gedachten nicht anders / er würde sie erwürgen; endlich schliech der erstgedachte heimlich nach der Tühr / und klopffete leise an / daß die haussen stehende Diener ihm auffmachen solten / welches zwar geschahe / aber Markomir ward dessen zu früh innen / sprang so nacket hinter ihm her wie ein Hirsch / daß er zugleich mit ihm aus der Tühr kam / erhaschete ihn im Platze /und hätte ihn ausser Zweiffel erwürget / wann nicht sechs starke Knechte herzugelauffen währen / und ihn gerettet hätte / welche auch des jungen Fürsten endlich / wiewol mit grosser Mühe und Arbeit / mächtig wurden / und ihn bey Armen und Beinen wieder nach seinem Gemache schleppeten. Seine Eltern sahen an ihm sehr grosses Herzleid / und kunte seine frome Mutter sich anfangs nicht zufrieden geben; dann er blieb in solchem Wahnwitz eine geraume Zeit / biß ihm noch endlich durch einen erfahrnen Arzt raht geschaffet ward / wovon zu
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