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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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wegen des fünfften Räubers / der ihrer hütete / durfften sie kein Wort reden / noch sich umsehen / weil er das Schwert in der Hand hielt / und sie zu erstechen dräuete / wo sie sich regen würden; nicht desto weniger fassete die jüngste ganz nackete einen Muht / sahe sich um / und ward gewahr / daß schon zween Räuber gestrekt lagen / und die übrige beyden sich kaum mehr schützen kunten / daher sie zu ihren Gespielen sagte: Die Götter / geliebte Schwestern /wollen uns vor dißmähl gnädig retten. Ihr Hüter hatte sich auffgemacht / seinen Gesellen Beystand zu leisten / und als er diese Wort hörete / stund er / und bedachte sich / ob er sie alle drey zuvor erwürgen solte /hätte auch ohn Zweifel diese Mordtaht vollzogen /wann nicht Ladisla gleich mit seinem Manne währe fertig worden / daß er sich gegen jhn hätte wenden müssen / als welcher sich dieses Bubenstüks besorgete / und jhm zurieff; dafern er sich an diesen Weibesbildern vergreiffen würde / müste er durch alle Pein sterben. Hiedurch wurden diese elende dem Tode entrissen / dann Ladisla trieb den Räuber dergestalt umb / weil er ihn zu erschlagen noch nicht willens wahr /daß er jhn von den Weibern abzog / und er hingegen jhnen näher kam / da er sie fragete / ob jhnen auch an jhren Ehren Abbruch geschehen währe die jüngste aber zur Antwort gab; es währe ihnen die Schande zwar sehr nahe gewesen / aber durch der Götter Schuz / und ihrer beyder Hülffe abgekehret und hintertrieben. Der Räuber selbst fing zu ihm an: Ich weiß nicht / was vor Unfelde euch beyde lebendige Teuffel daher geführet / uns in unserm vorhaben zu stören / gleich da wir meyneten / am sichersten zu seyn und unser Liebe wirklich zu geniessen; fassete damit alle seine Kräffte zusammen / und wagete den äussersten Fall /ob er jhm den Harnisch durchhauen könte. Immittels dieses hefftigen Streits er sahe die ganz nackete ihr zurissenes Hemdlein / lieff hin / wickelte sich drein als best sie mochte / und setzte sich wieder zu jhren Gespielen / gleich als Ladisla seinen Feind mit einem Stosse in den Unterleib zur Erden fellete / daß er mit einem Gebölke die unreine Seele samt den Mist außschüttete. Herkules wahr auch seines Gegeners Meister worden / dann weil jhm die beyden stärkesten und erfahrensten auffgestossen wahren / hielt der Kampff ziemlich an / und mattete sich sehr ab / daß nach des Räubers Fällung er gezwunge ward / sich nider zusetzen. Ladisla aber ging nach erhaltenem Siege zu dem Frauezimmer / taht seinen Helm ab / und nach freundlicher Begrüssung zeigete er sein Mitleiden wegen ihres Unfalles an / sie daneben tröstend / weil ihre Zucht und Ehre unverlezt blieben währe / möchten sie das übrige mit Geduld überwinden. Diese verwunderten sich seiner guten Gestalt und Jugend über die masse / und bahten dienstlich umb Verzeihung / daß wegen ihrer Blösse sie nicht auffstehen / noch jhn gebührlich ehren könten / wie er solches umb sie verdienet hätte; insonderheit sahe jhn die zuvor ganz nackete / nunmehr halb eingewickelte mit schamhafftigen Augen an / und baht sehr / er möchte sich so hoch verdient umb sie machen / und der Röcke einen ihr unbeschweret zuwerffen / damit sie sich bedecken könte; welches er ihr nicht versagen wolte; legte ihr auch denselben ganz höflich umb die Schuldern / unterdessen die andern einen Abtrit nahmen / und wie best sie mochten / sich in der Eile bekleideten. Ladisla vergaffete sich an der entblösseten so gar / daß er sein selbst drüber vergaß / fragete sie doch / ob sie auch meyneten / daß noch etwas Gefahr vorhanden währe; und als er vernam / daß ohn die fünff erschlagene sie keinen Mensche gemerket / lösete er seinen Harnisch auff / etwas Kühlung einzunehmen / da dieses Fräulein / ihren dankbaren Willen zu erzeigen /jhm die hülfliche Hand boht / und dauchte sie / nie keinen so wolgestalten Ritter gesehen zu haben / setzete auch auff sein inständiges anhalten sich zu ihm in den Schatten des Baums nider / da der gute Ladisla durch Gelegenheit und Liebe verleitet / sie freundlich küssete / und mit allerhand Liebesreden sich gegen sie zu allen Diensten anerboht; worüber das Jungfräulein verursachet ward / ihn flehlich zu bitten / er wolte doch jhrer Ehren wider sich selbst Beschützer seyn /die er auß den Händen der boßhafften Räuber so ritterlich erlöset hätte. Und ob er gleich / sagte sie / mit alle meinem Vermögen mich jhm verbunden hat /zweifele ich doch an seiner hohen Tugend nicht /

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